Dec 13, 2022
Inklusion an Schule und Universität praktisch erfahren: Digitaler „Fundus Inklusion“ der TU Dresden veröffentlicht
Egal ob an der Universität oder in der Schule, es gibt Situationen, die alle Lehrenden kennen: Die Lerngruppe wirkt unmotiviert, Einzelne finden nicht in den geplanten Ablauf oder am Ende scheint einfach nichts vom Stoff hängen geblieben zu sein. Das Team des „Fundus Inklusion“ setzt hier an. Anstatt aber den Problembesitz dieser Situationen bei den Lernenden zu suchen, appellieren sie an die Lehrenden und fragen: Warum ist das so? Und wie können Lern-Angebote so verändert werden, dass solche Szenarien zukünftig vermieden werden und lernen für alle möglich wird?
Dafür hat das Team um Projektleiterin Prof. Anja Besand verschiedenste Fallbeispiele gesammelt, Informationen und Arbeitsmaterialien in Erklärvideos, Podcasts und Texten aufbereitet, typische ‚Stolperfallen‘ identifiziert und alles schließlich Anfang November im digitalen „Fundus Inklusion“ veröffentlicht. Der Fundus ist damit als Selbstlernangebot gedacht, für Lehrende und Referendar:innen an Schulen, aber insbesondere auch für alle diejenigen, die an der Universität und im Landesamt für Schule und Bildung in der Lehrkräfteausbildung aktiv sind.
Der Gedanke dahinter: „Wenn zukünftige Lehrkräfte in ihrem Studium erleben, wie die Vielfalt von Lernenden für die Gestaltung von Lehr-Lernprozessen bereits in der Hochschullehre berücksichtigt und genutzt werden kann, erhalten sie dadurch wichtige Impulse für ihre eigene Unterrichtstätigkeit. Es geht dabei auch darum, Vorbilder zu schaffen“, so das Team wissenschaftlicher Mitarbeiter:innen, das das Selbstlernangebot gestaltet. „Wir möchten bei der Gestaltung einer inklusionssensiblen Hochschule und Hochschullehre einen Beitrag leisten, der sich auch auf Schule übertragen lässt”, ergänzen sie.
Das Inklusionsverständnis, das dem Fundus zugrunde liegt, ist dabei weit gefasst. „Im Fundus Inklusion sollen vor allem Hochschuldozierende für verschiedenste Aspekte von Vielfalt sensibilisiert werden“, erläutern die wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen. Ein konkretes Beispiel: In der digitalen Lehrebleiben die Kameras aus. In dieser für Lehrende mitunter frustrierenden Situation, sollen sie angeregt werden darüber nachzudenken, welche möglichen Gründe und Lebenssituationen es jenseits von der Annahme, die Lernenden würden sich nicht interessieren, dafür geben kann. Vielleicht ist den Studierenden ihre Wohnsituation unangenehm oder sie müssen gleichzeitig Sorgearbeit leisten. „Wir wollen Lehrende vor allem dazu anregen, Ihre eigenen Angebote zu reflektieren“, erläutern die Mitarbeiter:innen. „Vielfaltssensible Lehre kann nicht durch Rezepte umgesetzte werden, sondern braucht als erstes einen offenen Blick für die Bedarfe der Lehrenden. Daher setzen wir im Fundus vor allem auf Reflexionsanlässe und –fragen.“
Die Berücksichtigung solcher vielfältigen Lebensrealitäten bei der Gestaltung von Lehre, ermöglicht es den Lehrenden, eine angstfreie und wertschätzende Atmosphäre für alle zu erzeugen, die immer weiterwirkt. „Denn inklusionssensible Lehre bedarf mehr, als bloße Materialdifferenzierung. Gute Beziehungen, Vertrauen und ehrliches Interesse an den Bedürfnissen und Emotionen der Lernenden sind grundlegende Gelingensbedingungen“ betonen die Mitarbeiter:innen. Inklusionssensible Hochschulen und Hochschullehre haben eine Wirkkraft, weit über die Universitäten hinaus und unterstützten bei einem gesamtgesellschaftlichen Wandel.
Der Fundus Inklusion entsteht im Rahmen des Projektes „Synergetische Lehrerbildung“ (TUD-Sylber²) der TU Dresden und wird im Rahmen der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ des Bundes und der Länder durch das Bildungsministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Weitere Informationen:
Hannah Bartels
Projektmitarbeiterin TUD-Sylber
Professur für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Inklusive Bildung
Email:
Tel.: +49 351 463-36254
Link zum Fundus Inklusion: https://tu-dresden.de/zlsb/eyl/fundus-inklusion
Link zum Projekt „Synergetische Lehrerbildung“ (TUD-Sylber): https://tu-dresden.de/zlsb/forschung-und-projekte/tud-sylber
Link zum TUD-Sylber_Teilprojekt „Umgang mit Heterogenität“: https://tu-dresden.de/zlsb/forschung-und-projekte/tud-sylber/tud-sylber-teilprojekte/teilprojekt-5