05.11.2021; Workshop
Netzwerkstudio „Mobility and Societal Change"
Mobility and Societal Change
Netzwerkstudio zur Vernetzung und Entwicklung der Potenzialbereiche ‚Gesellschaftlicher Wandel‘ und ‚Automatisierte und Vernetzte Mobilität‘
Als im März 2021 das Containerschiff Ever Given im Suezkanal auf Grund lief, wurde exemplarisch deutlich, wie selbst kleinste Bereiche der heutigen Lebenswelt von globaler Mobilität abhängig sind. Die Unterbrechung der Mobilitätskette wirkte sich nicht nur auf Unternehmen, sondern in Form von Lieferengpässen und Preiserhöhungen auch auf das Alltagsleben aus. Mobilität und Verkehr sind von zentraler Bedeutung für das Funktionieren unserer arbeitsteiligen Gesellschaften. Sie sind Innovationstreiber, Grundvoraussetzung für Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, stellen aber gleichzeitig die Gesellschaften vor große Herausforderungen, u. a. durch hohe Treibhausgasemissionen und den Verbrauch von Ressourcen. Mobilität ist zudem ein soziales Phänomen. Menschen wollen und müssen mobil sein. Mobilität ist mehr als nur Bewegung, sie ist Teil der persönlichen Entwicklung und heute eine Grundvoraussetzung für die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse. Mobilität und Verkehr sind von Unterbrechungen und gesellschaftlichen Wandel betroffen, z. B. in der aktuellen COVID-19 Pandemie, sie brauchen gleichzeitig aber auch jenen Wandel, um ambitionierte Ziele z. B. im Klimaschutz zu erreichen.
Daraus ergibt sich eine Vielzahl von Fragen, die aus interdisziplinärer und insbesondere geistes- und sozialwissenschaftlicher Sicht betrachtet werden müssen, um sie umfassend zu verstehen und Gestaltungsspielräume zu eröffnen:
- Wie sieht die Mobilität, wie sehen Verkehrssysteme der Zukunft aus, die hohe Erreichbarkeiten für Menschen und Güter sicherstellen und gleichzeitig ambitionierte Ziele im Umweltbereich erfüllen?
- Wie sehen resiliente Verkehrssysteme aus, die Disruptionen standhalten? Wie verändern Disruptionen Mobilität und Verkehr? Welche Disruptionen entstehen durch die fortschreitende Automatisierung im Verkehr? Welche ethischen Bedenken gibt es z.B. bezüglich Verkehrssicherheit? Welche Faktoren beeinflussen die Akzeptanz der neuen Technologien?
- Welchen Einfluss hat Mobilität auf die Struktur zukünftiger Gesellschaften und wie beeinflusst der gesellschaftliche Wandel (etwa durch die Klimakrise oder durch Migration) die Mobilität von morgen?
- Welche Mobilitätsbedürfnisse verbergen sich hinter der Verkehrsnachfrage? Wie zufrieden sind die Menschen mit den Verkehrsangeboten? Wie lassen sich diese Zufriedenheit erhöhen und gleichzeitig gesellschaftliche Ziele unterstützen?
- Wie verändert Mobilität gesellschaftliche Rollenbilder, das Arbeitsleben oder das Verhältnis von Stadt und Land?
- Wie gelingt die Entwicklung nutzerzentrierter technologischer Innovationen mit hoher Akzeptanz und Passfähigkeit zu gesellschaftlichen Zielen?
- Welche Governance-Strukturen und Prozesse sind geeignet, um eine Transition hin zu nachhaltigen Verkehrssystemen zu schaffen? Wie können die verschiedenen Akteursgruppen für Veränderung gewonnen werden? Wie lassen sich positive Visionen nachhaltiger Mobilität aufzeigen?
Diese interdisziplinären Fragestellungen sind mit methodischen und wissenschaftstheoretischen Herausforderungen verbunden:
- Was können wir im interdisziplinären Diskurs zu unserer Forschung inhaltlich und methodisch lernen?
- Welche Anknüpfungspunkte gibt es für interdisziplinäre Forschung und Lehre?
- Wie lassen sich geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung zu Mobilität und Verkehr mit den verschiedenen anderen Disziplinen wie z. B. den Ingenieurwissenschaften, der Statistik, Ökonomie, Psychologie, Geographie oder den Umweltwissenschaften verbinden?
- Inwieweit ermöglichen bzw. limitieren die theoretischen und methodologischen Instrumentarien (der beteiligten Fächer) das Verstehen/Erklären der Beziehungen zwischen Mobilität und Disruption und ihre ordnungsstiftenden bzw. störenden oder verändernden Kräfte? Welche Perspektiven sehen wir für eine interdisziplinäre Mobilitäts-Disruptionsforschung?
Diese und weitere Fragen rund um die beiden Potenzialbereiche „Gesellschaftlicher Wandel“ und „Automatisierte und Vernetzte Mobilität“ wollen wir in einem gemeinsamen Netzwerkstudio der Geisteswissenschaftler:innen und Verkehrswissenschaftler:innen erörtern. Die Potenzialbereiche sind Maßnahmen der Exzellenzstrategie der TU-Dresden zur Weiterentwicklung wissenschaftlicher Schwerpunkte.
Datum: 05.11.2021
Zeit: 09:00 bis 12:30 Uhr
Ort: POT 168 oder online (Präsenzveranstaltung unter Einhaltung der universitätsseitig vorgegebenen Sicherheitsvorkehrungen)
Agenda:
- Kurze Vorstellung der beiden Potenzialbereiche
- Erste Reflexionen zu gemeinsamen Begriffen und Forschungsfragen
- Erarbeitung von Ideen für Vernetzungsaktivitäten, DFG-Anträge, internationale Publikationen, Lehrveranstaltungen oder Ringvorlesungen in diesem Themenfeld
Für Rückfragen stehen wir, Dekan Prof. Dr.-Ing. Günther Prokop und Forschungsreferentin Anett Ludwig sowie Bereichssprecher Prof. Dr. Christian Prunitsch und Koordinator Lucas von Ramin, gern zur Verfügung und freuen uns auf Ihr Interesse an einer aktiven Mitwirkung.
Es ist keine Anmeldung mehr möglich.
Die Teilnehmer:innenzahl ist auf 20 Personen beschränkt.
Das Netzwerkstudio ist grundsätzlich für deutsch- und englischsprachige Teilnehmer:innen geeignet. Bitte vermerken Sie auf dem Anmeldeformular ihre Präferenz und gegebenenfalls Übersetzungswünsche. Wir möchten unsere Veranstaltungen zudem möglichst barrierefrei gestalten. Bitte nennen Sie im Anmeldeformular Ihre Bedarfe.
Im Vorfeld des Netzwerkstudios hält Dr. habil. Weert Canzler (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung) am 04.11. um 17:00 Uhr einen Vortrag zum Thema Ändert die Digitalisierung alles? Zwischen Pfadabhängigkeiten, möglichen Disruptionen und Illusionen.
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