31.03.2022; Vortrag
Disruption unter Beobachtung: Öffentliche AbendvorträgeRegina Schober: Ausbruch aus Erkennungsmustern? Algorithmen und Narrative als Formen disruptiver Innovation
Moderation: Solvejg Nitzke und Simon Meier-Vieracker
Die erste Verbundtagung des Disruption and Societal Change Center der TU Dresden (TUDiSC) steht unter dem Titel "Disruption unter Beobachtung". In diesem Rahmen hat TUDiSC zwei Gastwissenschaftlerinnen eingeladen, ihre Perspektive auf Disruption den Verbundmitgliedern und allen Interessierten in zwei Abendvorträgen am 31.03. näher zu bringen. Die Vorträge finden digital via Zoom statt. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.
Nach einer Begrüßung durch Solvejg Nitzke und Simon Meier-Vieracker wird Regina Schober, Professorin für American Studies an der HHU Düsseldorf, sprechen. Im Anschluss folgt der Vortrag von Martina Franzen.
Ausbruch aus Erkennungsmustern? Algorithmen und Narrative als Formen disruptiver Innovation
Regina Schober, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Algorithmische Erkennungstechnologien und Empfehlungssysteme gehören mittlerweile zu den wichtigsten Triebfedern sogenannter ‚disruptiver Innovation‘. Die Verdrängung etablierter Unternehmen durch datengetriebene und zunehmend KI-gestützte Plattformen und Prozesse (z.B. der sog. sharing economy und den sozialen Medien), basieren auf Narrativen umfassender Konnektivität, automatisierter ‚Lesbarkeit‘ und Ökonomisierung von Subjekten und Erfahrungen. Gleichzeitig werden diese Plattformen zunehmend für individuelle und kollektive Räume der Partizipation als politisch disruptiv erlebt (vgl. Pörksen 2018). Literarische/kulturelle Ansätze wie Patricia Lockwoods no one is talking about this (2021) und Namwali Serpells Stranger Faces (2020) erkunden Möglichkeiten narrativer Intervention und Gegenmodelle in Bezug auf algorithmische Prozesse von Erkennungsmustern. Der Vortrag widmet sich der Frage, ob diese kulturellen Texte durch Szenarien der „Entnetzung“ (Stäheli 2021) selbst zu innovativen Störfeldern werden oder ob sie im Zeitalter vollständiger Datifizierung an den Logiken der neoliberalen Aufmerksamkeitsökonomie zumindest teilweise partizipieren. Er liefert eine kritische Diskussion des disruptiven Potentials von Literatur in einer hochgradig konfrontativen und affektiv aufgeladenen Welt der Plattformökonomie und fragt, ob und mit welchen Effekten Literatur als Ausbruch aus den Zwängen der Erkennungsalgorithmen sichtbar und produktiv wird.
Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Freistaat Sachsen im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern

Disruption and Societal Change Center (TUDiSC)
Eine verschlüsselte E-Mail über das SecureMail-Portal versenden (nur für TUD-externe Personen).