21.11.2017; Vortrag
Ringvorlesung: Machtvolle Sprache(n). Perspektiven auf sprachliche Bildung in Schule und AusbildungTeilhabe durch Ausbildung: Sprachförderung in der beruflichen Bildung nach dem Unterrichtskonzept "Berufssprache Deutsch"
01069 Dresden
ABSTRACT
Die Beschulung von neu zugewanderten Jugendlichen an beruflichen Schulen setzt sich zwei zentrale voneinander abhängige Ziele: die erfolgreiche Positionierung auf dem Arbeitsmarkt mit dem Ziel der wirtschaftlichen Selbstständigkeit und die Teilhabe an der deutschen Gesellschaft durch einen gesicherten Aufenthaltsstatus. Zur Erreichung von beiden spielt Sprache eine zentrale Rolle. D.h. dass neben der Einhaltung des allgemeinbildenden Auftrags und dem Erreichen der Ausbildungsreife in berufsvorbereitenden Maßnahmen grundlegende Sprach- und Kulturkenntnisse zu vermitteln sind. Neben einer zentralen kommunikativen und sozialen Bedeutung erfüllen diese aber auch kognitive sowie identitäts- und wirklichkeitskonstituierende Funktionen (Terrasi-Haufe & Roche 2016:3). Muss ein Mensch unvorbereitet sein sprachliches und kulturelles Umfeld verlassen, wird er gleichzeitig eines Großteils seiner sozialen Kontakte sowie seiner Möglichkeiten, seine Umgebung zu verstehen und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, beraubt (ebd.:4). So kann eine Problematisierung seiner Zugehörigkeit und damit verbunden ein Verlust an Teilhabe entstehen, was in gezieltem Unterstützungsbedarf nicht nur hinsichtlich der Vermittlung von Sprache und Kultur, Methoden- und Sozialkompetenz, sondern auch bzgl. Identitätsbildung und Persönlichkeitsentwicklung resultiert (Terrasi-Haufe; Baumann & Riedl 2017:2)
Eine durchgängige Sprachbildung und die Beschulung von Neuzugewanderten an Berufsschulen erst in Berufsintegrationsklassen und dann in den Regelklassen erfordern die Bereitstellung angemessener Unterrichtskonzepte, Ordnungsmittel und -materialien (Roche & Terrasi-Haufe 2017). Das Unterrichtsprinzip „Berufssprache Deutsch“ erfüllt diese Forderung durch die Bereitstellung neuer binnedifferenzierter Lehrpläne und handlungsorientierter Unterrichtsmaterialien. Der Vortrag stellt das bayerische Modell der Berufsintegrationsklassen vor, führt in das Konzept „Berufssprache Deutsch“ ein und bietet einen Überblick über das szenariendidaktisches Lehrwerk für Berufsintegrationsvorbereitungsklassen und Musterszenarien für unterschiedliche Ausbildungsberufe. Daneben werden bildungspolitische Konsequenzen für den Bereich der Professionalisierung und des Qualitätsmanagements präsentiert.
Literatur
Roche, Jörg; Terrasi-Haufe, Elisabetta (2017). Handlungsbasierter Unterricht an beruflichen Schulen in Bayern. In Christian Efing/Karl-Hubert Kiefer (Hrsg.) Sprachbezogene Curricula und Aufgaben in der beruflichen Bildung" "Wissen - Kompetenz - Text". Frankfurt am Main : Peter Lang Verlag. S.71-90.
Terrasi-Haufe, Elisabetta; Roche, Jörg (2016). Sprache und Integration: Wie Geflüchtete über den Deutscherwerb ihre Teilhabe sicherstellen können. DDS 1/2016, 3-4.
Terrasi-Haufe, Elisabetta; Baumann, Barbara; Riedl, Alfred. (in Druck) Die Förderung neu Zugewanderter an beruflichen Schulen In: Christian Efing/Karl-Hubert Kiefer (Hrsg.) Sprache und Kommunikation in der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Ein interdisziplinäres Handbuch. Tübingen: Narr.
Terrasi-Haufe, Elisabetta; Roche, Jörg, Sogl, Petra (2017) Angebote für Geflüchtete an bayerischen Berufsschulen und Qualifizierung von Lehrkräften: konzeptionelle und curriculare Aspekte. In: Wie schaffen wir das? Beiträge zur sprachlichen Integration geflüchteter Menschen. FaDaF. Reihe Materialien Deutsch als Fremd- und Zweitsprache Bd. 97. S. 31-50.
Moderation: Dr. Torsten Andreas (Deutsch als Fremdsprache, TU Dresden)