21.06.2021
Neues Projekt „MigOst“ will vielfältige Migrationsgeschichte der DDR und Ostdeutschlands sichtbarer machen
Bundestagsabgeordneter Karamba Diaby zu Gast bei Projektstart in Halle
Lebensgeschichtliche Erzählungen von Menschen mit Migrationsgeschichte in Ostdeutschland sind weder Teil einer bundesdeutschen, noch einer lokalen Erinnerungskultur. Das Projekt „MigOst - Ostdeutsche Migrationsgesellschaft selbst erzählen“ macht diese Geschichte/n sichtbar und erweitert so die mehrheitsgesellschaftliche Perspektive auf Migration.
Am Zentrum für Integrationsstudien der TU Dresden ist in Kooperation mit dem Dachverband der Migrant:innenorganisationen in Ostdeutschland (DaMOst e.V.) und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg ein neues Projekt zur ostdeutschen Migrationsgeschichte gestartet. Ein interdisziplinäres Team arbeitet daran, die Migrationsgeschichte der DDR und der ostdeutschen Bundesländer gemeinsam mit Zeitzeuginnen und -zeugen in partizipativen Geschichtswerkstätten aufzuarbeiten und den bundesweiten Diskurs vielstimmiger zu machen.
Projektleiterin Dr. Karoline Oehme-Jüngling erläutert: „Die DDR-Gesellschaft wird vielfach homogen und weiß imaginiert. Dabei gab es in der DDR noch zum Zeitpunkt des Mauerfalls neben 580.000 sowjetischen Soldaten, Zivilangestellten und Familienangehörigen rund 95.000 ausländische Beschäftigte, vor allem aus Vietnam und Mosambik, aber auch aus Angola, Polen, Ungarn und weiteren Staaten.“
Diese Menschen beluden Schiffe in Rostock, förderten Kohle in der Lausitz, bauten Waggons in Halle oder nähten Kleidung in Schwerin; sie waren ein wichtiger Teil der DDR-Wirtschaft. Nicht zu vergessen die ausländischen Studierenden oder die politisch Verfolgten, die ebenfalls in der DDR lebten. Seit den 1990er Jahren kamen dann vor allem Spätaussiedler und Geflüchtete in die neuen Bundesländer, aber auch Facharbeiter:innen, Studierende und individuell Einreisende. Wie die syrische Wissenschaftlerin und Autorin Douha Al Fayyad auf der ersten Auftaktveranstaltung in Dresden sagte: „Wir Migrant*innen schreiben die deutsche Geschichte mit“.
Dennoch sind die lebensgeschichtlichen Erzählungen von Menschen mit Migrationsgeschichte in Ostdeutschland weder Teil einer bundesdeutschen, noch einer lokalen Erinnerungskultur. „Wir wollen mit unserer Forschung dazu beitragen, diese Geschichte/n sichtbarer zu machen,“ sagt Karoline Oehme-Jüngling, „und wir freuen uns sehr, dass Dr. Karamba Diaby (MdB) neben anderen als Beiratsmitglied an dem Projekt beteiligt ist und am 28.6.2021 auf unserer Auftaktveranstaltung in Halle aus seiner Autobiografie lesen wird.“
Projektablauf
Gemeinsam mit lokalen migrantischen Organisationen wird das MigOst-Team in Cottbus, Dresden und Halle ab September diesen Jahres Gruppen- und Austauschtreffen organisieren. Die Ergebnisse dieser Treffen sollen ab 2023 in lokale Kulturproduktionen einfließen und migrantische Perspektiven in der jeweiligen Stadtgeschichte stärken.
Förderung
Das Projekt wird im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es gehört zu 15 Projekten, die bis Ende 2024 die Zusammenarbeit von Bürgerinnen und Bürgern und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler inhaltlich und methodisch voranbringen und Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen geben sollen.
Kooperationspartner
Kooperationen bestehen mit dem „Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde Dresden“ (ISGV) und dem „Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung“ (DeZIM).
Informationen für Journalisten:
Zentrum für Integrationsstudien, TU Dresden
Dr. Karoline Oehme-Jüngling (Projektleiterin)
Tel.: 0351 463-40629
DaMOst e.V.
Julia Solinski (Projektmitarbeiterin, zuständig für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)
Tel.: 0176 46789479
Mail: