Große Hydrologische Exkursion 2015
13. bis 21. Juli 2015
Masterstudiengang Hydrologie, 2. Semester
Betreuer: Prof. Dr. habil. Niels Schütze, Dr. Robert Schwarze, Jutta Hofmann
Inhaltsverzeichnis
Montag, 13.07.2015 - Anreise, Blautopf
Am Montagmorgen begann die Große Hydrologische Exkursion mit dem Treffen an der Autovermietung auf der Strehlener Straße in Dresden. Der Transport zwischen den verschiedenen Zielen innerhalb der Exkursion erfolgte mit zwei Minibussen, die von der Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU Dresden e.V. finanziert wurden. Auf dem Weg zur Jugendherberge in Hard wurde zunächst Blaubeuren als Zwischenstopp angesteuert. Hier befindet sich der „Blautopf“, eine der größten Karstquellen der schwäbischen Alb, die schließlich über den Fluss „Blau“ abfließt und weiter flussabwärts in die Donau mündet.
Es erfolgte ein kurzer Vortrag über Karsthydrologie durch die Betreuer der Exkursion. Das Einzugsgebiet des Blautopfs umfasst ca. 165 km². Die Schüttung ist jedoch stark abhängig vom Niederschlag und der Schneeschmelze. Somit erstrahlt der Blautopf auch nicht immer im namengebenden Blau. Lediglich nach längeren Regenpausen macht die Quelle ihrem Namen Ehre. Während der Exkursion war dies glücklicherweise der Fall.
Anschließend wurde die Fahrt zur Jugendherberge in Hard (A) fortgesetzt. Nach der Ankunft und Zimmeraufteilung gab es einen gemeinsamen Spaziergang zum Bodensee und für manche auch das erste Bad in diesem.
Dienstag, 14.07.2015 – Bodensee, Institut für Seenforschung
Nach dem Frühstück am Dienstagmorgen erfolgte die Fahrt zum Institut für Seenforschung (ISF) der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) in Langenargen. Die Hauptaufgaben des Instituts sind die Dokumentation und Bewertung des ökologischen Zustands des Bodensees sowie die Beratung der Entscheidungsträger und der Öffentlichkeit bei Gewässerschutzmaßnahmen und Prognosen. Durch die Wissenschaftler des ISF gab es zunächst Vorträge zur Hydrochemie, Limnologie und Seenphysik des Bodensees.
Nach den Vorträgen gab es einen kleinen Snack, bevor es auf das Forschungsschiff „Kormoran“ des ISF ging. Mit den Wissenschaftlern und Technikern des Instituts wurden mehrere Punkte auf dem Bodensee angesteuert. Mit Hilfe von Multiparametersonden werden an diesen Standorten in verschiedenen Tiefen Parameter wie Temperatur, pH-Wert, Trübung, Leitfähigkeit und Sauerstoffgehalt gemessen. Des Weiteren wird der Bodensee durch das Projekt „Tiefenschärfe“ hochauflösend kartographiert.
Abschließend wurde die Mündung der Rheinvorstreckung angefahren. Hier mündet der Alpenrhein in den Bodensee. Die Mündung wurde durch Deiche künstlich in den See hinein verlängert, um die Sedimentation abzuschwächen. Das deutlich kältere Wasser des Alpenrheins sinkt hinter der Mündung rapide unter das Seewasser und fließt praktisch zunächst am Grund des Bodensees weiter, bevor es sich mit dem Wasser des Sees vermischt.
Nach Abschluss der offiziellen Programmpunkte wurde gemeinsam am Strand in der Nähe der Jugendherberge in Hard gebadet und gegrillt.
Mittwoch, 15.07.2015 – Kopswerke, Europäische Wasserscheide
Am Morgen ging es mit den Minibussen zum Kopswerk I nach Partenen (A). Nach einem Einführungsvortrag durch einen Mitarbeiter der Vorarlberger Illwerke AG, wurden die Kraftwerkskavernen der Pumpspeicherkraftwerke Kopswerk I und II besichtigt. Mit Hilfe dieser Pumpspeicherkraftwerke kann vor allem erneuerbare Energie gespeichert werden. An sonnen- oder windreichen Tagen wird überflüssige Energie verwendet, um Wasser in die Speicherbecken nach oben zu pumpen. Wird die Energie später benötigt, wird der Fluss umgekehrt und die potentielle Energie in elektrischen Strom umgewandelt.
Nach der Besichtigung der beiden Kraftwerkskavernen gab es auf Einladung der Vorarlberger Illwerke AG ein üppiges Mittagessen im Restaurant „Silvrettasee“, welches einen atemberaubenden Blick auf den auf 2030 m ü.NN liegenden Silvretta-Stausee bietet. Nach dem Mittagessen informierten wir uns zunächst bei sehr schönem Wetter über die Stauanlage des Silvretta-Sees, bevor schließlich noch der Kopssee besichtigt wurde. Auf dem Weg dorthin fand zudem ein weiterer Stopp an der Europäischen Wasserscheide statt. Sie ist die Grenze zwischen den Einzugsgebieten der Nordsee und des Schwarzen Meeres. Die Staumauer des Kopssees besteht aus einer doppelt gekrümmten Bogenmauer in Kombination mit einer Gewichtsstaumauer und hält ein Nutzvolumen von 43.5 Mio. Kubikmetern zurück.
Auf dem Rückweg nach Hard gab es schließlich noch Zeit, die Stadt Bregenz (A) zu erkunden und das schöne Wetter zu genießen.
Donnerstag, 16.07.2015 – Permafrost, Bergsturz bei Flims
Am Donnerstag führten die Betreuer die Exkursionsgruppe nach Flims (CH). Vom Ort aus hatte man einen guten Blick über das Abrissgebiet in Richtung Flimser Stein. Herr Dr. Schwarze gab eine Einführung zur Permafrost-Thematik und den Flimser Bergsturz. Der Flimser Stein ist ein weites geneigtes Hochplateau im Norden der Stadt Flims in der Schweiz. Der Bergsturz ereignete sich zwischen 7300 und 7400 v.Chr. Es wird davon ausgegangen, dass der Rückgang des Permafrostes nach dem Ende der letzten Eiszeit
der Auslöser für dieses Ereignis war.
Die Exkursionsgruppe setzte anschließend die Fahrt zum Caumasee am Stadtrand fort. Von dort aus begann eine kleine Wanderung um den See zur Aussichtsplattform Spir. Diese bot eine sehr gute Aussicht auf die Landschaft der Ruinaulta (Rheinschlucht) und den Vorderrhein, der sich im Laufe der Jahrtausende seinen Weg durch die Bergsturzmassen gebahnt hat.
Nach einer Snackpause ging es dann wieder zurück zu den Autos und zum Bahnhof Valendas-Sagogn. Von der dort befindlichen Rheinbrücke konnte die Aussicht auf den ehemaligen Rand des Ilanzer Sees genossen werden. Der See war aufgrund des Rückstaus des Rheins nach dem Felssturz entstanden, existiert jedoch als solcher heute nicht mehr. Heute befindet sich im Becken des ehemaligen Sees die Stadt Ilanz.
Die Fahrt wurde zum Bahnhof in Versam-Safien fortgesetzt, welcher in der Ruinaulta liegt. Hier befanden wir uns im Zentrum des Durchbruchtals. Diese Stelle ermöglichte es sehr gut, die Struktur der Bergsturzmassen zu beurteilen. Es waren große Lösungsholräume zu sehen, durch die sich das Wasser ursprünglich unterirdisch Wege durch die Sturzmassen bahnte. Von dort aus unternahm die Exkursionsgruppe eine kurze Wanderung durch das Tal, um eine geeignete Badestelle am Alpenrhein zu finden. Das Bad war erfrischend fröhlich, auch wenn der eine oder andere Teilnehmer die Strömung etwas unterschätzt hat. Letztendlich haben es aber alle Teilnehmer wieder wohlauf zu den Autos geschafft.
