Große Hydrologische Exkursion 2014
17. bis 26. August 2014
Masterstudiengang Hydrologie, 2. Semester
Betreuer: Dr. Robert Schwarze, Jutta Hofmann
Inhaltsverzeichnis
- 17.08. – Anreise
- 18.08. – Permafrost, Bergsturz bei Flims
- 19.08. – Bodensee, Institut für Seenforschung
- 20.08. – Europäische Wasserscheide, Rhone-Gletscher und Hochwasserschutz im Hochgebirge
- 21.08. – Wasserkraftwerke Bieudron und Gewichtsstaumauer Grande Dixence
- 22.08. – Massapegel, Aletschgletscher
- 23.08. – Grimselpass und Aareschlucht
- 24.08. – Rheinfall, Karsthydrologie/Blautopf
- 25.08. – Nationalpark Bayrischer Wal, Borkenkäferproblematik
- 26.08. – Rückreise
Sonntag, 17.08.2014 - Anreise
An diesem Sonntag im August brachen die Hydrologiestudenten des 2. Mastersemesters zur großen hydrologischen Exkursion auf. In zwei 9er Bussen führte die Fahrt in die österreichischen und schweizerischen Alpen. Nach der Ankunft im Jugend- und Familiengästehaus (JUFA) in Bregenz am Bodensee war noch Zeit für eine kleine Stadtbesichtigung, bevor es mit der eigentlichen Exkursion am nächsten Tag losging.
Montag, 18.08.2014 – Permafrost, Bergsturz bei Flims
Der erste Tag der Exkursion führte zum schweizerischen Ort Flims, der unterhalb der Abrisskante des größten Bergsturzes der Alpen liegt. Dieser ereignete sich am Ende der letzten Eiszeit. Nach dem Rückzug des Rheingletschers zog sich der Permafrost aus den Talflanken zurück, sodass das zuvor durch Eis zusammengehaltene Fels- und Lockermaterial den Halt verlor und in das Tal rutschte.
Später am Tag wurde eine kleine Wanderung zu der Aussichtsplattform „Spir“ unternommen, von wo aus sich ein imposanter Ausblick auf die Rheinschlucht präsentierte.
Der letzte Haltepunkt für den Tag war am Bahnhof von Versam-Safien, von wo aus sich die Bergsturzmassen gut betrachten ließen. In Anbetracht der drückenden Hitze kam einigen Studenten eine Abkühlung im vorbeirauschenden Rhein gerade recht.
Dienstag, 19.08.2014 – Bodensee, Institut für Seenforschung
Nachdem am Abend zuvor der Bodensee eigenständig erkundet worden war, wurde nun das Institut für Seenforschung in Langenargen besucht, um dort einen wissenschaftlich begründeten Einblick in verschiedene Aspekte des Sees zu gewinnen. Am Institut wurde die Gruppe herzlich empfangen und lernte in verschiedenen Vorträgen einiger Institutsmitarbeiter die Aufgaben und Erfolge des Institutes kennen.
Zu diesen Aufgaben zählt u.a. die Überwachung des Bodensees sowie von 4000 weiteren kleineren Seen in Baden-Württemberg. Das Institut führt hierbei Beobachtungen und Untersuchungen von physikalischen und chemischen Parametern durch, aus denen Bewertungen hinsichtlich des Zustandes der betrachteten Seen abgeleitet werden. Diese Bewertungen fließen dann in einen angewandten Gewässerschutz ein.
Gegen Mittag wurde einen kleiner Imbiss auf dem örtlichen Institutsparkplatz eingenommen, um anschließend gut gestärkt an einer Ausfahrt mit dem institutseigenen Messboot teilzunehmen. Hier wurden den Studenten alle Messgeräte und Messmethoden ausführlich vorgestellt. Damit konnte ein guter Einblick in die Aufgaben und Herausforderungen des Institutes gewonnen werden.
Mittwoch, 20.08.2014 – Europäische Wasserscheide, Rhone-Gletscher und Hochwasserschutz im Hochgebirge
Am nächsten Tag führte die Exkursion von Bregenz nach Sion im schweizerischen Kanton Wallis. Auf dem Weg wurde der Hauptalpenkamm, der Teil der europäischen Hauptwasserscheide ist, überquert. Diese Wasserscheide trennt das Einzugsgebiet von Atlantik/Nordsee im Norden und das Einzugsgebiet des Mittelmeeres und des Schwarzen Meeres im Süden. Leider versperrte dichter Nebel bei der ersten Passfahrt die erhoffte Aussicht.
Weiter führte die Fahrt zum Ursprungsort der Rhone, dem Rhonegletscher, der einer der größten Gletscher der Schweiz ist. Wie in vielen anderen Gebieten auch, ist hier ebenfalls ein starker Rückgang des Gletschers in den letzten 150 Jahren zu beobachten gewesen. Wie stark dieser Rückgang ist, wurde bei der Besichtigung der Moränen in Gletsch, welche vom letzten Eishöchststand in der Mitte des 19. Jahrhunderts stammen, klar. In Gletsch besichtigten wir auch den obersten Pegel der Rhone und eine historische Wasserkraftanlage.
Ein weiterer Zwischenstopp führte in die Ortschaft Brig am Fuße des Simplonpasses. Hier wurden die Besonderheiten des Hochwasserschutzes in Hochgebirgen wie z.B. der Umgang mit einem stark erhöhten Geschiebeaufkommen von Herrn Dr. Schwarze vorgestellt.
Gegen Abend wurde dann nach einem interessanten aber auch langen Tag die Jugendherberge in Sion erreicht.
Donnerstag, 21.08.2014 - Wasserkraftwerke Bieudron und Gewichtsstaumauer Grande Dixence
Am Morgen des vierten Tages fanden sich die Exkursionsteilnehmer in der Leitwarte des Wasserkraftwerkes Bieudron in Sion ein. Hier wurden die Studenten ebenfalls freundlich empfangen und es wurden die komplexe Mess- und Steuertechnik ausführlich vorgestellt.
Ferner erfuhren die Studenten, dass in der Schweiz derzeit ca. ein Drittel des Energiebedarfs durch Speicherkraftwerke gedeckt wird. Bei diesen Speicherkraftwerken wird das benötigte Wasser durch eine Staumauer im Gebirge gesammelt und unter hohem Druck in tiefere Ebenen geleitet. Dort treibt das Wasser die mit einem Wechselstromgenerator verbundenen Turbinen an. Vorteil dieser Technik ist die leichte Verfügbarkeit und die Flexibilität des Betriebs. Das System kann je nach Bedarf eingeschaltet oder angehalten werden, um so auf eventuelle Nachfrageschwankungen schnell zu reagieren.
Die nächste Station führte zu dem Kraftwerk selbst, wo die imposante Technik begutachtet werden konnte. Die Studenten sahen sich umgeben von Turbinenschaufeln, die größer als ein Studentenzimmer waren und von Rohrleitungen durch welche die zwei Busse ohne weiteres zur Staumauer hätten hinauffahren können.
Man entschied sich dann aber doch, die Straße zu nehmen, die zu der größten Gewichtsstaumauer Europas hinaufführte, zur Grande Dixence. Über ein komplexes System von Gräben und Rohrleitungen wird hier Wasser aus verschiedenen kleineren Einzugsgebieten zusammengeführt und gespeichert. Es ergibt sich so ein See mit einem Volumen von 400 Mio. m³ Wasser hinter der Mauer. Dieser Umstand ließ einigen Studenten den Magen flau werden als sie sich bei der Besichtigung des Inneren der Mauer nur etwa 20 m von diesen Wassermassen entfernt befanden. Oben auf der Staumauer bot sich hingegen ein gigantischer Blick über die Schweizer Alpen.
Freitag, 22.08.2014 - Massapegel, Aletschgletscher
Ein gut durchorganisierter und straffer Zeitplan erwartete die Studenten auch an diesem Freitag. Um Punkt 08:05 Uhr ging die Fahrt von der Jugendherberge Richtung Massa-Pegel los.
Die Massa im Schweizer Kanton Wallis wird mit einem Vergletscherungsgrad von 65,9 % hauptsächlich aus dem Schmelzwasser des Aletschgletschers gespeist, der später am Tage noch besichtigt werden sollte. Die Pegelstation liegt auf einer Höhe von 1446 m ü. M. und hat neben ihrer hydrologischen Bedeutung als Pegel auch eine große wasserwirtschaftliche Bedeutung in der Region südlich des Aletschgletschers, da etwa 150 m unterhalb des Pegels die Wasserfassung für das Wasserkraftwerk Mörel Aletsch liegt.
Noch mit dem Tosen der Pegelstation in den Ohren ging die Fahrt dann schließlich bei bestem Wetter weiter zum Aletschgletscher. Angelangt auf dem Eggishornin 2926 m. ü. M. eröffnete sich ein imposanter Blick auf den Gletscher.
Der Aletschgletscher ist mit einer Länge von etwa 23 km und einer Fläche von circa 80 km² der größte Alpengletscher. Sein Quellgebiet befindet sich in den Berner Alpen auf der Südseite des Kamms um die Jungfrau (4158 m). Andere große Berge in der näheren Umgebung sind das Aletschhorn (4193 m), der Mönch (4107 m) und der Eiger (3970 m). Aufgrund der steigenden Temperaturen ist ein starker Rückgang des Gletschers zu verzeichnen. So wird die Gletscherzunge trotz ihrer enormen Dicke von bis zu 900 m voraussichtlich bis zum Jahr 2090 vollständig verschwinden.
Samstag, 23.08.2014 – Grimselpass und Aareschlucht
Am Samstag verließ die Exkursionsgruppe Sion, um sich auf den Weg zur Jugendherberge in Stein am Rhein zu machen. Der Weg führte über den Grimselpass, wobei leider auch diesmal dichter Nebel die Aussicht versperrte.
Nach einer schlussendlich geglückten Passüberquerung wurde ein Zwischenstopp an der Aareschlucht eingelegt, wo die am Grimselpass entspringende Aare sich über die Jahre ihren Weg durch ein Kalkfelsenmassiv erodiert hat. Die so entstandene imposante Schlucht ist 1400 m lang und weist eine Höhe von bis zu 180 m auf. Seit dem 19. Jahrhundert ist die Schlucht für Touristen zugänglich und wird heute teilweise mit farbiger Beleuchtung in Szene gesetzt.
Gegen Abend wurde Stein am Rhein erreicht. Die meisten Studenten zog es noch zu einer kleinen Erkundungsrunde in die gemütliche Altstadt.
Sonntag, 24.08.2014 – Rheinfall, Karsthydrologie/Blautopf
Nach nur einer Nacht in Stein am Rhein wurde auch schon wieder zusammengepackt und sich auf den Weg in den Bayrischen Wald gemacht. Zunächst wurde jedoch noch der Rheinfall bei Schaffhausen, der wasserreichste Wasserfall Europas, besichtigt. Der Rheinfall ist durch verschiedene Ablenkungen des Rheins in der Riss- und Würm-Eiszeit entstanden. Der Rhein stürzt seitdem am Rheinfall über eine harte Kalkplatte in ein leicht zu erodierendes Schotterbett.
Weiter ging die Reise zum „Blautopf“, einer der größten Karstquellen Deutschlands, in die schwäbische Alb bei Blaubeuren. Hier gelangt Wasser aus einem bis zu 40 m tiefen Karstsystem über eine trichterförmige Quelle, die einen ca. 40 m breiten See formt, zutage. Das Quellwasser fließt von dort über den Bach Blau ab, der schließlich bei Ulm in die Donau mündet. Auf Grund der Trichterform der Quelle ist die Oberfläche des Wassers nahezu glatt. Der hohe Kalkgehalt des Quellwassers gibt diesem in Verbindung mit der besonderen Geometrie der Quelle die blaue Färbung. Das sich so ergebende nahezu magisch erscheinende Naturschauspiel zieht schon seit langen Zeiten die Menschen in seinen Bann.
Gegen Abend wurde die Jugendherberge in Waldhäuser im Bayrischen Wald erreicht.
Montag, 25.08.2014 – Nationalpark Bayrischer Wald, Borkenkäferproblematik
Am nächsten Tag wurde zunächst der Nationalpark Bayrischer Wald sowie seine Ziele und Aufgaben durch Nationalparkmitarbeiter im waldgeschichtlichen Museum in Sankt Oswald vorgestellt. Ferner wurde auch auf den dortigen Borkenkäferbefall und seine Folgen eingegangen. Große Teile des Fichtenwaldes im Bayrischen Wald sind so stark durch den Borkenkäfer geschädigt worden.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der urigen Racheldiensthütte wurde eine Wanderung durch den Nationalpark unternommen, bei der die vorher theoretisch behandelten Themen veranschaulicht wurden.
Am Abend fand schließlich ein von den Mitarbeitern des Nationalparks organisiertes Abschiedsgrillen auf der Nationalparkhütte statt, das die gelungene und unvergessliche Exkursion gebührend ausklingen ließ.
Dienstag, 26.08.2014 - Rückreise
Der Dienstag stellte einen reinen Rückreisetag dar, an dem es zurück nach Dresden ging. Gegen Nachmittag waren alle Studenten und Betreuer wohlbehalten wieder zu Hause angekommen.
Diese Exkursion wird auf Grund der vielen fachlich interessanten Ziele und gemeinschaftlichen Aktivitäten ein unvergessliches Erlebnis bleiben.
Danksagung
Ein herzlicher Dank geht an Herrn Dr. Robert Schwarze und an Frau Jutta Hofmann für die gute Organisation und Betreuung sowie an alle Menschen, die sich auf unserer Reise Zeit für uns genommen haben und durch interessante Fachbeiträge und Führungen unser Wissen auf dem Gebiet der Hydrologie erweitert haben.
Ferner gilt ein besonderer Dank der "Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU Dresden e.V." für ihre finanzielle Unterstützung der Exkursion.
Verantwortlich für den Bericht: A. Samborski, L. Städtler