29.06.2018
Prof. Massimo Zaggia – Dresden Senior Fellow am Institut für Romanistik
Position / Professur: Professur für Romanistik: Sprachwissenschaft (Französisch und Italienisch)
Institut: Institut für Romanistik
Fakultät: Fakultät Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften
Ich wurde in Südtirol geboren, von italienischen Eltern. Dort gab es in den fünfziger und sechziger Jahren immer noch Spaltungen und Spannungen zwischen den italienischen und deutschen Sprachgruppen. Zum Glück sind diese Probleme jetzt vollständig überwunden. Ich habe mich für ein Studium der Italianistik (Linguistik, Philologie, Literatur) entschieden, nicht wegen einer nationalistischen Ausrichtung, sondern im Gegenteil in einer vergleichenden und interkulturellen Perspektive. Ich habe in Pisa an der Scuola Normale Superiore studiert und dann in Florenz an der Accademia della Crusca. Jetzt lebe ich in Mailand und unterrichte an der Universität von Bergamo. Als Dozent für Italienisch als Fremdsprache war ich lange in Siena, in Frankreich, in Argentinien und in den USA, und habe wunderbare Erinnerungen an viele meiner ausländischen Studenten (von denen ich selbst auch viel gelernt habe).
Wo liegen Ihre Forschungsschwerpunkte und Forschungsinteressen?
Besonders interessiert mich die italienische literarische Kultur des Mittelalters und der Renaissance: nicht nur die toskanischen Texte (Dante, usw.), sondern auch diejenigen im Dialekt (Venedig, Lombardei, Sizilien, usw.), die lateinischen (Humanismus des 15. Jahrhunderts) und schließlich ebenfalls Schriften in gemischten Sprachen (Literatur „macaronica“ [dt. = „Nudelverse“], usw.). Dabei untersuche ich direkt die Primärquellen: Handschriften, Inkunabeln, Erstausgaben.
Was war Ihr interessantestes bzw. spannendstes Forschungsprojekt?
Ich leite seit vielen Jahren ein Forschungsprojekt zu Ovid im italienischen Mittelalter. Insbesondere die „Heroides“ standen im Fokus meiner Recherchen, ein sehr faszinierender Text, der aus weiblicher Perspektive die Grundlage der europäischen Liebesliteratur darstellt.
An welchem Projekt arbeiten Sie aktuell?
Ich habe zahlreiche kleinere Projekte. In diesem Moment interessiert mich besonders die Verbreitung der italienischen Manuskripte (lateinischer Sprache, aber italienischer Herkunft) nördlich der Alpen und besonders in Deutschland. Aus diesem Grund bin ich verständlicherweise sehr gerne nach Dresden gekommen, da auch die Sammlung an Handschriften und alten Drucken der SLUB einen reichen Fundus für meine Forschungsinteressen bietet.
Was darf auf Ihrem Schreibtisch auf keinen Fall fehlen?
Farben (auf die eine oder andere Weise).
Haben Sie ein Lieblingszitat? Wenn ja, welches und von wem ist es?
Sicher, eines ist von Marcel Proust: «Le seul véritable voyage, le seul bain de Jouvence, ce ne serait pas d’aller vers de nouveaux paysages, mais d’avoir d’autres yeux, de voir l’univers avec les yeux d’un autre, de cent autres …». [= dt.: Die wirkliche Entdeckungsreise besteht nicht darin, neue Landschaften zu erforschen, sondern darin, Altes mit neuen Augen zu sehen.]
Welches Buch haben Sie als letztes gelesen? Welchen Film/Welche Serie haben Sie als letztes gesehen?
Ich bin gerade dabei „Erklär mir Italien“ von Giovanni Di Lorenzo und Roberto Saviano zu lesen. Der letzte Film, den ich hier in Dresden gesehen habe, ist „Papst Franziskus – Ein Mann sein Wortes“ von Wim Wenders. Aber der deutsche Film, den ich in den letzten Jahren am meisten mochte, ist „Der Staat gegen Fritz Bauer“ (2015). Zuvor fand ich sehr bewegend, unvergesslich „Das Leben der Anderen“ und „Vier Minuten“ (2006). Ich mag Kino sehr, und besonders mag ich Filme, die über die Geschichte und die Menschlichkeit der Menschen reflektieren. Ich sehe wenig Fernsehserien, außer diejenigen mit historischen Bezügen wie „Die Borgia“ und „Die Medici“. Das Detektivgenre mag ich generell nicht, aber ich mochte einige Folgen der Serie „Der letzte Bulle“ (neben dem „Kommissar Montalbano“ natürlich).
Weitere Infos über Prof. Zaggia gibt es auf der Webseite der Università Degli Studi di Bergamo und auf der Homepage des Instituts für Romanistik.