20.07.2016
Polnische Spuren in Sachsen – ein Vortrag von Marcin Goch
Am 05. Juli 2016 hielt der Kunsthistoriker Marcin Goch einen Vortrag über polnische Artefakte in Sachsen, von denen es durch die gemeinsame Vergangenheit sehr zahlreiche gibt. Durch die Sächsisch-Polnische Union in den Jahren 1697 bis 1763 finden sich zahlreiche polnische Denkmäler auf dem heutigen Gebiet des Freistaats Sachsen, die in der Datenbank „Polonika“ aufgelistet sind. „Polonika“ entstand unter der Regie des polnischen Ministerium für Kultur und Nationales Erbe (Ministerstwo Kultury i Dziedzictwa Narodowego) und kann aktuell auf etwa 150 Einträge verweisen. Zahlreiche Mitarbeiter wie Marcin Goch sind beständig damit befasst, polnische Kulturgüter außerhalb der polnischen Landesgrenzen zu erfassen. Mit diesem Auftrag sind sie in Belarus, Litauen, der Ukraine, Deutschland und der Schweiz unterwegs. Goch wies in Sachsen auf mehrere polnische Artefakte hin. Er nannte den Alten Annenfriedhof in Dresden, auf dem Opfer des Novemberaufstands 1830 gegen die zaristische Besatzungsmacht begraben liegen. Insgesamt finden sich dort etwa 50 polnische Grabstätten. Im Stadtteil Hosterwitz ist das Grab der Künstlerin Wanda Bibrowicz-Wislicanus (1878-1954), die lange Jahre in Dresden wirkte. Die zeitgenössische Bildhauerin Małgorzata Chodakowska schuf auf dem Dresdner Heidefriedhof eine Skulptur, die als Mahnmal an die Opfer der Bombenangriffe auf die Stadt im Februar 1945 erinnert. Auch im Pillnitzer Schlosspark können Chodakowskas Statuen bewundert werden. In Leipzig erinnert ein Denkmal an den polnischen General Józef Poniatowski, der in der Völkerschlacht 1813 fiel. Die neueste Geschichte vertritt eine Tafel für die polnische Gewerkschaft Solidarność, die am Leipziger Augustusplatz, dem zentralen Ort der Demonstrationen vom Herbst 1989 angebracht wurde und damit die Verbundenheit zwischen der polnischen und ostdeutschen Opposition verdeutlichen soll. Die gemeinsame Geschichte zwischen Sachsen und Polen illustrieren zwei Postmeilensäulen in Freiberg und Königstein, auf denen jeweils ein Wappen mit dem polnischen Adler angebracht ist.
Sportbegeisterte haben seit geraumer Zeit die Möglichkeit, die alte Route der Postkutschenverbindung zwischen Dresden und Warschau mit dem Fahrrad zu erkunden (Herr Goch wies darauf hin, dass dies auch mit dem Auto möglich sei). Unter der Adresse www.dresden-warszawa.eu kann man den etwa 700 Kilometer langen Trip sorgsam planen. Die Streckenführung entspricht dabei in weiten Teilen den historischen Gegebenheiten und wurde dort, wo sie nicht mehr rekonstruierbar war, behutsam angepasst.