Emanuel Goldberg
*19. August 1881 Moskau/Russland
+13. September 1970 Tel-Aviv/Israel
Prof. Emanuel Goldberg war Chemiker, Techniker und Erfinder. Er war leitender Mitarbeiter und später Generaldirektor des Zeiss Ikon-Konzerns in Dresden (1917-1933) sowie Dozent und Honararprofessor am Wissenschaftlich-Photografischen Institut der Technischen Hochschule Dresden (1921-1933). Unter anderem enwickelte er eine Methode zur Herstellung von Mikropunkten zur steganographischen Übermittlung von Informationen.
Wissenschaftliche Verdienste
- Goldbergkeil: Herstellung neutralgrauer Keile aus Gelatine zur Messung von Schwärzungskurven fotografischer Schichten
- Goldberg-Bedingung: fotografische Wiedergabe von Leuchtdichten beim Kopierprozess
- Goldberg- Konstante: zur Herleitung der Wiedergabegüte fotografischer Materialien
- Goldberg-Emulsion: Emulsion zur Herstellung extremer Verkleinerungen
- Densograph: Instrument zur Messung der Schwärzung von fotografischen Platten
- Sensitometer nach Luther/Goldberg
- Pionierarbeit für das DIN-System für photographische Empfindlichkeit (ab 1934 DIN-ISO-Norm)
- Buch "Der Aufbau des Photographischen Bildes" (1922)
- Entwicklung der Kinamo: eine sehr kompakte 35 mm Filmkamera (1921)
- "Goldberg-Kamera": Gerät zur Herstellung von Mikraten (1925)
- statistische Maschine: Gerät zur fotooptischen Datenabfrage in der Mikrofilmtechnik, frühe Suchmaschine (Patent 1931)
- Berater für Luftbildfotografie
Werdegang
1899 | Abitur am 3. Kaiserlichen Gymnasium in Moskau. |
1899 | Chemie-Studium an der Universität Moskau. |
1900-1904 | Studien an deutschen Universitäten: in Leipzig bei Ostwald, in Königsberg bei Lossen, in Göttingen bei Nernst. |
1906 | Promotion an der Universität Leipzig bei Robert Luther mit der Arbeit: "Beiträge zur Kinetik photochemischer Reaktionen". Assistent an der TH Berlin-Charlottenburg. |
1907-1017 | Lehrer und ab 1911 Professor für Reproduktionstechnik an der Königlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig. |
1917-1933 | Technischer Berater bei Carl Zeiss Jena, 1932/33 Vortstandsmitglied. |
1921-1933 | Berufung an das Wissenschaftlich-Photographische Institut der TH Dresden als Dozent und ab 1926 als Honorarprofessor. Zugleich maßgebliche Tätigkeit in der Dresdner Fotoindustrie. |
1922 | Direktor der ICA A.G. Dresden. |
1933 | Am 3. April Verhaftung und Verschleppung durch die SA. Nach seiner Freilassung emigriert Goldberg nach Jena und von dort auf eine Geschäftsreise nach Italien. |
1933-1937 | Umsiedlung nach Paris. Technischer Leiter der Zeiss Ikon Filiale Ikonta. |
1937 | Emigration nach Palästina, Begründer eines Laboratoriums für Angewandte Optik. |
1947 | Gründer und Generaldirektor der Goldberg Instruments Ltd. Tel Aviv. |
Goldberg und das WPI
Wie Luther gebürtig in Moskau, trafen sich beide an der Universität in Leipzig, wo Goldberg 1906 bei Luther promovierte. Von 1907 bis 1917 als Hochschullehrer in Leipzig tätig, verfolgte Goldberg eher die anwendungsbezogene Richtung der Fotografie und machte in dieser Zeit eine Reihe von wegweisenden Erfindungen. Seit 1917 in Dresden in der Fotoindustrie tätig, wurde Goldberg 1921 eine von der Industrie finanzierte Professur am Wissenschaftlich-Photographischen Institut in Dresden angetragen, wo er bis 1933 an der Seite von Robert Luther lehrte. Die Zusammenarbeit der beiden Männer war durch die verschiedenen Kompetenzen beider (hier akademischer Grundlagenforscher und dort praxisbezogener Generaldirektor des Zeiss-Werkes in Dresden) sehr fruchtbar. Durch Goldbergs Industrie-Tätigkeit und die entsprechenden Kontakte belebte sich der Transfer von Wissen, Informationen, Technologien und Produkten und vor allem die experimentelle Ausstattung des Instituts profitierte von der Partnerschaft von Photoindustrie und WPI. Es war der Beginn einer lang währenden, erfolgreichen Wissenschaftskooperation.
Personell waren Goldberg und Luther eher Pendants als Antipoden, sie waren zwei Seiten einer Medaille, welche sich hervorragend ergänzten, wobei jeder seine spezifischen Vorzüge einzubringen wusste. Die Orientierung auf ein wissenschaftliches Leitbild, das gleichermaßen theoretische Abstraktion und technische Praxis einschloss, erwies sich als ein fruchtbarer Forschungsansatz – und ist heute so aktuell wie damals.
(u.a. Auszug aus "Von der Photographie zur Photophysik:100 Jahre Wissenschaftlich-Photografisches Institut 1908-2008" von Klaus Mauersberger, ISBN: 978-3-86780-0)