Aug 31, 2021
Dr. Matthias Lohse verlässt die TU Dresden
Zum 01.09.2021 verlässt Dr. Matthias Lohse, der langjährige Leiter des Informatiklabors, die TU Dresden. Er wechselt an die HTW Dresden, um sich dort neuen Aufgaben zu stellen. Fast 20 Jahre lang hat Herr Dr. Lohse das Informatiklabor geleitet.. Zum Abschied blickt er in einem Interview zurück auf die wichtigsten Stationen und Projekte an der TU Dresden. Die Fakultät ist Matthias Lohse für die immer engagierte Arbeit zu großem Dank verpflichtet und wünscht für den weiteren beruflichen Weg wie auch persönlich alles Gute!
1. Sie sind sehr lange an der TU Dresden und der Fakultät tätig gewesen. Können Sie noch einmal einen Rückblick auf die Stationen geben, die Sie hier durchlaufen haben?
An die Fakultät gekommen bin ich 1993, um hier Wirtschaftsinformatik zu studieren. Begonnen hatte ich das Studium an der Uni in Halle-Wittenberg, zum Hauptstudium bin ich nach Dresden gewechselt. Das war übrigens nur wenige Tage bevor die Fakultät Wirtschaftswissenschaften neu gegründet wurde. Wenn ich damals gewusst hätte, dass ich so lange an der Fakultät bleiben werde, hätte ich rückblickend doch sehr gerne an der Gründungsveranstaltung teilgenommen, zu der u.a. Prof. Schoop in einer seiner ersten Lehrveranstaltungen an der TU Dresden eingeladen hatte. Während des Studiums kam ich schnell in Kontakt zum Lehrstuhl von Prof. Uhr, wo ich seit 1994 regelmäßig SAP-Übungen gehalten habe. Die Themen am Lehrstuhl waren so spannend, dass ich dort nach dem Studium als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand begonnen und zunächst in einem Drittmittelprojekt gearbeitet habe. Zum Zeitpunkt des Abschlusses meiner Promotion im Jahr 2002 war an der Fakultät die Stelle des IT-Leiters nur befristet besetzt. Die Herausforderungen in der IT wurden jedoch immer komplexer und die Fakultät entschied sich damals, wieder eine unbefristete Stelle einzurichten, die ich glücklicherweise antreten konnte. Der Start damals war spannend, aber auch mit einigen Risiken verbunden, da ich bspw. die Systeme nicht selbst aufgesetzt hatte. Seitdem habe ich das Informatiklabor mit großer Freude geleitet und blicke positiv auf diese Zeit zurück.
2. Welche Projekte waren Ihnen besonders wichtig bzw. worauf sind Sie rückblickend vielleicht auch besonders stolz?
Besonders am Herzen lag mir immer der reibungslose Betrieb der PC-Pools. Als ich hier begonnen habe, befanden sich die Pool-Arbeitsplätze noch versteckt in der 5. Etage im Südflügel des Hülße-Bau's. Es folgte der Umzug in den Georg-Schumann-Bau und der systematische Ausbau der Pool-Kapazitäten. Der Pool SCH A200a ist mit 51 Arbeitsplätzen übrigens der größte PC-Pool an der gesamten Universität. Mir war im Zusammenhang mit dem Betrieb der PC-Pools immer wichtig, eine hohe Servicequalität zu leisten. In den Pools finden auch regelmäßig Veranstaltungen anderer Einrichtungen der TU Dresden (z.B. durch Dezernate oder der Fak. Maschinenbau) statt, was positive Effekte auf die Außenwahrnehmung hat.
Seit 2003 hat die Fakultät ein eigenes Intranet, ein Projekt, in das ich einige Energie gesteckt habe. Ausgangspunkt für die Einrichtung des Intranets war damals ein studentisches Projekt, das ich zusammen mit einem wiss. Mitarbeiter vom Lehrstuhl von Prof. Uhr geleitet hatte. Die entstandene Lösung war zunächst nur als Provisorium gedacht, hat sich dann aber etabliert und wurde im Laufe der Jahre um immer neue Funktionalitäten ergänzt.
