Transformation Ost: Forschungsschwerpunkt zum gesellschaftlichen Wandel in Ostdeutschland
Der Mauerfall und die Vereinigung der alten und neuen Bundesländer gelten als prägende Ereignisse für die Bundesrepublik. Insbesondere die post-sozialistische Transformation hat eigene Spannungsfelder hervorgebracht. Von bürgerschaftlichem Engagement bis zu hin zu Demokratiefeindlichkeit, von der Abwicklung ostdeutscher Betriebe bis hin zum aktuellen Aufbau von Spitzenforschung, von den Marginalisierungserfahrungen der Bürger:innen bis hin zu ihrer Bezeichnung als Avantgarde – zahlreiche Narrative prägen die Spezifika dieser Regionen und befinden sich in wissenschaftlicher Aufarbeitung, was auch Publikationen wie Dirk Oschmanns „Der Osten. Eine westdeutsche Erfindung“ (2023) und Steffen Maus „Ungleich vereint. Warum der Osten anders bleibt“ (2024) zeigen.
Deutlich wird, dass dreißig Jahre nach dem Mauerfall kein einheitliches Bild gezeichnet werden kann. Fortbestehende Ungleichheiten in Löhnen und Eigentumsverhältnissen sowie die geringe Repräsentation in Politik, Justiz und Wissenschaft erfordern weitere Aufarbeitung und Thematisierung. Einseitige Diskurse führen dabei nicht nur zu Forschungslücken, sondern verschleiern vor allem vorhandene Komplexität und Diversität innerhalb der ostdeutschen Gesellschaft(en). Michael Lühmann schlägt in diesem Zusammenhang vor, von einem „ostdeutsche[n] Erfahrungsraum statt ostdeutscher Identität“ (2021, S. 334) auszugehen. Um die diesem Raum innewohnende Pluralisierung der Perspektiven auszudrücken, ist sowohl Verstetigung als auch Sichtbarmachung von wissenschaftlicher Arbeit mit dem Fokus auf Ostdeutschland notwendig.
Das Netzwerk Transformation Ost setzt hier an, indem es die unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven sowie Expertisen innerhalb der Technischen Universität Dresden versammelt. Vielfältige Forschungsthemen und -projekte beschäftigen sich hier mit dem „Osten“, aufgrund regionaler Zugehörigkeit und medialer Präsenz insbesondere mit Sachsen. Dabei ist sich die TU Dresden der besonderen Verantwortung bewusst, der sich die Wissenschaft und vor allem die Universitäten im Osten Deutschlands aufgrund ihrer historischen Bedeutung sowie der gegenwärtigen Lage konfrontiert sehen. Die Aufarbeitung eigener historischer Prozesse, die Beschreibung und Analyse aktueller Dynamiken in der Tradition lokaler Positionierung und internationaler Perspektive stellen den genuinen Ansatz der TU Dresden dar.
Themengebiete
- Rechtsextremismus, Protest und Populismus
- Politische Kultur und gesellschaftliches Selbstverständnis
- Universitäten, Forschung und Fortschritt
- Kunst und Kultur
- Bildung und Erziehung
Informationen zu den Forschungsprojekten, beteiligten Wissenschaftler:innen und Veranstaltungen finden Sie auf den Unterseiten.