Abschlussarbeiten in der Verkehrspsychologie
An der Professur können Qualifikationsarbeiten zu einer breiten Palette an Themenbereichen absolviert werden. Sinnvoll ist dazu häufig eine Anbindung an aktuelle Projekte. Außerdem werden regelmäßig konkrete Themenstellungen (s.u.) ausgeschrieben. Bei inhaltlichen Nachfragen kontaktieren Sie bitte die Mitarbeiter der Professur.
Zu Richtlinien / Vorgaben bzgl. der formalen und inhaltlichen Ausgestaltung der jeweiligen Arbeiten konsultieren Sie bitte die Studiendokumente bzw. Leitfäden (sofern vorhanden) Ihres jeweiligen Studienganges. Von Seiten der Professur gibt es einige allgemeine Hinweise für Abschlussarbeiten. Bei weiteren Fragen wenden Sie sich an die Mitarbeiter der Professur.
Aktuelle Angebote für Diplomarbeiten / Masterarbeiten/ Bachelorarbeiten/ Studienarbeiten
Hintergrund:
Die technologischen Entwicklungen von Automatisierten und Vernetzten Fahrzeugen bringt Möglichkeiten schon während bzw. vor der technologischen Entwicklungen die Nutzer:innensicht und die Bedürfnisse von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen zu berücksichtigen. Das EU Projekt SINFONICA hat das Ziel den Verkehr von morgen inklusiver zu gestalten und führt dazu EU-weit Befragungen, Interviews und Fokusgruppen durch, dessen Ergebnisse dokumentiert und aufbereitet Kommunen, Städten und Verkehrsanbietern sowie OEMs zur Verfügung gestellt werden.
Aufgabenstellung:
Basierend auf bereits durchgeführten Fokusgruppen in Hamburg, soll eine qualitative Auswertung der Daten erfolgen. Dazu wird ein Kategoriensystem entwickelt, die Aufnahmen transkribiert sowie die Zuordnung der Inhalte vorgenommen.
Die qualitative Datenauswertung erfolgt mit MAXQDA. Sehr gute Deutschkenntnisse sind Voraussetzungen für die Analyse der Daten.
Sonstiges:
- Diese Abschlussarbeit wird ab sofort zur Bearbeitung von Bachelorarbeiten der Studienrichtungen Psychologie angeboten.
- Weitere Informationen. SINFONICA - Projektwebsite
Bitte per Mail melden oder im Büro vorbeikommen. Madlen Ringhand E-Mail
Der Radverkehr hat sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt. Entsprechend wurde, wo immer es möglich war, Radinfrastruktur ausgebaut. Aber die Fläche ist begrenzt, und eine separate Führung des Radverkehrs nicht immer möglich. In vielen Fällen werden sich Radfahrer:innen und motorisierter Verkehr auch zukünftig ein und dieselbe Verkehrsfläche teilen müssen.
Um in diesem Mischverkehr die subjektive bzw. auch die tatsächliche Sicherheit von Radfahrer:innen zu erhöhen, wurde in der jüngeren Vergangenheit eine Vielzahl von Markierungslösungen (z.B. Piktogramme) entwickelt. Zweck dieser Markierungen ist es zumeist, den motorisierten Verkehr auf die mögliche Präsenz von Radfahrer:innen hinzuweisen, und ggf. ein angemessenes Verhalten (z.B. verringerte Geschwindigkeit) auszulösen.
Diese Markierungen sind jedoch bislang nur bedingt reguliert bzw. standardisiert. Jede Kommune wählt im Grunde ihre eigene Umsetzung. Damit entsteht das Potential für Fehlinterpretationen - handelt es sich z.B. tatsächlich nur um einen Hinweis auf Radfahrer:innen, oder wird mit der Markierung ggf. explizit eine Fläche für Radfahrer:innen ausgewiesen? Welches Verhalten wird von mir als Fahrer:in eines PKW erwartet? (Aber auch - welches Verhalten wird von mir als Radfahrer:in erwarter?)
Zielstellung dieser Arbeit soll es sein, verschiedene Markierungsvarianten in unterschiedlichen Kontexten zu betrachten. Dabei soll untersucht werden, wie Fahrer:innen von PKW, aber auch Radfahrer:innen, die jeweiligen Varianten interpretieren. Kommen alle zum gleichen Schluss bzgl. der Bedeutung der Markierung? Bzgl. des von ihnen erwarteten Verhaltens? Gibt es evtl. Szenarien, in denen das besser oder auch schlechter funktioniert? Usw.
Für die Umsetzung des Ganzen erscheint ein Online-Experiment mit entsprechend manipuliertem Bildmaterial am besten geeignet. Die Themenstellung richtet sich primär an Studierende im Bachelor oder Master Psychologie. Eine Passung bzw. Anpassung für ingenieurwissenschaftliche Studiengänge ist aber prinzipiell denkbar.
E-Scooter auf Bürgersteigen, v.a., wenn sie an der falschen Stelle stehen (oder liegen), sind ein Ärgernis für viele Verkehrsteilnehmende. Gerade mit Blick auf Mobilitätseingeschränkte wird immer wieder argumentiert, dass es durch E-Scooter zu Behinderungen oder gar Stürzen kommen kann. Medial wird die Problematik ebenfalls gern aufgegriffen. Während das Störpotential, das von einem falsch abgestellten E-Scooter ausgeht, sicherlich unstrittig ist, stellt sich dabei jedoch die Frage, ob dieser Faktor tatsächlich der entscheidende dafür ist, dass auf dem Bürgersteig geparkte E-Scooter als störend empfunden werden.
Konkret: Ist das Problem wirklich, dass ein (beliebiges) Objekt auf dem Bürgersteig wertvollen Raum einnimmt, und potentiell zu Einschränkungen für zu Fuß Gehende führt? Oder hat die negative Bewertung u.U. auch etwas damit zu tun, dass es sich beim betreffenden Objekt um einen E-Scooter handelt, der in der öffentlichen Bewertung generell eher schlecht wegkommt? Bewerten wir einen auf dem Bürgersteig abgestellten PKW in tatsächlich ebenso negativ? Einen Müllcontainer?
Gegenstand dieser Abschlussarbeit soll es sein, genau dies experimentell zu überprüfen. Werden auf dem Bürgersteig befindliche "Fremdkörper" bei objektiv gleichem Potential für die Behinderung anderer auch tatsächlich gleich bewertet? Oder sind wir bereit, die Präsenz bestimmter "Fremdkörper" eher zu akzeptieren, während wir andere als besonders störend empfinden? (Und wenn ja - warum?)
Für die Umsetzung des Ganzen erscheint ein Online-Experiment mit entsprechend manipuliertem Bildmaterial am besten geeignet. Die Themenstellung richtet sich primär an Studierende im Bachelor oder Master Psychologie. Eine Passung bzw. Anpassung für ingenieurwissenschaftliche Studiengänge ist aber prinzipiell denkbar.
Betreuung: Prof. Dr. Tibor Petzoldt (gemeinsam mit Dipl. Psych. Juliane Anke & Dr. Madlen Ringhand)
Lieferservices für Essen und Lebensmittel haben in den letzten Jahren, nicht zuletzt durch die Zeit der Pandemie, einen massiven Boom erfahren. Ein substantieller Teil dieser Lieferungen wird von Fahrradkurieren ausgeführt, d.h. der Gütertransport erfolgt in vielen Fällen praktisch emissionsfrei, was vor dem Hintergrund der Klimaschutzziele natürlich positiv zu bewerten ist.
Gleichzeitig jedoch erfolgen die Lieferungen häufig unter Randbedingungen, die negative Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit nahelegen. So besteht oft ein immenser Zeitdruck, der die Kuriere zu Regelverstößen und riskantem Fahrverhalten verleiten kann. Zudem haben viele der Kuriere einen Migrationshintergrund, was mit Fragen zum Umfang ihrer Radfahrerfahrung und Regelkenntnis verbunden ist. Erste Befunde aus dem Ausland legen entsprechend nahe, dass Kuriere im Vergleich zu durchschnittlichen Radfahrenden im Verkehr tatsächlich stärker gefährdet sind.
Ziel einer Abschlussarbeit wäre es, einen ersten (wissenschaftlichen) Eindruck von Erleben und Verhalten von Fahrradkurieren im Straßenverkehr in Deutschland zu erarbeiten. Denkbar wäre z.B. die Betrachtung von Regelwissen, Regeltreue, verkehrssicherheitsrelevanten Einstellungen, kritischen Erlebnissen / Unfällen usw., z.B. in Form von Feldbefragungen oder Fokusgruppen. Andere Themen, die in den generellen Rahmen der Problemstellung passen, sind ebenso denkbar.
Das Thema ist primär für Studierende im Bachelor oder Master Psychologie geeignet. Eine Passung bzw. Anpassung für ingenieurwissenschaftliche Studiengänge ist aber prinzipiell denkbar.
