Der Mittelalterliche Zweikampf als Agonale Praktik zwischen Recht, Ritual und Leibesübung
Projektbeschreibung
Die Geschichte des Zweikampfs vom frühmittelalterlichen Gerichtskampf bis zur Entstehung des neuzeitlichen Duells soll erforscht werden. Ziel ist es, den Platz des Zweikampfs in der mittelalterlichen Streitkultur zwischen agonalen, gewaltsamen und magischen Erscheinungsformen (Duell, Fechten, Fehde, Gerichtskampf, Gottesurteil, Krieg, regelloser Kampf, Turnier) zu bestimmen. Unter Anwendung der Ritualtheorie auf das performative Moment der Auseinandersetzungen soll die übliche Gegenüberstellung von ‚Recht‘ und ‚Ritual‘ hinterfragt werden. Bei der Analyse der in ganz Europa zu beobachtenden Wandlungen des Zweikampfs (persönlicher Zweikampf, Stellvertreterkampf, Fechterkampf) sollen sozial- und mentalitätsgeschichtliche Voraussetzungen berücksichtigt werden. Es ist zu klären, inwieweit die Öffentlichkeit und der Friedensraum der Kommunen aus der martialischen Kampfwette einen sportlichen Wettkampf werden ließen und inwiefern die spätere Betonung der persönlichen Ehre im Zweikampf mit der Entstehung des Rittertums zusammenhängt. Besondere Aufmerksamkeit soll dem am Ende der Entwicklung stehenden Gerichtskampf um Ehrangelegenheiten zugewandt werden, dessen Theorie zunächst und vor allem in Italien formuliert wurde. Die Untersuchung der pragmatischen Seite dieses Kampftypus soll zum Verständnis der bislang nicht befriedigend geklärten Entstehung des Duells beitragen.
DFG-Projekt "Zweikampf" in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Historischen Institut in Rom. Das DFG-Projekt "Der mittlelalterliche Zweikampf als Agonale Praktik zwischen Recht, Ritual und Leibesübung" lief von Januar 2011 bis Juli 2015.
Publikationen
E. Burkart, Die Aufzeichnung des Nicht-Sagbaren. Annäherung an die kommunikative Funktion der Bilder in den Fechtbüchern des Hans Talhofer, in: Christian Jaser/Uwe Israel (Hg.): Zweikämpfer. Fechtmeister – Kämpen – Samurai, Berlin 2014, 255-303.
U. Israel, Vor- und Frühgeschichte des Duells? - Ein Kommentar, in: U. Ludwig/B. Krug-Richter/G. Schwerhoff (Hg.), Das Duell. Ehrenkämpfe vom Mittelalter bis zur Moderne, Konstanz 2012, 125-128.
Uwe Israel/Christian Jaser (Hg.): Agon und Distinktion. Soziale Räume des Zweikampfs zwischen Mittelalter und Neuzeit. Akten der Internationalen Konferenz – Convegno internazionale „Agon und Distinktion. Soziale Räume des Zweikampfs zwischen Mittelalter und Neuzeit – Agon e distinzione. Luoghi sociali del duello fra medioevo ed età moderna“, Villa Vigoni, Loveno di Menaggio, Italien, 21.-24.11.2012, Berlin 2015.
C. Jaser, Turniere auf Reichstagen zwischen Präsenz und Performanz. Eine Vorüberlegungen zu den Politiken des Agonalen, in: M. Bacsóka/A.-M. Blank/T. Woelki (Hg.), Europa, das Reich und die Osmanen. Die Türkenreichstage von 1454/55 nach dem Fall von Konstantinopel = Zeitsprünge 18 (2014), H. 1/2, 178-203.
C. Jaser, Infamis etiam campio non esse potest. Kämpen in deutschen und italienischen Städten des Spätmittelalter zwischen Marginalität und Rechtspflege, in: In: Christian Jaser/Uwe Israel (Hg.): Zweikämpfer. Fechtmeister – Kämpen – Samurai, Berlin 2014, 380-406.
C. Jaser/U. Israel (Hg.), Zweikämpfer. Fechtmeister - Kämpen - Samurai, Berlin 2014.
C. Jaser, Der Bürger und das Schwert. Faktoren der städtischen Fechtschulkonjunktur im ausgehenden Mittelalter, in: L. Deutscher/M. Kaiser/S. Wetzler (Hg.), Das Schwert – Symbol und Waffe, Rahden/Westf. 2014, 207-223.
C. Jaser, Ernst und Schimpf. Fechten als Teil städtischer Gewalt und Sportkultur, in: Uwe Israel/Christian Jaser (Hg.): Agon und Distinktion. Soziale Räume des Zweikampfs zwischen Mittelalter und Neuzeit, Berlin 2015, S. 221-241.
E. Burkart, Zweikampfpraktiken zwischen sozialer Normierung, medialer Präsentation und wissenschaftlicher Einordnung, in: Israel/Jaser 2015 (im Druck).
E. Burkart, The Autograph of an Erudite Martial Artist. A Close Reading of Nuremberg, Germanisches Nationalmuseum, Hs. 3227a, in: D. Jaquet/K. Verelst/T. Dawson (Hg.), Late Medieval and Early Modern Fight Books. A Handbook, Leiden 2016 (im Druck).
U. Israel, Die Fechtbücher Hans Talhofers und die Praxis des gerichtlichen Zweikampfs, in: E. Vavra (Hg.), Fechtbücher des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Heidelberg 2016 (im Druck).
U. Israel, Sehnsucht nach Eindeutigkeit? Zweikampf und Ordal im Mittelalter, in: C. Witthöft/O. Auge (Hg.), Ambiguität im Mittelalter. Formen zeitgenössischer Reflexion und interdisziplinärer Rezeption, Berlin 2016 (im Druck).
Kooperationspartner:
Deutsches Historisches Institut in Rom.
Fondation pour la Protection du Patrimoine Culturel, Historique et Artisanal, Lausanne.
Lehrveranstaltungen:
2004, Sommersemester, Univ. Bielefeld, Hauptseminar: „Der mittelalterliche Zweikampf als agonale Praktik zwischen Recht, Ritual und Leibesübung“.
2005/06, Wintersemester, Univ. Kassel, Hauptseminar: „Formen der symbolischen Kommunikation am Beispiel des mittelalterlichen Zweikampfs“.
2011, Sommersemester, TU Dresden, Hauptseminar: „Der mittelalterliche Zweikampf“ (zus. mit C. Jaser).
Tagungen:
2007 Mai 18, Deutsches Studienzentrum in Venedig, deutsch-italienischer Studientag: „Der mittelalterliche und frühneuzeitliche Zweikampf in kulturgeschichtlicher Perspektive / Il duello fra medioevo ed età moderna: Prospettive storico-culturali“ (zus. mit G. Ortalli, Università Ca’ Foscari, Venedig; vgl. Beiträge in: Israel/Ortalli 2009; Tagungsbericht: Hellersberg 2007).
2012 Jan. 19-20, Albertinum Dresden, Tagung: „Kampf um Reputation – Kämpen, Fechtmeister und Duellanten zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit“ (vgl. Beiträge in: Christian Jaser/Uwe Israel (Hrsg.): Zweikämpfer. Fechtmeister – Kämpen – Samurai, Berlin 2014; Tagungsbericht: Burkart 2012).
2012 Nov. 21-24, Villa Vigoni, Loveno di Menaggio, internationale Konferenz: „Agon und Distinktion. Soziale Räume des Zweikampfs zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit / Agon e distinzione. Luoghi sociali del duello fra medioevo ed età moderna“ (Kooperationspartner: Deutsches Historisches Institut in Rom, Fondation pour la Protection du Patrimoine Culturel, Historique et Artisanal, Lausanne, gefördert von der DFG Geschäftszeichen: IS 74/6-1; Beiträge in: Uwe Israel/Christian Jaser (Hg.): Agon und Distinktion. Soziale Räume des Zweikampfs zwischen Mittelalter und Neuzeit, Berlin 2015; Tagungsbericht: Jaser 2013).
2013, Jul. 4, Leeds, International Medieval Congress, Sektion: „Martial Pleasures? Jousting, Shooting, and Fencing in Late Medieval Culture“.
Vorträge:
U. Israel
2004 Mai 13, Bielefeld, Universität: „Der vereitelte Zweikampf. Wie Karl I. von Anjou und Peter III. von Aragon am 1. Juni 1283 in Bordeaux aneinander vorbeiritten“.
2004 Sept. 17, Kiel, Historikertag: „Der mittelalterliche Zweikampf als agonale Praktik zwischen Recht, Ritual und Leibesübung“.
2005 Dez. 19, Bamberg, Universität: „Der Zweikampf als Form symbolischer Kommunikation am Beispiel des Traktats des Herolds Jean Courtois, genannt Sicile, aus Mons († 1437)“.
2006, Jan. 13, Saarbrücken, Universität/2006 Apr. 20, Zürich, Universität: „Al honneur de toutte noblesse et chevallerie. Ein Zweikampftraktat vom Anfang des 15. Jahrhunderts im Dienst des französischen Adels und seiner Herolde“.
2006 Dez. 15, Münster, Universität: „Ausrufen und Aufschreiben. Herolde und das Ende des Gerichtskampfs in Frankreich“.
2007 Mai 18, Venedig, Deutsches Studienzentrum/2007 Jun. 4, Bern, Universität/2007 Jul. 6, Duisburg-Essen, Universität: „Wahrheitsfindung und Grenzsetzung. Der Zweikampf in Zeugenaussagen aus dem frühstaufischen Oberitalien“.
2010 Mai 31, Bielefeld, Zentrum für Interdisziplinäre Forschung: „Vor- und Frühgeschichte des Duells? - Ein Kommentar zu Tagung Das Duell. Ehrenkämpfe vom Mittelalter bis zur Moderne“.
2012 Nov. 23, Villa Vigoni, Loveno di Menaggio: „Schlußkommentar zur Tagung Agon und Distinktion. Soziale Räume des Zweikampfs zwischen Mittelalter und Neuzeit.“
2013 Apr. 4, Greifswald, Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg: „Sehnsucht nach Eindeutigkeit? Zweikampf und Ordal im Mittelalter“.
2013 Jul. 4, Leeds, International Medieval Congress: „Moderation der Sektion Martial Pleasures? Jousting, Shooting, and Fencing in Late Medieval Culture“.
C. Jaser
2011 März 14, Marseille, École des hautes études en sciences sociales: „Norbert Elias, the fox-hunter. The difference between traditional games and modern sports revisited“.
2011 Nov. 9, Berlin, Humboldt-Universität: „Mechtig viel ballenheüser – städtische Sportkulturen des 15./16. Jahrhunderts am Beispiel der Pariser jeux de paume“.
2011 Dez. 7, Münster, Westfälische Wilhelms-Universität: „Städtische Sportkulturen des 15./16. Jahrhunderts in vergleichender Perspektive“.
2012 Jan. 20, Dresden, Tagung „Kampf um Reputation“: „Zwischen Marginalität und Rechtspflege. Kämpen in deutschen und italienischen Städten des Spätmittelalters“.
2012 Sept. 5, Rom, Deutsches Historisches Institut: „Schimpf und Ernst. Fechten zwischen Sport- und Gewaltkultur in italienischen und deutschen Städten des 15./16. Jahrhunderts“.
2012 Okt. 20, Freiburg i. Br., Tagung „Das Schwert – Symbol und Waffe. Geisteswissenschaftliche Nachwuchstagung“: „Der Bürger und das Schwert – Fechten und Fechtschulen als Teil städtischer Sportkulturen im ausgehenden Mittelalter“.
2012 Nov. 22, Villa Vigoni, Loveno di Menaggio, Tagung „Agon und Distinktion – soziale Räume des Zweikampfs zwischen Mittelalter und Neuzeit“: „Ernst und Schimpf – Fechten als Teil städtischer Gewalt- und Sportkultur“.
2013 Jul. 4, Leeds, International Medieval Congress: „Jousting Rules! Tournaments and the Medici’s Struggle for Fitness in 15th-Century Florence“.
E. Burkart
2014 Apr. 24, Jena, Mitteldeutsches Doktorandenforum: „Die Medialisierung des Nicht-Sagbaren. Zur Darstellung von Kampfkunst in den Fechtbüchern des Hans Talhofer (1443-1467)“.
2015 Apr. 17, Mainz, Tagung „Killing and Being Killed. Perspectives on Bodies in Battle in the Middle Ages“: „Body Techniques of Combat. The Depiction of a Personal Martial Arts System in the Fight Books of Hans Talhofer (1443-1467 CE)“.
2015 Jun. 11, Cardiff, Tagung „Martial Arts Studies Conference“: „Memorizing Martial Arts. The 14th Century Notebook of an Erudite Martial Artist in the Tradition of Johannes Liechtenauer“.
Prof. Dr. Uwe Israel
Einschlägige Publikationen
Herausgeberschaften
(mit Gherardo Ortalli ) Il duello fra medioevo ed età moderna: prospettive storico-culturali, Roma 2009 (I libri di Viella 92).
Aufsätze, Beiträge zu Sammelbänden
Der mittelalterliche Zweikampf als agonale Praktik zwischen Recht, Ritual und Leibesübung (Erläuterung eines Forschungsprojekts), in: Arnd Reitemeier/Gerhard Fouquet (Hg.), Kommunikation und Raum. 45. Deutscher Historikertag in Kiel vom 14. bis 17. September 2004. Berichtsbd., Neumünster 2005, S. 314f.
Der vereitelte Zweikampf. Wie Karl I. von Anjou und Peter III. von Aragon am 1. Juni 1283 in Bordeaux aneinander vorbeiritten, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 57,7 (2006), S. 396-411.
(mit Torsten Hiltmann) “Laissez-les aller“. Die Herolde und das Ende des Gerichtskampfs in Frankreich, in: Francia. Forschungen zur westeuropäischen Geschichte 34 (2007), S. 65-84.
Wahrheitsfindung und Grenzsetzung. Der Kampfbeweis in Zeugenaussagen aus dem frühstaufischen Oberitalien, in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 88 (2008), S. 119-147.
Premessa, in: Uwe Israel/Gherardo Ortalli (Hg.), Il duello fra medioevo ed età moderna: Prospettive storico-culturali, Roma 2009 (I libri di Viella 92), S. 7-16.
Questioni di confini e crisi del duello giudiziario nell’Italia dei comuni, in: Uwe Israel/Gherardo Ortalli (Hg.), Il duello fra medioevo ed età moderna: Prospettive storico-culturali, Roma 2009 (I libri di Viella 92), S. 35-61.
Tagungsbericht
Vor- und Frühgeschichte des Duells? – Ein Kommentar, in: Ulrike Ludwig/Barbara Krug-Richter/Gerd Schwerhoff (Hgg.), Das Duell. Ehrenkämpfe vom Mittelalter bis zur Moderne, Konstanz 2012 (Konflikte und Kultur – Historische Perspektiven 23), 125-128.
Die Fechtbücher Hans Talhofers und die Praxis des gerichtlichen Zweikampfs, in: Elisabeth Vavra (Hg.), Fechtbücher des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Interdisziplinäre Beiträge zu Mittelalter und Früher Neuzeit, Heidelberg (Interdisziplinäre Beiträge zu Mittelalter und früher Neuzeit) [im Druck].
Christian Jaser/Uwe Israel (Hg.), Zweikämpfer. Fechtmeister – Kämpen – Samurai, Berlin 2014 (Das Mittelalter. Perspektiven mediaevistischer Forschung)
Vorwort, in: Uwe Israel/Christian Jaser (Hgg.), Agon und Distinktion. Soziale Räume des Zweikampfs zwischen Mittelalter und Neuzeit, Berlin 2015 [im Druck].
Uwe Israel/Christian Jaser (Hg.), Agon und Distinktion. Soziale Räume des Zweikampfs zwischen Mittelalter und Neuzeit, Berlin: LIT Verlag 2015 (Geschichte. Forschung und Wissenschaft 47) [im Druck].
Kommentar zur Sektion, in: Uwe Israel/Christian Jaser (Hgg.), Agon und Distinktion. Soziale Räume des Zweikampfs zwischen Mittelalter und Neuzeit, Berlin 2015 [im Druck].
Rezensionen
Claude Berguerand, Le duel d’Othon de Grandson (1397). Mort d’un chevalier-poète vaudois à la fin du Moyen Age. Lausanne 2008 (Cahiers lausannois d’histoire médiévale 45), 238 S. In: Historische Zeitschrift 291/1 (2010), S. 176f.
Sarah Neumann, Der gerichtliche Zweikampf. Gottesurteil – Wettstreit – Ehrensache, Ostfildern: Thorbecke 2010 (Mittelalter-Forschungen 31), 268 S., in: Sehepunkte. Rezensionsjournal für die Geschichtswissenschaften 10 (2010).
Eric Burkart M.A.
Herr Burkart ist seit August 2015 wiss. Mitarbeiter an der Professur für Mittelalterliche Geschichte der Universität Trier (Kontaktdaten unten).
E-Mail
burkarte@uni-trier.de
Telefon
0651 2012180
Telefax
–
Besucheranschrift
–
Projekthilfskräfte
Barbara Maria Schmidt M.A.
Tagungsbericht
Titel: Kampf um Reputation. Kämpen, Fechtmeister und Duellanten zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit
Ort: Residenzschloss Dresden (Vortrag am Donnerstag)
Taschenberg 2
Hans-Nadler-Saal
Datum: 19. und 20.01.2012
Tagungsbericht
Agon und Distinktion
Soziale Räume des Zweikampfs zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit
Agon e distinzione
Luoghi sociali del duello fra medioevo e età moderna
Internationale Konferenz -Convegno internazionale
Villa Vigoni, 21.-24.11.2012
Der Zweikampf als fester Bestandteil der mittelalterlichen wie auch frühneuzeitlichen Streitkultur ist ein überaus vielschichtiges, dynamisches und prinzipiell mehrdeutiges Phä-nomen. Er taucht in ganz Europa in einer großen typologischen Bandbreite auf: als Einzel-kampf, als Gerichtskampf, als Beweismittel im Gottesurteil, als gerichtlich kontrolliertes Fechten um Ehrangelegenheiten, schließlich – gleichsam im historischen Fluchtpunkt – als neuzeitliches Duell. Es liegen überdies eine Vielzahl von weiteren Praktiken und Sinnzu-schreibungen vor, die mannigfaltige Überschneidungen mit anderen agonal-gewaltsamen Erscheinungsformen aufweisen können wie etwa mit regellosen Kämpfen, Fehden, stu-dentischen und sportlichen Fechtwettkämpfen, Kriegen und Turnieren.
Im Blickpunkt der Tagung stehen die sozialen Räume des Zweikampfs zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit. Ausgehend von unterschiedlichen ständisch-funktionalen Milieus – Hof/Adel, Militär/Söldner und Stadt/Bürger – gilt es den Zweikampf als agonale Interaktion herauszuarbeiten, die performativ soziale Distinktionen hervorbringt bzw. sym-bolisch kommuniziert und für die Akteure selbst, aber auch Funktionsträger und Zuschauer jeweils spezifische Aktions- und Aushandlungsspielräume eröffnet. Am Schnittpunkt von sozial- und kulturgeschichtlichen Erkenntnisinteressen sind überdies die jeweiligen Regel-werke des agonalen Austrags ebenso zu betrachten wie die damit verbundenen Bewer-tungsmaßstäbe, Verhaltensnormen und Rollenerwartungen. In der Bündelung von Fallbei-spielen und Kontextanalysen, aber auch unter forschungsgeschichtlichen und methodolo-gischen Perspektiven wird die Konferenz der bis heute nicht hinreichend geklärten Frage nachgehen, wie und unter welchen Rahmenbedingungen der Übergang vom mittelalterli-chen (Gerichts-)Zweikampf zum neuzeitlichen (Ehren-)Duell vonstatten ging bzw. im me-dialen Echoraum repräsentiert wurde.
Il duello come elemento essenziale della cultura del conflitto medievale e moderna è un fenomeno molto complesso, dinamico e in linea di principio polivalente. Esso emerge in tutta l’Europa in una vasta gamma tipologica: come monomachia, come duello giudizia-rio, come prova nell’ordalia, come scherma sotto controllo giuridico per questioni d’onore, infine – quasi come un punto di fuga storico – come duello privato. Esistono inoltre una molteplicità di pratiche ed attribuzioni di senso che possono vantare intersezioni varie con altre manifestazioni agonali violente, come per esempio il combattimento irregolare, la fai-da, la scherma studentesca e sportiva, la guerra ed il torneo.
Al centro dell’interesse del convegno stanno in particolare gli ambienti sociali del duello fra medioevo ed età moderna. Partendo da ceti sociali e ambiti funzionali diversi ¬– corte/nobili, esercito/mercenari, città/cittadini – si intende analizzare il duello come intera-zione agonale, capace di generare distinzioni sociali in maniera performativa, poiché co-munica in modo simbolico per i protagonisti, ma anche per gli altri partecipanti e per gli spettatori e, al tempo stesso, in grado di aprire spazi d’azione e di patteggiamento. Al pun-to d’incontro tra interessi di cognizione storico-sociale e storico-culturale vanno qui consi-derati non solo le specifiche regole della disputa agonale, ma anche i criteri di valutazione, le norme di comportamento e le aspettative di ruolo che sono ad esso associati. Il conve-gno intende mettere in discussione, attraverso una concentrazione di esempi e di analisi contestuali, ma tenendo al tempo stesso presenti anche prospettive storiografiche e meto-dologiche, come e sotto quali condizioni avvenne il passaggio dal duello (giudiziario) me-dievale al duello (d’onore) privato di età moderna e come esso sia stato rappresentato nei media.
