Geschichte des Eisenbahnbetriebslabores
1951 – 1954
Im Jahre 1951 entstand in Anlehnung an die bereits existierende Anlage in Darmstadt (1937) die erste Versuchsanlage in Dresden. Diese bestand aus dem Bahnhof Erika und den Block Steigerwald. Die Anlage konnte nur in eine Fahrtrichtung betrieben werden. Im Gegensatz zu heute lag der damalige Forschungsschwerpunkt nicht im Bereich des Eisenbahnbetriebs. Vielmehr handelte es sich um eine Testanlage für entwickelte Modelllokomotiven und Elemente der Eisenbahninfrastruktur. Die Schwerpunkte können wie folgt zusammengefasst werden:
- Test Modelllokomotive insb. Laufsicherheit
- Erprobung Modellstellwerk
- Entwicklung und Test von Weichen, Weichenantrieben, Lokomotiven und Oberbauelementen für den Lehrbetrieb
- Erprobung Zugeinwirkungskontakt: Magnetschalter
Neben der beschriebenen Anlage entstand weiterhin noch eine Versuchsanlage für fahrdynamische Zwecke. Diese war in einen Werkstattraum untergebracht und diente der Funktionserprobung des geschaffenen Gleismaterials und der Weichenantriebe.
Die Anlage bestand aus folgenden Elementen:
- Ablaufberg
- diverse Kurvenradien
- Rampe mit variabler Steigung
Zusätzlich war eine Apparatur zur Feststellung des Zusammenhangs zwischen Bogenhalbmesser und Zugkraft vorhanden.
1951 – 1954
Im Jahr 1954 wurde eine neue Anlage im Rohbau eröffnet. Diese befand sich in dem Raum, in dem sich heute die Bahnhöfe Waldhof, Neustadt und Adorf befinden. Es existierten 7 Betriebsstellen die alphabetisch nach Pflanzenarten benannt wurden. Die Bahnhöfe Aster, Birken, Erika und Hasel, der Haltepunkt Clematis und die Blockstellen Dornbusch und Fichtengrund.
Es wurde im Betrieb zwischen Zug- und Stellwerkspersonal unterschieden. Die Lokführer saßen an einem erhöhten Pult, an dem sich 6 Steuergeräte befanden. Diese konnten mit den Stromabschnitten auf der Anlage verbunden und die Lokomotiven so gesteuert werden.
Die Signale waren teilweise für die Lokführer schwer einsichtbar, da diese den ganzen Raum überblicken mussten. Die Fahrdienstleiter saßen vor improvisierten oder nachgebauten Stellwerken und hatten Telefone für die Zugmeldung.
1963 - 2000
Im Jahr 1963 wurde die erste Anlage am Standort der heutigen Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) eingeweiht. Diese bestand aus 2 Strecken in unterschiedlicher Höhe. Ursprünglich war geplant, diese Strecken in unterschiedlichen Farben (schwarz: zweigleisig; grün: eingleisig) darzustellen, allerdings wurde diese Idee wieder verworfen:
Es erfolgte eine Namensänderung der Bahnhöfe in Adorf und Zellwald. Die Hauptstrecke war eine durchgehend zweigleise, ringförmige Strecke, welche die Bahnhöfe Adorf und Zellwald verband. Auf dieser Strecke sollten weiterhin die Bahnhöfe Schwarzburg, Schwarzfeld und Schwarzhain liegen. Diese Strecke war 155 m lang, was ca. 31 km Streckenlänge entsprach. Adorf und Zellwald waren gleichzeitig Beginn bzw. Ende der nach unten abgesenkten eingleisigen Strecke, welche die zweigleisige Strecke „C“-förmig umschloss. Dazwischen waren auf dem eingleisigen Abschnitt die Bahnhöfe Grünland, Grünmarkt, Grünstadt und Grüntal geplant. Der eingleisige Bereich besaß eine Länge von 130 m, was ca. 26 km entsprach.
Hier sieht man den Gleisplan der tatsächlich gebauten Anlage:
Betriebsstellen:
- Adorf - Spurplanstellwerk Sp64b2 der Bauform II
- Zellwald - Elektromechanisches Stellwerk (Fahrdienstleiter und Weichenwärter) Weinstadt - Zugtastenstellwerk der Bauform I
- Schwarzburg - Drucktastenstellwerk der Bauform II
- Dornbach - Mechanisches Stellwerk (Fahrdienstleiter und Weichenwärter) Grüntal - Elektromechanisches Stellwerk (Fahrdienstleiter und Weichenwärter)
Die Stellwerkstechnik wurde mit Ausnahme von Grüntal und Schwarzburg aus der vorherigen Anlage übernommen. Es erfolgte eine Trennung von Fahrpersonal (außen) und Stellwerkspersonal (innen). Des Weiteren gab es einen Dispatcherarbeitsplatz in einem extra Raum. Der Dispatcher konnte jeden Fahrdienstleiter durch eine Allsprechstelle erreichen und hatte den Bildfahrplan in gedruckter Form vorliegen.
Einige Fakten zu der Anlage:
- 440 m Gleis
- 40 Weichen (+ 17 DKW)
- 53 Formsignale
- 20 Lichtsignale
- 30 Handsteuerloks
- 50 Reisezug- und 120 Güterwagen
- 6 Bahnhöfe mit 9 Stellwerken (ca. 1000 Relais) 37 km Draht
Die folgende Abbildung zeigt ein Teil des Labors im Jahr 1996. Die verschiedenen Strecken sind aufgrund der unterschiedlichen Höhe eindeutig zu erkennen. Unten ist die eingleisige Strecke und im Hintergrund ist der zweigleisige Ring erkennbar. Weiterhin sieht man die Anordnung der Stellwerke innen und des Fahrpersonals außen.
Auf dem Bild kann man ebenfalls die im ersten Halbjahr 1994 eingebaute LZB-Versuchsstrecke erkennen. Diese wurde bereits, wie heute, digital mit dem Selectrix-System betrieben. Für diese Strecke gab es einen extra Rechner, der die Fahrzeuge gesteuert hat und somit war kein Lokpersonal erforderlich. Es gab zwei Betriebsstellen auf der Strecke: der Bahnhof Neustadt und die Überleitstelle Schwarzburg Wilhelmshöhe. Beide wurden von einem ESTW in Neustadt gesteuert.
An dem oberen, rechten Ende des Gleisplans war ebenfalls eine Gleisschleife angeschlossen, um die Züge wenden zu können.
Neben der Anlage gab es weiterhin ein Prüffeld mit Modell einer Anschlussbahn eines größeren Stahlwerks. Dort war eine Messtrecke für ablaufende und abgestoßene Modellwagen vorhanden.
2000 – Gegenwart
Die gegenwärtige Anlage des Eisenbahnbetriebslabors (EBL) befindet sich an der TU Dresden und ist Bestandteil des Integrierten Eisenbahnlabors (IEL) der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“.
Nach einer einjährigen Pause für Neubau und Umzug wurde der Lehrbetrieb im Wintersemester 2001/2002 in den heutigen Räumlichkeiten wieder aufgenommen.