09.05.2019
Carl Friedrich Gauß-Medaille 2019 für Prof. Manfred Curbach
Für seine Leistungen und Verdienste bei der Erforschung und Anwendung neuer Baustoffe und Bauweisen für den Betonbau bekommt Prof. Manfred Curbach, Direktor des Instituts für Massivbau an der TU Dresden, in diesem Jahr die Carl Friedrich Gauß-Medaille der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft (BWG) verliehen.
„Manfred Curbach ist einer der herausragenden Bauforscher dieser Zeit. Auf seine Impulse, seine Kreativität und seine begeisternde Überzeugungskraft sind maßgebliche moderne Entwicklungen zurückzuführen, wie die Textilbetonbauweise, der Paradigmenwechsel des Betonbaus von ‚schwer, massig, trist‘ zu ‚filigran, leicht, elegant‘ und die aktuelle Erforschung von Carbonbewehrung im Betonbau an Stelle von Stahl“, heißt es in der Begründung der BWG.
Manfred Curbach fühlt sich durch die Anerkennung seiner Arbeit mehr als geehrt: „Diese Medaille richtet sich ja an fast alle Wissenschaftsbereiche. Im vergangenen Jahr erhielt sie der Verfassungsrichter Paul Kirchhof, 2017 die Meeresforscherin Antje Boetius, 1998 der für seine Brücken bekannte Bauingenieur Christian Menn – ich empfinde es als sehr, sehr große Auszeichnung, in diese Gruppe von Menschen mit aufgenommen zu werden.“
Der Schweizer Christian Menn ist eines seiner großen Vorbilder und hat ihn sehr geprägt. Als Curbach Anfang der 1980er Jahre für einen Auslandskurs in Princeton/USA war, traf er ihn dort zum ersten Mal.
„Christian Menn hatte ziemlich radikale Ideen. Das begann damit, dass er sagte ‚Eine schöne Brücke zu bauen, muss nicht teurer sein als eine schlecht gestaltete Brücke‘. Man braucht also nicht Geld, um schön zu bauen, sondern eher Geist. Und es muss immer ein Gleichgewicht geben, nicht nur zwischen den Kräften, sondern auch zwischen der Struktur, der Form und der Last, die abgetragen werden soll.“
Seinen Studenten diese Philosophie des Bauens zu vermitteln, sieht Manfred Curbach als eine seiner wichtigsten Aufgaben an: „Junge Menschen so auszubilden, dass sie dieses Bewusstsein möglichst frühzeitig mitbekommen und dann in Zukunft hoffentlich schönere Brücken bauen als manche eher plump geratene Brücke, die nach einer Art Standard-Querschnitt und Standard Statischem System entstanden ist.“
Neugierig sein, Dinge ausprobieren – das ist es, was Manfred Curbach antreibt. Seit rund 25 Jahren entwickelt er den neuen Baustoff Carbonbeton. Auch dank seiner Forschungen ist er vom Nischenprodukt zu einem hoffnungsvollen und dauerhaften Ersatz von Stahlbeton aufgestiegen.
„Was uns jetzt gerade umtreibt, sind Brücken aus Carbonbeton, die den Vorteil haben, dass sie deutlich weniger Beton brauchen und damit erheblich schlanker sein können“, beschreibt Curbach die nächsten Ziele. „Ich wünsche mir, dass es irgendwann mal Brücken aus Carbonbeton gibt, die in der Tradition von Robert Maillart stehen. Er baute schon vor über 100 Jahren Brücken, die diese Schlankheit und Dauerhaftigkeit aufweisen, die mit Carbonbeton noch größer sein könnte. Wo sie einmal stehen könnte, weiß ich nicht. Man musst erst den Ort sehen, um sagen zu können, welche Brücke an diese Stelle passt. Brücken verbinden Menschen miteinander.“
Die Gauß-Medaille, benannt nach dem Braunschweiger Mathematiker, wird Prof. Manfred Curbach am 10. Mai im Rahmen der feierlichen Jahresversammlung der BWG übergeben. Zu Ehren des Preisträgers findet am gleichen Tag ein öffentliches wissenschaftliches Kolloquium zum Thema „Bauen im Jahr 2050: Erfordernisse, Chancen, Ideen“ statt.
Informationen für Journalisten:
Stefan Gröschel, Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Massivbau
Tel.: +49 351 463-39169