Programm:
Agon und Distinktion
Soziale Räume des Zweikampfs zwischen Mittelalter und Neuzeit
Agon e distinzione
Luoghi sociali del duello fra medioevo ed età moderna
Internationale Konferenz – Convegno internazionale
Villa Vigoni, 21.-24.11.2012
Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft,
dem Deutschen Historischen Institut in Rom
und der Fondation pour la Protection du Patrimoine Culturel, Historique et Artisanal, Lausanne
Mittwoch – Mercoledì 21.11.2012
17.00
Uwe Israel (Dresden):
Begrüßung
17.15-19.00 Abendliches Streitgespräch: Vom mittelalterlichen ‚Zweikampf‘ zum neuzeitlichen ‚Duell‘? Chancen und Tücken einer verführerischen Entwicklungsgeschichte – Disputa serale: Dal duello medioevale al duello moderno? Occasioni e rischi di una storia evolutiva attrativa
Moderation - Moderazione: Matthias Pohlig (Münster)
Stephan Geifes (Paris)
Steven Hughes (Baltimore/Löwen)
Ulrike Ludwig (Dresden)
Gert Melville (Dresden)
19:00 Begrüßung durch die Generalsekretärin der Villa Vigoni Prof. Dr. Immacolata Amodeo / Aperitivo, im Anschluß Abendessen – Cena
Donnerstag – Giovedì 22.11.2012
8.00 Frühstück – Prima collazione
9.00 Sektion I: Forschungsgeschichte des Zweikampfs – Sezione I: Storia della ricerca del duello
Sektionsleitung – Presidenza: Gerd Schwerhoff (Dresden)
Daniel Jaquet (Genève):
The fightbooks, the art of fighting and its experimentation: research and development of European martial arts
Ulrike Ludwig (Dresden):
Thesen der Forschung zu Aufkommen und Verbreitung des Duells im frühneuzeitlichen Europa
11.00-11.30
Kaffeepause – Pausa caffè
Stephan Geifes (Paris):
Das Duell zwischen Ancien Régime und Moderne: Zum Wandel von Diskurs und Praxis des französischen Duells zwischen 1789-1830
13.00
Mittagessen – Pranzo
15.00 Sektion II: Stadt/Bürger – Sezione II: Città/cittadini
Sektionsleitung – Presidenza: Gert Melville (Dresden)
Christian Jaser (Dresden/Roma):
Ernst und Schimpf – Fechten als Teil städtischer Gewalt- und Sportkultur
Andrea Zorzi (Firenze):
Amici e nemici: i conflitti nelle città comunali italiane
17.00-17.30
Kaffeepause – Pausa caffè
Alessandra Rizzi (Venezia):
Continuità ed evoluzione nelle “pugne” cittadine fra medioevo ed età
moderna: il caso italiano
Peter Schuster (Bielefeld):
Der alltägliche Zweikampf: Messerzücken und Gewalt in spätmittelalterlichen Städten
19.30 Abendessen – Cena
Freitag – Venerdì 23.11.2012
8.00 Frühstück – Prima collazione
9.00 Perspektiven der Forschungsförderung
Guido Lammers (Bonn):
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Förderung der Geisteswissenschaften
10.00 Sektion III: Militär/Söldner – Sezione III: L'esercito/mercenari
Sektionsleitung – Presidenza: Nadia Covini (Milano)
Malte Prietzel (Berlin/Bochum):
Individuelle Ehre und kollektiver Kampf. Zweikämpfe in nordalpinen Heeren im 15. und 16. Jahrhundert
11.00-11.30
Kaffeepause – Pausa caffè
Paolo Grillo (Milano):
Il ruolo dei duelli individuali nelle guerre comunali italiane
13.00
Mittagessen – Pranzo
15.00 Sektion IV: Hof/Adel – Sezione IV: Corte/nobili
Sektionsleitung – Presidenza: Uwe Israel (Dresden)
Werner Paravicini (Kiel):
Ein berühmter Fall neu betrachtet: das Gerichtsduell des Jean de Carrouges gegen Jacques le Gris von 1386
Steven C. Hughes (Baltimore):
Il prestigio dei principi: potere, onore, e il duello legittimato
17.00-17.30
Kaffeepause – Pausa caffè
17.30 Schlusskommentar und -diskussion – Commentario e discussione finale
Leitung und Kommentar - Presidenza e commento: Uwe Israel (Dresden)
19.30 Abendessen – Cena
Samstag – Sabato 24.11.2012
8.00 Frühstück und Abreise – Prima collazione e partenza
Im Rahmen des DFG-Projektes „Der mittelalterliche Zweikampf als agonale Praktik zwischen Recht, Ritual und Leibesübung“ unter Leitung von Prof. Dr. Uwe Israel wurde 2012-2015 von Eric Burkart M.A. und Dr. Christian Jaser unter Mitarbeit von Maria Schmidt M.A. eine Auswahlbibliographie zum Thema Zweikampf im Mittelalter erstellt.
Die Bibliographie ist hier als pdf-Dokument zum download verfügbar.