Oct 13, 2022
Sachsen hält am Flughafen Dresden fest
Der Flughafen Dresden ist bei den Passagierzahlen noch weit vom Niveau vor der Corona-Krise entfernt. MDR AKTUELL-Hörerin Kristin Kreutzmann aus Dresden fragt deshalb, was gegen die geringe Auslastung unternommen wird oder ob möglicherweise sogar eine Schließung bevorsteht.
- Regionalflughäfen machen oft hohe Verluste, beim Flughafen Dresden waren es im Jahr 2020 rund 6,8 Millionen Euro.
- SPD-Chef Henning Homann zufolge ist der Flughafen Dresden von großer Bedeutung für die regionale Wirtschaft.
- Verkehrsexperte Hartmut Fricke von der TU Dresden sieht die Luftfahrt-Branche insgesamt im Umbruch.
Der Flugbetrieb am Flughafen Dresden-Klotzsche ist noch überschaubar. Pressesprecher Uwe Schuhart von der Mitteldeutschen Flughafen AG betont aber, allmählich erhole sich die Luftfahrtbranche von der Corona-Krise. Schuhart zufolge halten große Kunden wie Lufthansa weiter am Flughafen Dresden fest. Auch Swiss sei zurück und fliege nach Zürich. KLM verbinde Dresden mit Amsterdam. Ryanair fliege wieder London an. Außerdem gebe es eine große Nachfrage nach Touristenzielen. Die Leute wollten wieder mit dem Flugzeug verreisen.
Wird der Dresdner Airport überleben?
Ungefähr 1,8 Millionen Passagiere waren es vor der Krise. Wenn es gut läuft, kommt man in Dresden in diesem Jahr vielleicht wieder auf eine Million. Doch die Bilanzen weisen seit Jahren rote Zahlen in Millionenhöhe auf. Das belastet die Anteilseigner der Mitteldeutschen Flughafen AG: den Freistaat Sachsen, das Land Sachsen-Anhalt und die Städte Leipzig, Dresden und Halle.
Regionalflughäfen machen oft hohe Verluste
Gerhard Liebscher ist verkehrspolitischer Sprecher der Grünen in Sachsen. Nach seinen Angaben hat der Dresdner Flughafen im Jahr 2020 ein Minus von ungefähr 6,8 Millionen Euro eingefahren. "Und auch für das Jahr 2021, wenn man sich die Passagierzahlen anschaut, die dann noch niedriger waren, ist davon auszugehen, dass Verluste mindestens in gleicher Größenordnung eintreten werden."
Laut einer Studie vom BUND und dem Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft kosten die deutschen Regionalflughäfen die Steuerzahler jährlich mehr als 100 Millionen Euro. Gründe dafür seien rückläufige Passagierzahlen, Überkapazitäten und vor allem regionaler Wettbewerb.
SPD-Chef: Airport wichtig für regionale Wirtschaft
An eine Schließung des Dresdner Flughafens denkt Henning Homann, Landesvorsitzender der SPD Sachsen, allerdings nicht. Er sagt, Flughäfen hätten immer auch eine große Bedeutung für die regionale Wirtschaft. Man könne deshalb nicht nur sehen, ob ein Flughafen rentabel sei, man müsse auch die regionale Wirtschaft im Blick haben.
Flughäfen haben eine sehr große Bedeutung für die regionale Wirtschaft. Und das bedeutet, man kann nicht nur immer den Flughafen an sich sehen, ob der rentabel ist oder nicht, sondern man muss auch die komplette regionale Wirtschaft mit im Blick haben. Deshalb steht auch nicht zur Debatte, dass der geschlossen wird.
Auch das CDU-geführte Finanzministerium sieht das ganz ähnlich. Von dort heißt es, der Dresdner Airport sei vor allem essenziell für die hier angesiedelte Luftfahrtindustrie, allen voran die Elbe-Flugzeugwerke, mit ihren 1.600 Mitarbeitern – ein Zentrum für die Umrüstung von Airbus-Passagierflugzeugen in Fracht- und Tankflugzeuge.
Grünen-Experte: Berlin, Leipzig und Prag schnell zu erreichen
Doch Verkehrspolitik ist auch Klimapolitik. Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist festgehalten, dass durch bessere Bahnverbindungen die Anzahl von Kurzstreckenflügen verringert werden soll, erklärt Gerhard Liebscher von den sächsischen Grünen. Er sagt, es sei gut möglich, die Flughäfen in Berlin, Leipzig oder Prag in ein bis zwei Stunden Autofahrt zu erreichen. Es sei deshalb "noch mal gut zu überlegen, warum und wofür wir einen Flughafen in Dresden brauchen".
Verkehrsexperte sieht Luftfahrtbranche im Umbruch
Hinzu kommt auch noch, dass die EU-Kommission in Zukunft die Subventionierung von Regionalflughäfen deutlich einschränken will. Professor Hartmut Fricke von der TU Dresden sieht die gesamte Branche im Umbruch. Er sagt, die TU Dresden sei im Bereich Drohnen und unbemannte Flugtaxis unterwegs. Diese neuen Geschäftsmodelle müssten sich in den nächsten Jahren auch Infrastrukturen suchen, was zu einer Umfunktionierung von Regionalflughäfen führen werde.
Doch auch die Transformation wird Geld kosten, meinen Experten. Dauerhaft aussitzen kann die Politik das Problem der hohen Defizite bei Regionalflughäfen wohl aber auch nicht.