08.12.2023
Behandlung von künstlich beatmeten Menschen verbessern: Forscher:innen und ein Unternehmen wollen durch KI-basierte Lungenmodelle Akzente setzen
TU Dresden und Ebenbuild erhalten Bundesförderung im Rahmen des UBIC-Konsortiums für das Projekt "Digital Lung Twin"
Das akute Lungenversagen (ARDS) stellt ein lebensbedrohliches Krankheitsbild dar, das etwa jede zehnte Patientin oder Patienten auf der Intensivstation und rund 23 Prozent aller künstlich beatmeten Personen betrifft. Die Dresdner Hochschulmedizin und Ebenbuild, ein Unternehmen im Bereich der personalisierten, KI-gesteuerten virtuellen Lungenentwicklung, erhalten nun eine Förderung von bis zu 1,8 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), um im Rahmen des UBIC-Konsortiums (Personalisierte Lungenzwillinge zur Behandlung des akuten Atemnotsyndroms/Personalized Lung Twins for the Treatment of Acute Respiratory Distress Syndrome, UBIC) das gemeinsame Projekt "Digital Lung Twin" zu unterstützen. Die Mittel dienen der Weiterentwicklung personalisierter Lungenzwillinge zur Behandlung des akuten Atemnotsyndroms und ermöglichen eine enge Zusammenarbeit mit führenden Universitätskliniken. Im Verbund sollen komplexe Daten bereitgestellt werden, die automatisch Personalisierungsprozesse ermöglichen und so die Grundlage für eine skalierbare KI- und Simulationstechnologie für klinische Anwendungen schaffen. Aktuell kooperieren das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), die Universitätsmedizin Mannheim (UMM), das Universitätsklinikum RWTH Aachen (RWTH), das Universitätsklinikum Augsburg (UKA) und das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden (UKDD) mit der Ebenbuild GmbH.
Das Krankheitsbild ARDS resultiert aus einer Lungenschädigung, ausgelöst durch Krankheiten wie Sepsis oder Lungenentzündung, das Einatmen toxischer Gase oder die künstliche Beatmung auf der Intensivstation. Auch schwere Krankheiten wie COVID-19 gehen häufig mit einem ARDS einher.
Trotz Fortschritten in Diagnostik und intensivmedizinischer Versorgung sind die Früherkennung und unmittelbare Therapie des ARDS unzureichend. Noch immer überleben etwa 40 Prozent der ARDS-Patientinnen oder Patienten die Erkrankung nicht. Die Zahlen sind während der COVID-Pandemie weiter gestiegen: über 80 Prozent der Todesfälle nach einer COVID-Infektion waren auf ein ARDS zurückzuführen.
Jetzt geht es darum, mithilfe neuartiger KI- und Simulationstechnologien die Behandlungsergebnisse von intensivmedizinisch betreuten Menschen, die künstlich beatmet werden, zu verbessern. Die Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus an der TU Dresden ist aktiv am Konsortium beteiligt.
"Diese Forschung, in Zusammenarbeit mit renommierten Universitätskliniken, wird nicht nur dazu beitragen, das Verständnis für ARDS zu vertiefen, sondern auch Innovationen hervorbringen, die die Entscheidungsfindung auf Intensivstationen weltweit verbessern", sagt Professorin Esther Troost. "Als Dekanin der Medizinischen Fakultät der TU Dresden freue ich mich über derart wegweisende Initiativen."
Prof. Dr. Peter Spieth, stellvertretender Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie sowie Leiter des ARDS/ECMO Zentrums am Universitätsklinikum Dresden, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit experimentellen und klinischen Studien zum ARDS. „Wir haben in den vergangenen acht Jahren in Dresden eines der leistungsfähigsten ARDS-Zentren in der Bundesrepublik aufgebaut. Zusammen mit dem UBIC-Konsortium wollen wir durch die Entwicklung innovativer Unterstützungssysteme die Behandlung von kritisch kranken Patientinnen und Patienten weiter verbessern.“
Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand Universitätsklinikum Dresden: „Mit dieser Expertise stärken wir unsere Intensivmedizinische Kompetenz. Sie ist unser Alleinstellungsmerkmal für die gesamte Region Dresden und Ostsachsen.“
Kontakt:
Prof. Peter Spieth
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
der Technischen Universität Dresden
Professur für Anästhesiologie und Intensivtherapie
mit dem Schwerpunkt differenzierte Lungenunterstützung
Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie
Sekretariat: +49 351 458-4110