20.09.2016
Die Stadt Dresden in 4D
Das Forschungsprojekt „HistStadt 4D – Multimodale Zugänge zu historischen Bildrepositorien zur Unterstützung stadt- und baugeschichtlicher Forschung und Vermittlung“ untersucht, wie umfangreiche Medienbestände wie beispielsweise die Fotografien der Deutschen Fotothek für eine Erforschung und Vermittlung von Stadtgeschichte besser nutzbar gemacht werden können.
„Stellen sie sich vor: Sie stehen in der Dresdner Innenstadt und können auf ihrem Smartphone sehen, wie es an ihrem Standort vor 100 Jahren ausgesehen hat oder welche Motive zu einer bestimmten Zeit am häufigsten fotografiert wurden“, erklärt Dr. Sander Münster, Leiter des Forschungsprojekts. Er ist Mitarbeiter am Medienzentrum der TU Dresden und hat gemeinsam mit seinem Kollegen aus der Informatik, Dr. Florian Niebling vom Lehrstuhl für Human-Computer-Interaction an der Universität Würzburg das Projekt vorbereitet und eine Nachwuchsforschergruppe beantragt.
Der Antrag für das Projekt wurde jetzt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) genehmigt und die 13-köpfige Nachwuchsforschergruppe beginnt im August mit ihrer Arbeit. „Die Arbeitsgruppe setzt sich aus Kunsthistorikern, Geowissenschaftlern, Informatikern und Sozialwissenschaftlern zusammen. Gemeinsam werden wir die umfangreichen historischen Medien und deren Kontextinformationen räumlich sowie zeitlich zusammenführen, strukturieren und analysieren“, beschreibt Sander Münster. Die aufbereiteten Daten können dann von jedem über einem 4D Browser und mittels einer ortsunabhängigen Augmented-Reality-Darstellung abgerufen werden. Dr. Münster wünscht sich dabei nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern auch nutzbare Ergebnisse zu erzielen, mit denen andere Forscher weiterarbeiten können. So sollen die entwickelten Forschungsansätze und Werkzeuge zur Untersuchung vieler verschiedener stadt- und bildgeschichtlicher Fragestellungen taugen. Und damit nicht zuletzt auch aufzeigen, wie digitale Technologien solche Forschungsanliegen unterstützten können.
Das Projekt unterstützt unter anderem bei der Suche nach geeigneten Ansichten für einen möglichst originalgetreuen Wiederaufbau von Gebäuden, bei der Einordnung und Bewertung von Fotografien und bei der Aufdeckung bisher unbekannter Zusammenhänge. Weiterhin dient es als Erinnerungsspeicher für die Veränderung der urbanen Umgebung bzw. als Reflektor für ehemalige Ansichten von Gebäuden. Nicht zuletzt lassen Fotografien auch Rückschlüsse darauf zu, wie Menschen ihre Umgebung in unterschiedlichen Zeiten gesehen haben und geben damit wichtige Hinweise zum Verständnis unserer Geschichte.
„HistStadt4D – Multimodale Zugänge zu historischen Bildrepositorien zur Unterstützung stadt- und baugeschichtlicher Forschung und Vermittlung“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der eHumanities-Initiative im Zeitraum vom 01.08.2015 bis 31.07.2020 gefördert. Es ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Technischen Universität Dresden und der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Weitere Partner sind die Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden, die Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek und die Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen.