Übung: Althistorie im Nationalsozialismus
In diesem Kurs wollen wir uns dem Themenkomplex der „Althistorie im Nationalsozialismus“ aus sehr unterschiedlichen Perspektiven nähern. Dabei interessieren uns erstens die Rolle der Antike in der nationalsozialistischen Weltanschauung und als Projektionsfläche für Herrschafts-, Rassen- und Gesellschaftsvorstellungen. Zweitens die institutionelle und personalpolitische Entwicklung des Fachs Alte Geschichte während der NS-Zeit und der „Kriegseinsatz der Altertumswissenschaft“. Drittens die inhaltliche Ausrichtung und alltägliche wissenschaftliche Arbeit und deren Veränderung unter der NS-Ideologie. Für ein besseres Verständnis der NS-Wissenschaftspolitik und ihres Eingreifens in die Hochschullandschaft, der Übertragung ideologischer Annahmen in fachliche Diskurse und der Mechanismen der Herrschaftslegitimation bietet die Alte Geschichte einen hervorragenden Betrachtungsgegenstand. Die Übersichtlichkeit des Faches ermöglicht es, die Schicksale von Lehrstuhlinhabern und renommierten Fachwissenschaftlern (bspw. die Auswirkungen des „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“) nachzuvollziehen und ihre persönliche und politische Einstellung aufzuarbeiten.
Einführende Literatur
K. Christ: Klios Wandlungen, Die deutsche Althistorie vom Neuhumanismus bis zur Gegenwart, München 2006; F.-R. Hausmann: Deutsche Geisteswissenschaft im Zweiten Weltkrieg, Die ʻAktion Ritterbuschʼ (1940-1945), Dresden 1998; V. Losemann: Nationalsozialismus und Antike, Studien zur Entwicklung des Fachs Alte Geschichte 1933-1945, Hamburg 1977; Ders., „Nationalsozialismus I. NS-Ideologie und die Altertumswissenschaften“, DNP 15,1, 2001, S. 723-754.