24.05.2023
Umweltfreundliches Verhalten einfordern und erleichtern: Sondergutachten appelliert an Politik
Unsere Umweltprobleme, können wir nur lösen, wenn wir unsere Lebensweise ändern: wie wir wohnen, konsumieren, uns fortbewegen und ernähren. Die Politik muss dafür sorgen, dass umweltfreundliches Verhalten einfacher und attraktiver wird. Wie kann das gelingen?
Dieser Frage widmet sich ein aktuelles Sondergutachten des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU), das am 9. Mai in Berlin vorgestellt wurde. Christina Dornack, TUD-Professorin für Abfall- und Kreislaufwirtschaft, hat als Mitglied im Sachverständigenrat an den Empfehlungen mitgewirkt.
„Wir können die ökologischen Krisen nur eindämmen, wenn alle beitragen“, erklärt Prof. Annette Elisabeth Töller von der Fernuni Hagen, eine der beiden federführenden Autorinnen des Gutachtens. „Ob Konsum, private Investitionen oder Freizeitverhalten: Es ist höchste Zeit, dass die Politik umweltfreundliches Verhalten erleichtert, fördert und – wo notwendig – auch einfordert.“
Ein Beispiel: Viele Verbraucher:innen wären bereit, ihr Smartphone länger zu nutzen. Oft erschweren dies die Rahmenbedingungen: Der Akku kann nicht selbst gewechselt werden, Verschleißteile wie Displays zu tauschen, ist umständlich oder lohnt aufgrund des hohen Preises nicht, Software-Updates werden nicht mehr zur Verfügung gestellt oder Verträge bieten starke Anreize für ein Neugerät. „Der größte Teil der Umweltschäden entsteht bei der Herstellung des Smartphones“, sagt Christina Dornack: „Wenn Produkte langlebiger gestaltet werden und dies beim Kauf auch deutlich wird, nützt es Verbraucher:innen und Umwelt.“
Zumindest für Smartphones zeichnet sich eine Lösung ab: auf EU-Ebene wurde jetzt festgelegt, dass sie künftig länger nutzbar sein müssen. Damit die Menschen die Geräte aber auch tatsächlich länger behalten, muss es einfacher und selbstverständlicher werden, sie zu reparieren. Der Reparaturbonus, wie ihn Thüringen bereits umsetzt, sollte auch in Sachsen Anwendung finden, sodass die Menschen eine ehrliche Wahl haben.
Der Expertenrat ist sicher, dass durch die Kombination aus veränderten Rahmenbedingungen, eine größere Bereitschaft für umweltfreundliches Verhalten und Unterstützung in konkreten Situationen die Akzeptanz für umweltfreundliches Verhalten gesteigert werden. Das Gutachten analysiert, welche politischen Maßnahmen in den Bereichen Fleischkonsum, Smartphones und energetische Sanierung sinnvoll sind und wie sie umgesetzt werden können.
Weitere Informationen:
Sondergutachten zum Download
Mitschnitt der Vorstellung des Sondergutachtens demnächst hier auf YouTube
Sachverständigenrat für Umweltfragen
Prof. Christina Dornack ist Inhaberin der Professur für Abfall- und Kreislaufwirtschaft an der TU Dresden. Sie wurde 2020 auf Vorschlag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) in den Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) berufen.
Kontakt:
Prof. Christina Dornack
Professur Abfall- und Kreislaufwirtschaft
Tel.: +49 351 463-44121