06.04.2023
Neues Projekt gestartet: Archiving MigOst
Wir freuen uns, dass am 01.04.2023 das neue Projekt „Archiving MigOst“ am ZfI gestartet ist. Unter der Leitung von Dr.in Karoline Oehme-Jüngling, in Kooperation mit dem Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV) sowie dem Verbundprojekt „Ostdeutsche Migrationsgesellschaft selbst erzählen“ (MigOst), werden gemeinsam mit fünf beteiligten Dresdner Migrant:innenselbstorganisationen (MSO), Archivwerksstätten konzipiert und umgesetzt und deren Archive für die Nachnutzung von Wissenschaft und Praxis zugänglich gemacht.
Die Institutionalisierung von Migrant:innen(selbst)organisationen (MSO) in (größeren) Städten der DDR bzw. den neuen Bundesländern ist als ein Effekt des Umbruchs von 1989/90 zu verstehen. Ein pluraler, offener Migrationsdiskurs ist erst infolgedessen über Teilöffentlichkeiten hinaus möglich geworden. Neben Räumen des (interkulturellen) Austauschs und der Information geht es den sich entwickelnden MSO um Fragen des Bleiberechts für Vertragsarbeiter:innen, des politischen Asyls, um Unterstützung von Bürgerkriegsflüchtlingen, die „Integration“ von Spätaussiedler:innen und nicht zuletzt um Alltagsrassismus und rechte Gewalt. Im öffentlichen Diskurs bleiben migrationsgesellschaftliche Themen lange Zeit unterbelichtet, von der Mehrheitsgesellschaft wenig beachtet. Seit einigen Jahren erfährt die wissenschaftliche und gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der Migrationsgeschichte der DDR und Ostdeutschlands verstärkte Auseinandersetzung. Das Projekt „Archiving MigOst“ setzt sich mit der frühen Phase der Organisation und Institutionalisierung von MSO und deren Rolle im Transformationsprozess auseinander (ca. 1989-2000), indem es die Selbstarchive der MSO sondiert, erschließt und für die Nachnutzung von Wissenschaft sowie MSO selbst zugänglich macht. In den MSO sind beachtliche Mengen schriftlichen Materials entstanden, die als Quellen für die eigene und die offizielle Geschichtsschreibung von Bedeutung sind. Die Sicherung und Erschließung solcher Wissensbestände in „anderen“ Archiven ist als gesamtgesellschaftlich relevant erkannt worden. Um den Charakter der Selbstarchive zu wahren, nutzt „Archiving MigOst“ einen partizipativen Zugang: Gemeinsam mit fünf beteiligten MSO in Dresden werden Archivwerkstätten konzipiert und umgesetzt. Die Selbstarchivalien werden in einen neuen Bestand des Lebensgeschichtlichen Archivs des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde Dresden aufgenommen und über Metadaten sinnvoll strukturiert und nutzbar gemacht. Daneben wird eine Handreichung erarbeitet, die erprobte Verfahren anderen MSO zugänglich gemacht, und kurze Organisationsgeschichten der fünf beteiligten MSO veröffentlicht.
Gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.