Betreuung: Prof. Dr. Tibor Petzoldt (gemeinsam mit Dipl. Psych. Juliane Anke & Dr. Madlen Ringhand)
Die Sicherheit von Kindern auf ihren täglichen Schul- und Freizeitwegen ist ein gesellschaftliches Anliegen. Die Empfehlung für oder gegen einen bestimmten Weg treffen Eltern häufig anhand von Sicherheit, Wegelänge oder Komfort. Grundschulen sind angehalten einen Schulwegeplan mit dem zu empfehlenden Schulweg zu erstellen und für die Mobilitätserziehung heranzuziehen. In der vorgeschlagenen Abschlussarbeit soll untersucht werden, anhand welcher Kriterien Kinder ihren Schulweg beschreiben, bewerten und ggf. auswählen.
Die Arbeit kann methodenorientiert (Erstellung des Kriterienrahmens für die Bewertung aus Kindersicht) oder anwendungsorientiert gestaltet werden: Dabei sollte dann die Infrastruktur der betrachteten Wege und/ oder der Stand der Entwicklung der Kompetenzen der Kinder in die Betrachtung mit einbezogen werden.
Als Untersuchungsmethoden sollten Befragungen und Beobachtungen zum Einsatz kommen.
Die Thematik ist für verschiedene Studiengänge und Abschlussarbeiten (Diplom Verkehrsingenieurwesen, Bachelor- oder Master Psychologie) anpassbar und kann in verschiedene Richtungen eingegrenzt werden.
Es können mehrere Themen vergeben werden.
Ansprechpartner: Dr. Jens Schade
Das Verkehrsklima lässt sich als die gemeinsam geteilte Wahrnehmung über die Art und Weise des zwischenmenschlichen Umgangs und der sozialen Interaktion zwischen Personen während der Teilnahme am Straßenverkehr beschreiben. Dabei lassen sich anhand von prosozialen (altruistischen), egoistischen und aggressiven Verhaltensformen Grundtypen in dieser sozialen Interaktion differenzieren, die als Lösungsansätze für die durch Ressourcenknappheit bedingten Zielkonflikte der Verkehrsteilnehmer(-gruppen) dienen.
Bisherige Untersuchungen zum Verkehrsklima beziehen sich meist auf Pkw-Fahrer und die Wahrnehmung untereinander und berücksichtigen andere Verkehrsteilnehmergruppen wie Fußgänger und Radfahrer nicht. In dieser Arbeit soll explizit die Wahrnehmung des Umgangs zwischen den verschiedenen Gruppen betrachtet werden. Dazu soll eine bestehende Skala zur Messung des Verkehrsklimas (Schade, Rößger, Schlag, Follmer & Eggs, in Druck) auf diese erweiterte Fragestellung angepasst und Daten erhoben werden.
Eltern wollen den sicheren Schulweg ihrer Kinder sicherstellen. Oft ist es dann der Transport mit dem eigenen Fahrzeug, als sog. “Elterntaxi“. Das kann nicht nur aus Sicht der Verkehrssicherheit (zusätzliches Verkehrsaufkommen, Halte- und Parksituation) sondern auch in Bezug auf die Entwicklung des Mobilitätsverhaltens der Kinder (Kompetenzaufbau, Selbständigkeit) problematisch sein.
Ziel ist es, neben der Erhebung des Istzustands und der Ursachen für die Nutzung des Elterntaxis, Ansatzpunkte für die alternative Gestaltung des Schulwegs zu entwickeln und ggf. auszuprobieren. Das kann sich auf alle Schularten (Grundschule, Förderschule, Gemeinschaftsschule) und alle Schulstufen (Primarstufe, Sekundarstufe I und ggf. II).
Das kann für Studierende des Verkehrsingenieurwesens aus Sicht der Verkehrsplanung und -gestaltung geschehen. Für Studierende der Psychologie stehen in erster Linie die (kindlichen bzw. elterlichen) Fähigkeiten, Motivationen und Erwartungen an den Schulweg im Vordergrund. Studierende der Erziehungswissenschaften sollten Möglichkeiten der Umsetzung von entsprechenden Maßnahmen mit Schülerinnen und Schülern und den Eltern untersuchen.
Die genaue Ausarbeitung der Aufgabenstellung wird individuell besprochen.
Dr. Susann Richter (susann.richter@tu-dresden.de)
Angebote von Prof. Dr. Carmen Hagemeister für Diplom Verkehrsingenieurwesen und MSc Psychologie