28.03.2023
Starke Präsenz der TU Dresden auf der ISA 2023 in Kanada – im Austausch mit Wissenschaftler:innen aus aller Welt
Vom 15. bis 18. März 2023 fand im kanadischen Montreal die jährliche Konferenz der International Studies Association (ISA) statt, eine der größten interdisziplinären Konferenzen zu internationalen, transnationalen und globalen Studien. In diesem Jahr ist das Institut für Politikwissenschaften der TU Dresden mit insgesamt vier Teilnehmer:innen stark vertreten.
Am Programm beteiligen sich Prof. Dr. Marianne Kneuer und Erik Vollmann von der Professur für politische Systeme und Systemvergleich sowie Prof. Dr. Anna Holzscheiter und Maria Weickardt Soares von der Professur für Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Internationale Politik. Zusätzlich wollte auch Dr. Laura Pantzerhielm ihre Forschung vorstellen, jedoch konnte Sie aufgrund des Streiks am Berliner Flughafen die Reise nicht antreten.
Bereits im Flug nach Montreal befanden sich zahlreiche weitere Wissenschaftler:innen, die teils noch ihre Paper und Präsentationen für die Konferenz finalisierten - ein Vorgeschmack auf die rund 6000 Wissenschaftler:innen und zahlreichen Panels aus aller Welt.
Auf dem von der International Political Science Association geförderten und von Marianne Kneuer organisierten Panel “Authoritarian Gravity Centers and image management: how autocrats use soft power” präsentierten Prof. Marianne Kneuer und Erik Vollmann ihre Forschung zu "Managing the media and shaping the messages. Soft power mechanisms of authoritarian regimes for gaining discursive hegemony". Darin untersuchen die beiden TUD-Wissenschaftler*innen konzeptionell, wie Autokratien jenseits klassischer Repression versuchen, die Medienlandschaft und öffentliche Diskurse zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Dabei stellten sie insbesondere Erkenntnisse zu den beiden autokratischen Gravitationszentren Venezuela und Saudi-Arabien vor, die darüber hinaus auch Einfluss auf ihr regionales Umfeld nehmen.
Außerdem diskutierte Erik Vollmann seine Forschung zu "Marketing Subnational Governance Reforms as Legitimation Strategy in Authoritarian and Transitional Regimes: Evidence from Morocco and Tunisia". Darin zeigt Vollmann auf, wie Dezentralisierungsreformen von Regimen zur Selbstlegitimation genutzt werden und wie regierungsnahe Medien diese Leistungen framen. Dabei lassen sich die Brüche von einem starken Autoritarismus unter Ben Ali in Tunesien (bis 2010) zu den Demokratisierungsprozessen nach den arabischen Umbrüchen nachweisen ebenso wie eine Verengung des politischen Raumes während der Reautokratisierung seit 2021. In Marokko zeigen sich starke Veränderungen der Dezentralisierungsnarrative weg von einem Framing als Demokratie hin zur Gestaltung eines selbstbewussten marokkanischen Modells für Entwicklung. Dieses geht einher mit einer diskursiven Abwendung von Europa hin zu Afrika, in dem Marokko als Lehrmeister für lokale Demokratie auftritt.
Prof. Holzscheiter stellte ihre gemeinsame Forschung mit Dr. Pantzerhielm zu “Political (Self-)Representation of Marginalized Groups in Global Institutions: Youth Representation in Global Health Policy-Making During the COVID-19 Pandemic” vor. Dabei wies sie auf die vielfältigen Barrieren und ungleichen Bedingungen junger Menschen hin, welche den Zugang zu und den Einfluss auf die globale Gesundheitspolitik bestimmen. Sie kritisiert eine idealisierte Sichtweise und Überbetonung der Repräsentation, welche oft als sauber trennbar von anderen sozialen Praktiken angesehen wird, anstatt junge Menschen ganzheitlich und bedeutsam in Entscheidungsprozesse und den politischen Diskurs mit einzubinden.
Zudem präsentierten Prof. Holzscheiter und Maria Weickardt Soares ihre aktuelle Forschung zu “Discourse Networks in Health Data and Biobanking Governance: Explaining Policies on the Global Circulation of Human Specimens and Data”. Im Zentrum des Panels standen Methoden, Messung und Daten in der Forschung zu internationalen Organisationen. Am Fallbeispiel Biobanking thematisierten Weickardt Soares und Prof. Holzscheiter in diesem Zusammenhang die mangelnden internationalen Regulierungen und Normanfechtung im Bereich globaler Gesundheit.
Die Wissenschaftler:innen der TUD freuten sich über das Interesse an ihrer Forschung und konnten auch einigen Input zu ihrer weiteren Forschung erhalten. Für manche war es seit der Pandemie die erste große Konferenz in Präsenz. So bietet die ISA eine hervorragende Möglichkeit zum Networken und zum wissenschaftlichen Austausch. Inhaltlich wird eine große Bandbreite an Themen abgebildet von Gesundheitsforschung zu politischer Soziologie, Klima- und Konfliktforschung bis hin zu Migration und vielem mehr.