Präsentation studentischer Forschung und Best Paper auf der AOM in Chicago
Das 84. Annual Meeting der Academy of Management (AOM) fand vom 9. bis 13. August 2024 in Chicago, Illinois, USA statt. Sarah Müller-Sägebrecht und Laura Melzer von der Professur für Entrepreneurship und Innovation nahmen an der AOM 2024 teil. Für Laura, die im Master BWL studiert, war dies ihr erster Konferenzbesuch, bei dem sie das Paper, das auf Grundlage ihrer Bachelorarbeit entstanden ist, vorstellen durfte. Sarah war Ko-Autorin bei diesem Paper und erhielt außerdem den Student Best Paper Award für ein Paper mit Isabell Lippert (Professur für Wirtschaftsinformatik, insb. Business Engineering). Im Interview, das Uta Schwarz und Johanna Grillmeyer geführt haben, berichten sie von ihren Erfahrungen bei der AOM und in Chicago.
Stellt Euch zu Beginn bitte einmal kurz vor.
Laura: Ich bin Laura, 23 Jahre alt und studiere hier an der Fakultät im Master BWL mit Vertiefungen in Learning and Human Resources Management, Management und Marketing und Wirtschaftsinformatik. Zum Wintersemester starte ich in mein drittes Semester. Zuvor habe ich den Bachelor Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen und bereits zu dieser Zeit als SHK an der Professur für Entrepreneurship und Innovation gearbeitet. Seit letztem Jahr bin ich zusätzlich noch als Werkstudentin im Projektcontrolling eines IT-Unternehmens tätig.
Sarah: Ich bin 35 Jahre alt, habe 2 Kinder und arbeite als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Entrepreneurship und Innovation. Dort betreue ich mehrere Vorlesungen, Seminare und Abschlussarbeiten. Davor habe ich an der TU Dresden Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Heute promoviere ich zum Thema Geschäftsmodellinnovation und reiche in den kommenden Wochen meine Promotionsschrift ein.
Erzählt bitte, wieso Ihr in diesem Jahr gemeinsam die Academy of Management (AOM) Konferenz in Chicago besucht habt.
Laura: Gemeinsam mit Sarah und Herbert Nold vom Polk State College (Kalifornien, USA) haben wir aus meiner Bachelorarbeit heraus ein Paper verfasst, das bei der AOM angenommen und in Chicago von mir und Sarah präsentiert wurde. Ich freue mich sehr, dass ich mit Sarah gemeinsam zur AOM reisen und zum ersten Mal internationale Konferenzluft schnuppern konnte.
Sarah: Ich hatte gleich mehrere Gründe, zur AOM zu fahren. Zum Einen habe ich zwei Paper präsentiert - das mit Laura verfasste Papier sowie einen Artikel, den ich gemeinsam mit Isabell Lippert von der Professur für Wirtschaftsinformatik, insb. Business Engineering geschrieben habe. In dem Artikel haben wir berichtet, wie wir gemeinsam mit unseren Studierenden im Seminar „Technologie und Gründung“ erstmalig ChatGPT angewendet haben und welche Konsequenzen wir für die Lehre in Zukunft sehen. Wir haben dafür von der Academy of Management den Student Best Paper Award erhalten, den ich in Chicago feierlich in Empfang nehmen durfte. Das war mein absolutes Highlight der Konferenz und Höhepunkt meiner Promotionszeit.
Zum Anderen habe ich erstmalig mit Kollegen von der RWTH Aachen, aus St. Gallen sowie von der FH Bern einen Professional Development Workshop gehalten, in dem wir über unsere Erfahrungen, Tipps und Tricks im Einsatz von ChatGPT und anderer Sprachmodelle in der Lehre berichteten. Das war eine total spannende Zusammenarbeit. Im kommenden Semester werde ich vieles davon in meine Seminare integrieren, es wird spannend, so viel kann ich schon mal verraten…
Worum geht es denn inhaltlich in der Bachelorarbeit bzw. dem Paper? Und wie war der Prozess von der Bachelorarbeit hin zur erfolgreichen Publikation?
Laura: Es geht um die Konzepte der Geschäftsmodellinnovation und strategischen Agilität, die wir in unserem Papier erstmals miteinander verbunden haben.
Sarah: Laura hatte eine sehr gute Bachelorarbeit geschrieben, die bereits Masterniveau hatte. Richtig gute Abschlussarbeiten erkenne ich u.a. an der Qualität und inhaltlichen Tiefe der erstellten Abbildungen, da ein intensiver kognitiver Prozess dahintersteckt. Laura hat in ihrer Arbeit basierend auf einer systematischen Literaturanalyse ein theoretisches Modell erstellt, das man tief verstehen muss, um es so visualisieren zu können, wie Laura es getan hat. Bei Lauras Arbeit wusste ich schon zu Beginn, dass das ein spannendes Thema ist, das Forschungslücken bietet, da ich auch schon die Ausschreibungen passender Konferenzen im Hinterkopf hatte. Laura gefragt, ob wir aus der Bachelorarbeit eine Publikation machen wollen, habe ich aber erst nach der Abgabe und Bewertung der Arbeit.
Laura: Nach Abgabe meiner Bachelorarbeit haben wir dann Stück für Stück ein Paper daraus gemacht, von Oktober letzten Jahres bis zur Einreichung im Januar 2024. Unterstützt wurden wir dabei auch von Herbert Nold, der als Muttersprachler für den finalen Feinschleif der Sprache verantwortlich war. Sarah hatte ihn letztes Jahr auf der EURAM Konferenz in Dublin kennengelernt.
