05.11.2018
Lightning Talks zum Zweiten
Im Makerspace 1 der SLUB findet am 14. November ab 13 Uhr die zweite Auflage der Lightning Talks statt. Die Lightning Talks sind als Ideenplattform gedacht, in deren lockerem Rahmen Forschende in kurzen Vorträgen über ihre aktuellen Themen referieren und im Anschluss mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Das Ziel ist es, die verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen zusammenzubringen, Austausch zu ermöglichen und Ideen für neue, fachübergreifende Projekte zu generieren.
Wir haben die fünf Vortragenden gebeten, ihre Projekte kurz vorzustellen und uns zu erzählen, wie sie ihr jeweiliges Forschungsthema gefunden haben.
Jochen Plikat, Juniorprofessor am Institut für Romanistik, Didaktik der romanischen Sprachen
Thema: Darf ein Sachse Yogaübungen machen? Kulturelles Lernen in Zeiten der Debatte um cultural appropriation
Menschen, die unreflektiert fremdkulturelle Elemente wie religiöse Symbole, Rituale, Sprache, Musik oder Kleidung für ihre eigene künstlerische Verwertung nutzen, sehen sich in jüngster Zeit vermehrt dem Vorwurf ausgesetzt, dass dieses Verhalten übergriffig sei, ja dass sie (neo-)koloniale oder gar rassistische Verhaltensweisen an den Tag legten. Der gängige Begriff hierfür lautet cultural appropriation. Der Vorwurf der cultural appropriation hat unter anderem zur Absage von kulturellen Veranstaltungen, zur Absage von bereits übernommenen Filmrollen bis hin zur Streichung von Yoga-Kursen an amerikanischen und kanadischen Colleges geführt. Gleichzeitig gilt kulturelles Lernen in offenen Gesellschaften allgemein und im Kontext des Fremdsprachenlernens in besonderem Maße als wünschenswert.
Ich bin auf das Thema durch einen kurzen Radiobeitrag gestoßen, in dem über die Absage eines Konzertes in Montréal berichtet wurde, bei dem vorwiegend weiße Künstlerinnen und Künstler die Kompositionen afrikanischer Sklaven aufführen wollten. Schnell stieß ich auf zahlreiche weitere Fallbeispiele. Bei der nachfolgenden Recherche stellte ich in Bezug auf das Thema cultural appropriation eine auffällige Leerstelle in der fremdsprachendidaktischen Theoriebildung fest.
Solveig Nitzke, Open Topic Postdoc an der Professur für Medienwissenschaft und Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Thema: „Ökologie im Familienblatt? Ein Anstoß“
Zeitschriften gehören zu den zentralen Organen der Meinungsbildung im 19. Jahrhundert, gerade die Bedeutung der Familienblätter wird nach wie vor unterschätzt. Doch die Forschung zu Journalliteraturen, ihrer spezifischen medialen Praktiken, einflussreichen Formaten und zentralen Strategien der Publikumsbildung und -lenkung nimmt Fahrt auf. Die Frage nach der „Ökologie im Familienblatt“ schließt daran an und wirft ein Schlaglicht auf meinen Vorschlag, den Einfluss solcher Organe nicht auf „die Kultur“ zu beschränkt zu untersuchen, sondern sie als Umwelt produzierende Akteure zu betrachten.
Ich habe lange zu Katastrophen geforscht und – zunächst aus Spaß – nach einem Thema gesucht, an dem es nicht an jeder Ecke brennt oder knallt und wo es noch ‚heile‘ Welten gibt. Die Dorfgeschichten, um die sich mein Projekt dreht, sind allerdings alles andere als harmlose Geschichten vom Leben in der Provinz. Gerade im Zusammenhang ihres populären „Milieus“, zeigt sich, dass sie Teil eines komplexen narrativen Netzes sind, das bis heute die Beziehungen von Menschen zu „ihrer“ Umwelt strukturiert.
Franziska Röber, Institut für Anglistik und Amerikanistik
Titel: „Still Creating a Fuss“: Negotiating Sexuality and Ageing in British Sitcoms
Da Alter in Verbindung mit Sexualität nach wie vor häufig nur implizit oder gar nicht referenziert oder als lächerlich dargestellt wird, soll das Projekt einerseits einen kurzen Überblick über momentane Darstellungsformen aber auch einen Ausblick auf alternative Repräsentationen von Alter und Alterssexualität jenseits von binären Positionierungen zu geben. Vor allem die Verflechtung von Populärkultur, dem Format der Britcom und deren mögliche Auswirkungen auf die Verhandlung von Lebensentwürfen steht hierbei im Vordergrund.
Auf das Thema Alter/Altern bin ich durch ein Seminar im Bereich Anglistik gekommen und habe mich daraufhin entschieden, meine Masterarbeit über das Altern und die Einstellungen gegenüber dem Altern in der Fantasy-Literatur zu schreiben. Für meine Dissertation habe ich den Fokus noch einmal geschärft.
Tim Buchen, Juniorprofessor für soziale und ökonomische Netzwerke der Deutschen im östlichen Europa im 19. und 20. Jahrhundert
Thema: Ansiedlung als Problemlösung. Siedlungsprojekte in Mittel- und Osteuropa im 19. und 20. Jahrhundert.
Das Projekt untersucht verschiedene Diskurse und Praktiken der An- und Umsiedlung von Bauern und Soldaten und verbindet in einer die Umbrüche der Weltkriege überspannenden Perspektive Agrar- mit Nationalismusgeschichte.
Auf das Thema kam ich im Zuge meiner Forschungen zur sogenannten Baltikumkampagne, als im Jahr 1919 deutsche Freikorpssoldaten In Lettland Agrarland erhalten sollten. Bei der Suche nach der Entstehung und Umsetzung dieser Idee entdecke ich einige Vorläufer und folgende Initiativen, die uns in ihren Bezügen eine neues Bild von Imperialismus in der Region liefern.
Julia Meyer, Fachreferentin für Germanistik, außereuropäische Sprachen und Kinder- und Jugendliteratur an der SLUB, Lehraufträge für Digital Humanities und Kreatives Schreiben an der TU Dresden, Wissensmanagerin für den Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften
Titel: Makerspace der Worte – das SLUB TextLab
3D-Drucker, Lasercutter, Tischfräse – im Makerspace geht es für gewöhnlich eher um handfeste Do-It-Yourself-Projekte. In der Zweigbibliothek Erziehungswissenschaft, also in unmittelbarer Nähe zu verschiedenen geisteswissenschaftlichen Instituten, entwickeln wir aktuell einen Makerspace für die Geistes- und Sozialwissenschaften: das SLUB TextLab.
Wie der Makerspace sind auch wir ein offener Kreativraum und experimentieren handwerklich mit verschiedenen analogen und digitalen Eigenschaften des Materials Text. Dabei leiten uns folgende Fragen: Wie entstehen Texte im Schreibprozess? Wie können wir Texte (Quellen) digital annotieren und mit weiteren Informationen anreichern? Welche digitalen Methoden eignen sich für deren Analyse, und wie lassen sich die Forschungsergebnisse visualisieren? Neben der umfassenden Schreibberatung bieten wir im SLUB TextLab ForschungsUnterstützung für die Digitalen Geisteswissenschaften. Dazu zählen Beratungsangebote und die Bereitstellung der Infrastruktur für die digitale Annotation, Erschließung und Analyse von Texten in einer offenen TEI-Werkstatt.
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