19.05.2017
Sorbisch Online Lernen mit Marja & Jan: Wopyt ze zašłosće. Besuch aus der Vergangenheit
Mit „Marja & Jan: Wopyt ze zašłosće. Besuch aus der Vergangenheit“ ist jetzt der erste Sprachlernkurs für Obersorbisch für das Einstiegsniveau A1 online. Auf sprachkurs.sorbischlernen.de können alle, die in Eigenregie in die obersorbische Sprache einsteigen wollen, mit den ersten Lektionen beginnen.
Der Kurs ermöglicht es jedem interessierten Lerner auf der Welt die obersorbische Sprache zu erlernen. Er umfasst 449 Aufgaben in 56 Lektionen. Davon haben 171 mehrere Runden, sodass man mindestens 620 verschiedene Lernaufgaben bearbeiten kann. Der Kurs ist mit 180 Comicbildern illustriert und verfügt über 2000 einzelne Audiodateien. Dafür haben 16 Sprecher insgesamt drei Tage lang Texte im Studio eingesprochen. Die Wortschatzlisten für den Vokabeltrainer umfassen mehr als 1500 Vokabeln, von denen mehr als 1000 auch angehört werden können.
„In diesem und nächsten Jahr werden wir den Kurs um die Niveaustufen A2 und B1 erweiterten. Daneben erstellen wir eine Version mit Englisch als Ausgangssprache (für A1 und A2), um auch Lernende mit nicht deutscher Muttersprache zu erreichen. In Arbeit ist weiterhin eine niedersorbische Version des Sprachlernprogrammes für die Niveaustufen A1 und A2. Damit werden zu Projektende sieben Sprachkurse auf der Plattform zur Verfügung stehen. Und wir wollen den Kurs zudem noch als App für IOS und Android zur Verfügung stellen“, erklärt Antje Neuhoff, Leiterin des Multimedialen Sprachlernzentrums (MSZ).
Diesen umfangreichen Kurs zu entwickeln und umzusetzen, war nur mit einem interdisziplinären Team möglich. Neben Mitarbeiter*innen des MSZ arbeiteten Sprach- und Mediendidaktiker*innen, Sorabist*innen, Slavist*innen und Autor*innen sowie Programmierer und Mediengestalter zusammen. Zum Kernteam gehören Antje Neuhoff, Karin Schöne, Ph.D., Lubina Hajduk-Veljković, Měrćin Bałcar (TU Dresden), Christian Nink (taleport.net), Šćěpan Hanuš , Korla Šołta und Kai Limadjaja (Poradźowanje a Wuwiwanje GbR). Die Texte wurden unter anderem von Sprecher*innen des Sorbischen Rundfunks eingesprochen. Bei den Aufnahmen wurde sie von Fachleuten des Witaj-Sprachzentrums unterstützt.
Neben der zeitlichen Planung und der Administration des Projekts war die Sprache selbst eine der größten Herausforderungen. „Obersorbisch ist eine relativ kleine Sprache. Hier mussten wir zunächst ermitteln, in welchen Situationen die Lerner die Sprache gebrauchen können. Auch haben wir es auf fast allen Sprachebenen mit Varianten zu tun.“, erklärt Karin Schöne, Ph.D., Projektkoordinatorin. „Wir haben immer wieder sprachliche Einzelfragen mit sorbisch-sprachigen Partnern diskutiert. Uns war wichtig, dass der Kurs ein Sorbisch vermittelt, wie es gegenwärtig verwendet wird und wie man es von einem Lerner erwartet.“ Zu Beginn des Projekts waren einige skeptisch: Wie können nicht sorbisch-sprechende Personen einen Sprachlernkurs für Obersorbisch entwickeln. Aber der rege und kontinuierliche Austausch und die intensive Zusammenarbeit zwischen den Projektpartnern und der sorbischen Gemeinde bewirkten eine durchweg positive Rückmeldung zum Sprachlernkurs.
„Sorbisch Online Lernen“ wurde 2015 durch die Stiftung für das sorbische Volk als ein Sprachkurs für erwachsene Lerner ausgeschrieben. Den Auftrag erhielt das MSZ der TU Dresden, das bereits Erfahrungen in der Erstellung von mediendidaktischen Konzepten und der Entwicklung von multimedialen Sprachlernmaterialien hat. Das MSZ ist Teil des Lehrzentrum Sprachen und Kulturräume der Fakultät Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften. Der entwickelte Kurs orientiert sich stark an dem 2016 durch das WITAJ-Sprachzentrum erarbeiteten Sprachzertifikat, das Sprachkenntnisse nach dem Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GER) zertifiziert/bescheinigt.
Sorbisch Online Lernen bildete einen Teil des großen Pakets „Sorbische Sprache in den neuen elektronischen Medien“. Bei diesem Vorhaben arbeiteten 2013 die Stiftung für das sorbische Volk zusammen mit Mitarbeitern des sorbischen Instituts, des WITAJ-Sprachzentrums, des Instituts für Sorabistik der Universität Leipzig und unabhängigen IT Spezialisten. Die wesentlichen Punkte ihres Konzepts waren der Erhalt und die Weiterentwicklung der sorbischen Sprache durch digitale Textkorpora, Wörterbücher und eine Rechtschreib- und Grammatikkontrolle. Weitere Bausteine waren Sorbisch Online Lernen, eine sorbische digitale Bibliothek und Enzyklopädie sowie die Entwicklung eines sorbischen Internets und Onlinemarketings. Für dieses Vorhaben stellt der Freistaat Sachsen in den Jahren 2015 bis 2018 jährlich Mittel in Höhe von 250.000 € zur Verfügung. Somit konnte 2015 mit der Umsetzung erster Projektvorhaben begonnen werden. Seit 2016 fördert auch der Bund dieses Projekt mit insgesamt 765.000 € und in den Jahren 2017/18 steuert das Land Brandenburg weitere 161.000 € hinzu.