25.09.2025 - 26.09.2025; Tagung
Tagung "Die Zisterzienser – Normen im Konflikt", Stift Heiligenkreuz, 25.–26. September 2025
2532 Heiligenkreuz im Wienerwald
Die Zisterzienser – Normen im Konflikt
Im 12. Jahrhundert revolutionierte der Zisterzienserorden das monastische Leben im lateinischen Europa. Er stellte die bisherige Form des Klosterlebens, aber auch gängige Vorstellungen monastischer Autoritäten und das übliche Verhältnis der Klöster zu externen Machthabern infrage. Den Vorstellungen des traditionell benediktinischen Klosterlebens wurde ein neuartiges Ideal einer egalitären, einheitlichen und nach außen abgegrenzten Brüdergemeinschaft entgegengesetzt. Damit verbunden war, dass die Zisterzienser statt den Abt die Benediktregel in den Mittelpunkt stellten, die monarchische Organisation benediktinischer Klosterverbände durch das Generalkapitel als gemeinschaftliches „Äbteparlament“ ersetzten und die traditionelle Verflechtung der Benediktinerklöster mit der Welt und deren Machthabern zugunsten einer radikalen Weltabgewandtheit aufzulösen suchten.
Dennoch ergab sich in der alltäglichen Praxis die Notwendigkeit, das Verhältnis der Mönche bzw. Klöster untereinander sowie zur Außenwelt immer wieder neu auszutarieren, wodurch diese Ideale immer wieder infrage gestellt und erprobt wurden. In manchen Fällen führten diese Prozesse zu einem Normenwandel, der wiederum in späteren Zeiten im Rahmen von Reformdiskursen hinterfragt werden konnte. Die bisherige Forschung hat diese Prozesse meist unter dem Gesichtspunkt des Verhältnisses zwischen Norm und Realität analysiert, oft eine Diskrepanz konstatiert und manchmal auch eine Dekadenz attestiert. Diese Sichtweise setzt voraus, dass die Normen in sich einheitlich waren, was jedoch nicht immer gegeben war – so konnten z.B. die Ideale der Armut und der Autarkie in Konflikt miteinander stehen. Die Entstehung von konkreten Normen z.B. in Form von Generalkapitelsbeschlüssen war somit das Ergebnis eines Aushandlungsprozesses, der jedoch den grundsätzlichen Normenkonflikt nicht aufhob und unter anderen Umständen zu einem unterschiedlichen Ergebnis führen konnte.
Die Tagung widmet sich dieser Art von Normenkonflikten innerhalb des Zisterzienserordens, die sich einerseits innerhalb der als egalitär verstandenen Brüdergemeinschaft und andererseits an ihrem Verhältnis zur Außenwelt entzündeten. Er begreift die Entstehung, Umsetzung und Änderung von konkreten Normen als Ergebnis von teilweise konfliktbehafteten Aushandlungsprozessen und Kompromissen, die sich im Alltag immer wieder bewähren mussten. Zugleich nimmt er die Deutung solcher Aushandlungsprozesse innerhalb des Ordens in den Blick, da Konflikte um die Normen dem Ideal einer einmütigen Brüdergemeinschaft widersprechen mussten. Auf diese Weise sollen ein noch differenzierteres Bild der normativen Entwicklung des Ordens als bisher gewonnen sowie analytische Kategorien und Deutungsschemata erarbeitet werden, die sich auch auf analoge Entwicklungen in anderen Orden übertragen lassen.
Internationale Konferenz, organisiert in Kooperation zwischen: Philosophisch-Theologische Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz, EUCist (Europainstitut für Cistercienserforschung); Research Centre of the Slovenian Academy of Sciences and Arts, France Stele Institute of Art History, Ljubljana; Technische Universität Dresden, Forschungsstelle für Vergleichende Ordensgeschichte (FOVOG); University of Zagreb, Faculty of Croatian Studies
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