Auf dem Rückweg nach Hard unternahm ein Teil der Gruppe einen Abstecher nach Vaduz (Li), um die Stadt zu besichtigen. Die Liechtensteiner erwiesen sich als äußerst kontaktfreudig und gaben der Exkursionsgruppe eine kurze Einführung in Politik und Wirtschaft des Fürstentums.
Freitag, 17.07.2015 – Fahrt nach Sölden, Aufstieg zum Hochjochhospiz
Über den Flexenpass, welcher auf 1773 m ü. A liegt, ging es nach Sölden (A) in den Ötztaler Alpen. Die Fahrzeuge konnten am Gasthaus Rofenhof (2011 m ü. A) abgestellt werden. Nachdem alle Fahrzeuge eingetroffen waren und nach einem Mittagessen auf der Terrasse des Gasthauses, begann der Aufstieg zum Hochjochhospiz auf dem Weitwanderweg Nr. 902. Das Hochjochhospiz liegt auf 2413 m ü. A und bietet Übernachtungs- und Einkehrmöglichkeiten.
Gegen Ende des Aufstieges fing es an zu regnen. Nachdem alle Exkursionsteilnehmer den Aufstieg geschafft hatten, wurden die Zimmer aufgeteilt und der Tag in der Gaststube in geselliger Runde ausgeklungen.
Samstag, 18.07.2015 – Aufstieg zur Vernagthütte, Gletscherexkursion
Nach der ersten Nacht im Hochgebirge wurde der Aufstieg in Richtung Gletscher fortgesetzt. Am Fuße des Vernagtferners liegt die Vernagthütte auf 2755 m ü. A, in der zunächst das Gepäck abgeladen wurde. Hier traf sich die Exkursionsgruppe mit dem Glaziologen Dr. Ludwig Braun, der für die Kommission Erdmessung und Glaziologie (KfG) an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München arbeitet. Nach einer kurzen Einführung wanderte die Gruppe in Richtung Gletscher entlang der Seitenmoräne. Dabei wurde eine Gletscherzunge überquert, um schließlich zur Mittelmoräne zu gelangen.
Auf der Mittelmoräne angekommen, gab es weitere Erläuterungen durch Herr Dr. Braun und die Möglichkeit, in einem Gletscherteich baden zu gehen. Einige der Exkursionsteilnehmer nahmen diese wahr und planschten mehr oder weniger fröhlich im eiskalten Wasser. Die Glaziologen untersuchen die Entwicklung der Gletscher in den Alpen. Aufgrund klimatischer Veränderungen gab es im Laufe der Erdgeschichte stets einen Wechsel zwischen Wachstum und Schrumpfung der Gletscher. In den letzten Jahrhunderten gab es mehrere Vorstöße des Vernagtferners, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts am Ende der so genannten „Kleinen Eiszeit“ zu einem letzten Vorstoß des Gletschers bis in den Bereich des Rofentals führte. Beim Übergang vom Hochjochhozpiz zur Vernagthütte waren die Moränen dieses Vorstoßes noch immer deutlich erkennbar. Danach zog sich der Vernagtferner tendenziell zurück, wobei insbesondere seit 1980 aufgrund der Klimaerwärmung sehr starke Massenverluste zu verzeichnen sind.
Des Weiteren besichtigte der Großteil der Gruppe auf dem Weg zurück zur Vernagthütte den Pegel am Vernagtbach unterhalb des Gletschers, welcher das Schmelzwasser des Vernagtferners führt. Hier wurden das Messkonzept und die Ausstattung mit meteorologischen und hydrologischen Geräten vorgestellt und diskutiert. Zum Ausklang dieser sehr interessanten Gletscherexkursion schenkte Herr Dr. Braun in der Pegelhütte eine Runde Wein und warmen Tee aus und gab der Gruppe die Möglichkeit, sich künstlerisch mit den Bergen auseinanderzusetzen, wobei einige ansehnliche Gemälde entstanden.
Sonntag, 19.07.2015 – Abstieg und Fahrt in den Bayerischen Wald
Die Gruppe teilte sich am Sonntag. Ein Teil erklomm einen Gipfel und knackte somit die Höhenmetermarke von 3000 m, während der andere Teil der Gruppe direkt ins Tal hinabstieg. Zur Mittagszeit trafen sich alle wieder am Rofenhof und aßen gemeinsam zu Mittag. Anschließend setzte die Gruppe nach Waldhäuser im Bayerischen Wald um. Hier wurden die Zimmer in der Jugendherberge Neuschönau-Waldhäuser bezogen und im naheliegenden Restaurant zu Abend gegessen.
Montag, 20.07.2015 – Nationalpark Bayerischer Wald
Der Tag begann mit einem Besuch im Waldgeschichtlichen Museum in Sankt Oswald. Es gab einen Vortrag von einem Mitarbeiter des Nationalparks Bayerischer Wald über die Forschungsaktivitäten im Nationalpark. Herr Dr. Schwarze hielt einen Vortrag über die Abflussbildungsprozesse im Einzugsgebiet der Großen Ohe. Anschließend wurde eine Masterarbeit zu tracerhydrologischen Untersuchungen im Bayrischen Wald vorgestellt. Bevor die Gruppe in den Nationalpark aufbrach, blieb noch etwas Zeit, das Museum anzuschauen.
Im Nationalpark wurden zunächst zwei meteorologische Messstationen besucht. Die erste befand sich innerhalb eines Buchenbestandes. Hier findet ein langfristiges Ökosystemmonitoring statt, welches vor allem die Aspekte Versauerung, Eutrophierung und Ozon berücksichtigt. Im Anschluss ging es zur zweiten Station im Fichtenbestand. Große Flächen des Bayerischen Waldes sind vom Borkenkäfer befallen. Dieser in einer Regenerationsphase befindliche junge Fichtenbestand wird vor allem genutzt, um den Stoffhaushalt im Störungsregime zu beobachten.
Nach den meteorologischen Messstationen stand der Pegel Taferlruck auf dem Plan. Nach Besichtigung der Pegelhütte wurde die Bedeutung der biologischen und anthropogenen Störungsregime auf das Abflussverhalten der Großen Ohe diskutiert. Es wurde im Zusammenhang mit dem Borkenkäfer eine erhöhte Nitratkonzentration festgestellt, welche für die Verwendung des Wassers als Trinkwasser kritisch sein könnte. Der kritische Grenzwert wurde in der Vergangenheit nie erreicht.
Als Fazit der Exkursion in den Bayerischen Wald konnte festgestellt werden, dass es hier die seltene Möglichkeit gibt, langfristig die natürliche Entwicklung eines Waldes zu beobachten. Denn für den Nationalpark gibt es eine Vorschrift: „Natur sein lassen“. Eingriffe in die natürliche Entwicklung des Gebietes sind nicht erlaubt.
Am Abend fand das Abschlussgrillen an der Bärlochhütte statt. In Lagerfeuerromantik mit Gitarre und Gesang entstand schließlich die ein oder andere selbst ausgedachte und die Exkursion Revue passieren lassende Strophe.
Dienstag, 21.07.2015 – Rückreise
Am letzten Tag der Exkursion erfolgte ausschließlich die Rückreise nach Dresden.
Danksagung
Besonderer Dank gilt der Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU Dresden e.V., welche die Exkursion, wie schon in den Jahren zuvor, finanziell unterstützt hat. Die Ausleihkosten für die Kleinbusse konnten durch diese finanzielle Unterstützung gedeckt werden.
Weiterer Dank gebührt dem Institut für Seenforschung für Vorträge und die Teilnahme an der Messfahrt, der Vorarlberger Illwerke AG für die Führung durch die Kraftwerkskavernen und das leckere Mittagessen, Herrn Dr. Ludwig Braun für die Führung über den Vernagtferner und die künstlerische Motivation sowie dem Waldgeschichtlichen Museum in Sankt Oswald und den Mitarbeitern des Nationalparks Bayerischer Wald.
Ein großes Dankeschön geht auch an das Institut für Hydrologie und Meteorologie für die Organisation und Betreuung der Exkursion, speziell an Herrn Dr. Robert Schwarze, Frau Jutta Hofmann und Herrn Prof. Dr. habil. Nils Schütze.
Verantwortlich für den Bericht: R. Schlick