17.06.2019
Abschlussworkshop des Projekts „Kunst und Kultur in der polarisierten Stadt“ (KupoS)
Am 22. Mai 2019 waren Vertreter*innen von Kunst und Kultureinrichtungen in Dresden und Umgebung zum Abschlussworkshop des KupoS-Projekts eingeladen, welches im Zeitraum vom 1. Juni 2018 bis 31. Mai 2019 unter der Leitung von Prof. Heike Greschke am ZfI durchgeführt wurde. Das Projekt untersuchte die Rolle und das (sich verändernde) Selbstverständnis von Kultureinrichtungen sowie die Grenzen von gesellschaftlichen Positionierungen und deren Effekte für den sozialen Zusammenhalt innerhalb der Stadtgesellschaft Dresdens. Ausgehend von der Frage, welche Resonanzen PEGIDA in der Dresdner Kunst- und Kulturlandschaft erzeugt hat, untersuchte das Projekt die Funktionsweisen und Eigenlogiken von Polarisierung als Motor und Marker gesellschaftlicher Transformation. Dabei stellte sich auch die Frage, inwieweit Kunst- und Kulturinstitutionen in der Lage sind bzw. die Aufgabe haben sollten, zwischen antagonistischen Positionen zu vermitteln.
Das KupoS-Team präsentierte vier Thesen zur Polarisierung und der Rolle von Kunst und Kultur, welche auf der Grundlage der Projektergebnisse entwickelt und den Akteur*innen der hiesigen Kunst- und Kulturlandschaft zur Diskussion gestellt wurden. Der Workshop zielte darauf ab, eine Perspektive auf die institutionelle künstlerische und kulturelle (Vermittlungs-)Praxis zu ermöglichen, die von Details abstrahierende, übergreifende Strukturen und Prozesse zur Anschauung bringt. Dabei wurden die Erkenntnisse des Projektes nicht im Sinne von besserem Wissen, sondern als Reflexionswissen zur Verfügung gestellt. Die bewusst provokant formulierten Thesen „Polarisierung lohnt sich“, „Polarisierung bewegt“, „Polarisierung politisiert und polarisiert“, sowie „Polarisierung vereint/vereinheitlicht durch Spaltung“ wurden von den Projektbeteiligten Leandro Raszkewicz, Viktoria Rösch, Lukas Schmitz und Moutaz Zafer, vorgestellt und erläutert. Sodann hatten die etwa 30 Teilnehmenden Gelegenheit, sich über die einzelnen Thesen auszutauschen. Die Ergebnisse wurden im Plenum geteilt und gemeinsam diskutiert. Die Diskussion wurde mittels graphic recording von Anja Maria Eisen dokumentiert.
Das visuelle Protokoll vermittelt einen guten Eindruck von der bewegten Diskussion. Uneinigkeit herrschte in der Frage, für wen und in welcher Hinsicht sich Polarisierung lohnt oder inwieweit der kurzfristige aufmerksamkeitsökonomische Erfolg von öffentlich ausgetragenen Kontroversen bzw. einer eindeutigen Positionierung den Veranstalter*innen mittelfristig schaden könne. Einig waren sich die Teilnehmenden in der Annahme, dass der Vermittlungsauftrag von Kunst- und Kultur beinhaltet, Möglichkeiten des Erwerbs und des Einübens von Ambivalenztoleranz zu schaffen. Darüber hinaus boten die Thesen zur Polarisierung Anlass, über neue Formen der Vermittlung nachzudenken, die dazu geeignet sind, Polarisierungsdynamiken zu entschärfen, indem sie auf Differenzen und Widersprüchlichkeiten innerhalb vermeintlicher Pole aufmerksam machen, sowie Themen setzen, die partielle Gemeinsamkeiten zwischen als antagonistisch wahrgenommenen Positionen betonen und damit auch Möglichkeitsräume der Kooperation schaffen können.
Näheres zu den Projekt- und Workshopergebnissen wird in Kürze im Abschlussbericht des Projekts zu lesen sein.