Laura, für dich war es dein erstes Mal auf der AOM. War es so wie du es dir vorgestellt hast? Und was sind Deine Empfehlungen für andere Studierende, die auch gerne einmal zu einer Konferenz fahren möchten?
Laura: Mmh, sehr gute Frage. Ich wusste schon, dass ich dort sehr viele erfahrene Wissenschaftler:innen treffen werde. Daher war eine große Nervosität vorhanden und auch Unsicherheit, ob ich überhaupt mitkommen möchte. Hinzu kam, dass die Konferenz in einen Zeitraum fiel, in der ich auch eine Prüfung schreiben sollte. Leider war es nicht möglich, die Prüfung an einem Einzeltermin nachzuholen, so dass ich unsicher war, was die drohende Überschreitung der Regelstudienzeit betrifft. Letztlich habe ich mich, ermutigt durch Sarah und meine Familie, dazu entschieden, nach Chicago zu fliegen und die Prüfung zu verschieben.
Sehr gefallen haben mir die Workshops zu Beginn der Konferenzwoche. Ich hatte mir alles strikter und förmlicher vorgestellt, aber alle Menschen, die ich getroffen habe, waren sehr offen und locker und die Themen wirklich sehr interessant und abwechslungsreich. Teilweise habe ich acht Vorträge an einem Tag gehört und konnte so schon Ideen für meine Masterarbeit sammeln.
Studierende, die ebenfalls gerne an einer Konferenz teilnehmen möchten, sollten unbedingt den passenden Betreuer bzw. die passende Betreuerin dafür haben. Die bzw. der Betreuer:in muss das schon auf dem Schirm haben, dass aus einer Abschlussarbeit mehr entstehen kann und es für möglich halten, eine:n Studentin bzw. Studenten so weit zu bringen. Feedback annehmen ist wichtig und dran bleiben. Intrinsische Motivation sollte man auch mitbringen. Ich betrachte es als großes Privileg, dass ich eine erweiterte Bildung erhalten darf.
Sarah, wie siehst Du das? Was sind Deine Empfehlungen für Studierende, die auch gern einmal an einer Konferenz teilnehmen wollen?
Sarah: Wer mehr erreichen möchte als der Durchschnitt, muss auch mehr geben. Man kommt als Student:in nicht einfach so zur AOM, es ist absolut keine Selbstverständlichkeit. Dass Studierende Feedback annehmen sollten, kann ich nur bestätigen. Am liebsten arbeite ich zusammen mit Studierenden, denen ich Feedback gebe und die beim nächsten Mal direkt berichten, wie sie das Feedback umgesetzt haben. Und grundsätzlich gehören aus meiner Perspektive 2 fundamentale Dinge dazu: Fleiß und Disziplin. Wenn ich diese beiden Stärken habe, kann ich es weit schaffen – vor, während und auch nach dem Studium. Meine Studierenden dürfen bei mir so viele Fragen stellen wie sie wollen, damit zeigen sie Interesse. Was ich nicht leiden kann, ist, wenn sie ihr Studium nicht ernst nehmen und irgendwie erwarten, dass wir sie als wissenschaftliche Mitarbeiter:innen durchs Ziel tragen. Dann klappt’s auch nicht mit einer Konferenz.
US: So eine Konferenzreise kostet natürlich auch Geld. Könnt ihr etwas zur Finanzierung des Aufenthaltes sagen?
Laura: Ich habe alles komplett aus privater Tasche bezahlt, da wir bislang leider an der TU Dresden keine geeignete Finanzierung für Konferenzbesuche von Studierenden finden konnten. Ich frage aktuell aber noch einige Töpfe an und hoffe nachträglich noch auf finanzielle Unterstützung.
Sarah: Ich habe bei der Graduiertenakademie einen Travel Award erhalten. Ich hatte in diesem Jahr drei Konferenzzusagen, konnte aber aufgrund fehlender Fördertöpfe nur zur AOM fahren, was schade ist. Mir persönlich wäre es auch wichtig, dass wir für Studierende mehr finanzielle Anreize schaffen könnten, damit wir exzellente Leistungen wie die von Laura gezielt fördern können.
Was sind Eure Key Take-aways vom Aufenthalt bei der AOM?
Laura: Kurz und knapp: Man sollte Chancen, die sich einem öffnen, nutzen. Und alles ist möglich!
Sarah: Ich bin generell ein absoluter Fan der AOM! Besuche auf dieser Konferenz helfen mir dabei, ein Gefühl für Hot Topics zu erhalten und in kurzer Zeit viel zu lernen. Die Chancen zur Vernetzung sind toll, vor Ort, aber auch digital. Ich traue mir in der Zwischenzeit viel schneller, auch renommierte Forscher:innen auf LinkedIn etc. zu kontaktieren.
Was war Euer persönliches Highlight in Chicago?
Laura: Die Innenstadt war richtig schön, das hatte ich so gar nicht erwartet. Wir haben u.a. auch eine Bootstour gemacht und dabei sehr viel über Architekturgeschichte erfahren. Das war interessant und am Ende der Konferenz, nachdem alles geschafft war, entspannend zugleich. Außerdem war ich auf dem Konzert meiner Lieblingsband, die in Chicago gespielt hat, ohne dass ich das vorher wusste. Das Konzert war dann auch noch am Vorabend der Präsentation.
Sarah: Ich war total überrascht, wie grün und schön Chicago ist. Der naturbelassene River Walk ist einfach klasse und das Field Museum of Natural History. Dorthin zu gehen war eine spontane Idee, am Ende haben Laura und ich fünf Stunden im Museum verbracht.
Vielen herzlichen Dank für die spannenden Einblicke und weiterhin viel Erfolg bei Forschung, Lehre und Studium!