Die Studierenden haben übrigens während meiner gesamten beruflichen Laufbahn immer eine wichtige Rolle bei der Konzeption und Implementierung von Projekten gespielt. So auch bei einem großen Drittmittelprojekt mit der DREWAG zur Konfiguration und Evaluierung lokaler Windows-Sicherheitsrichtlinen oder dem Einsatz von Software-Deployment-Technologien in den PC-Pools.
3. Mit welchem Gefühl verlassen Sie nun die Fakultät? Gibt es etwas, was Sie besonders vermissen werden?
Einerseits bin ich traurig und es ist ein merkwürdiges Gefühl, nach so vielen Jahren, die Institution zu verlassen in der ich mich zuhause fühle. Sich aus der Komfortzone zu begeben, hat für mich aber auch durchaus positive Seiten, da ich es mag, neue Dinge auszuprobieren, zu gestalten und mich Herausforderungen zu stellen. Vor diesem Hintergrund habe ich z.B. in den 8 Jahren als IT-Referent in den Bereichen GSW und BU viele neue Erfahrungen gesammelt, die Tätigkeit im Erweiterten Rektorat wo ich in den letzten Monaten mit 50% als Geschäftsführer des Chief Officer Digitalisierung und Informationsmanagement tätig bin, war sehr spannend und inspirierend.
Besonders vermissen werde ich die Unterstützung durch mein Umfeld und das gegenseitige Vertrauen an der Fakultät. Dies muss ich nun an der HTW wieder neu suchen bzw. aufbauen.
Fehlen wird mir schließlich auch mein Büro im "Türmchen", in dem ich in den letzten Jahren im Schumann-Bau arbeiten durfte.
4. In welche Richtung entwickelt sich die IT strategisch? Gibt es etwas, dass Sie der Fakultät diesbezüglich mit auf den Weg geben möchten?
Die Tendenz geht zu stark herstellergetriebenen Abhängigkeiten. Der entstehende Lock-in-Effekt bei Softwareprodukten und Diensten ist aus meiner Sicht aber mit hohen Risiken verbunden. Cloudlösungen sind für einen IT-Admin oft keine Arbeitserleichterung, da die Systeme nicht mehr selbst betrieben werden und man nur noch geringen Einfluss auf Art und Zeitpunkt von funktionalen Änderungen sowie die nun meist jährlich zu zahlenden Kosten hat. Auch bewusstes Abschalten der Cloud-Zugänge durch den Anbieter bei Zahlungsschwierigkeiten oder -streitigkeiten gab es bereits. Ich erinnere mich auch an verschiedene IT-Fehleinschätzungen von Marktforschern oder in Publikationen in meiner Anfangszeit. Das ist heute aber zum Teil nicht anders. Das Angebot an technischen Möglichkeiten und deren Dynamik ist sehr groß und man sollte aufpassen, nicht jede neue technische Option sofort aufzugreifen. Besser ist nach meiner Erfahrung der Ansatz Defizite zu identifizieren bzw. Ziele zu definieren und dazu die passende Lösung bzw. Technologie zu suchen. Übertragen auf unser Intranet hätten wir bei Einsatz besonders innovativer kommerzieller Lösungen in den letzten 18 Jahren vermutlich mehrere teure aufwändige Systemwechsel und hohe Kosten für Migration und Betrieb gehabt.
In den letzten Jahren fiel mir zunehmend auf, dass es nicht nur schwieriger wird, neue IT-Fachkräfte zu finden, sondern dass der früher oft anzutreffende IT-Administrator, der seine Aufgaben nicht nur als einen Job sondern als Berufung sieht, seltener wird. Vielleicht liegt dies auch an den inzwischen hohen Risiken und der steigenden Erwartungshaltung an IT-Dienste, die immer weniger Freiräume für Kreativität und Experimente bereithalten.
Mit guten Ratschlägen an die Fakultät möchte ich mich zurückhalten. Einen Wechsel in der IT-Leitung kann auch als Chance und damit positiv gesehen werden. Ich kann gut damit leben, wenn die Fakultät manches vielleicht künftig anders machen wird. Schließlich bin ich auch nicht aus der Welt und stehe für Rat, Rückfragen etc. wenn gewünscht gerne zur Verfügung. Meinem/r Nachfolger/in wünsche ich einen guten Start und viel Erfolg.