Robert Luther
* 2. Januar 1868 Moskau
+ 17. April 1945 Dresden
Robert Luther war Chemiker und ein Schüler Wilhelm Ostwalds. Er war erster Direktor des Wissenschaftlich-Photographischen Instituts (WPI) an der Technischen Hochschule Dresden (1908). Zeit seines Lebens kämpfte er für die Anerkennung der Fotografie als Wissenschaft. Er prägte die die wissenschaftliche Fotografie bis 1944, leistete Pionierarbeit zur Etablierung des DIN-Systems für fotografische Empfindlichkeit und vollbrachte bahnbrechende Arbeiten auf dem Gebiet der Farbenlehre.
Wissenschaftliche Verdienste
- Lutherscher Satz: Beziehung zwischen Normalpotentialen von Metallionen unterschiedlicher Wertigkeitsstufen (1896)
- "Hand- und Hülfsbuch zur Ausführung Physiko-Chemischer Messungen" (1901)
- Sensitometer nach Luther/Goldberg
- Luther-Bedingung: Definition für Filter für eine subjektive trichromatische Farbanalyse
- Luther-Nyberg-Farbkörper: dreidimensionale Darstellungsart der Pigmentfarben
Werdegang
1885 | Abitur am St.-Petri-Pauli Gymnasium in Moskau. |
1885-1889 | Studium der Chemie an der Universität Dorpat. |
1889-1896 | Assistent am Technologischen Institut in St. Petersburg. |
1894-1896 | Studium der Chemie am II. Chemischen Laboratorium der Universität Leipzig. |
1896 | Promotion mit der Arbeit: "Electromotorische Kraft und Verteilungsgleichgewicht" bei Wilhelm Ostwald in Leipzig. Privatassistent an dem von Ostwald geleiteten Physikalisch-chemischen Institut der Leipziger Universität. |
1899 | Habilitation: "Die Verschiebung des Gleichgewichts zwischen den Halogenverbindungen des Silbers und dem freien Halogen durch das Licht". |
1899-1908 | Privatdozent, ab 1904 außerordentlicher Professor und ab 1906 Leiter der photochemischen Abteilung am Physikalisch-Chemischen Institut der Universität Leipzig. |
1908-1935 | Berufung an die TH Dresden als ordentlicher Professor und Gründungsdirektor des Wissenschaftlich-Photographischen Instituts. Forschungsthemen des Instituts: Probleme der photographischen Bildaufzeichnung, Pionierarbeit für das DIN-System für photographische Empfindlichkeit, bahnbrechende Arbeiten auf dem Gebiet der Farbenlehre. |
1919 | Mitbegründer der Deutschen Photohändlerschule in Dresden. |
1930 | Erster Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für photographische Forschung (DGPF, später Deutsche Gesellschaft für Photographie). |
1935 | Emeritierung |
Robert Luther und das WPI
Robert Luther wurde aufgrund der jahrzehntelangen Vorarbeit durch Hermann Krone, der finanziellen Unterstützung und Förderung durch die Fotoindustrie und nicht zuletzt durch die weitsichtige Entscheidung des Ministeriums, die Freiheit der Wissenschaft zu wahren und sich nicht in Abhängigkeiten zu begeben, erster Direktor des WPI. Mit der Berufung Luthers hatte das Ministerium in vielerlei Hinsicht einen außerordentlich glücklichen Griff getan. Luther gelang es in der Folgezeit, an der Technischen Hochschule Dresden eine wissenschaftliche Schule der Fotografie aufzubauen, die sich über die Landesgrenzen hinaus großer Wertschätzung erfreute.
Luther suchte, über Krones Ambitionen hinausgehend, theoretischen Zugang zur Fotografie als speziellem Lehr- und Forschungsgegenstand. Luthers Forschungsmethode bestand, zusammengefasst, in der harmonischen Mischung von theoretischen Grundlagen, neuen experimentellen Wegen, direkter Praxisbezogenheit und frischen Erfindergeist. Damit markierte er einen neuen Wissenschaftlertyp, welcher auf die Anforderungen der technisch-industriellen Moderne ausgerichtet war. Die Ostwald-Luther-Schule zählte seinerzeit zur wissenschaftlichen Avantgarde von europäischem Rang. Luthers Aufgeschlossenheit und Weltoffenheit schuf ein geradezu international zu nennendes Klima am Institut. Zeitweise wurden 11 Sprachen gesprochen. Als Lehrer war Luther unbequem, als Wissenschaftler rastlos. Ein komplexes Wissenschaftsverständnis und die überbordende Geistesbildung markierten den hohen intellektuellen Rang seiner Vortragsweise.
Luther vertrat am Institut als Chemiker die Grundlagen und Methoden fotografischer Prozesse, darunter auch die der Farbenlehre, Sensitometrie und Stereoskopie, während Goldbergs Spektrum vom Aufbau des fotografischen Bildes (Auflösungsvermögen) und den Grundlagen der Projektionstechnik bis zu den höchst praxisnahen Problemen der Sensitometrie, Mikrofotografie und Kamerakonstruktion reichte und solche High-Tech Bereiche wie Fernsehen, Tonfilm, Informationserfassung und –bearbeitung mit einschloss.
(u.a. Auszug aus "Von der Photographie zur Photophysik:100 Jahre Wissenschaftlich-Photografisches Institut 1908-2008" von Klaus Mauersberger, ISBN: 978-3-86780-0)