17.07.2020
Neue Veröffentlichung
Saeculum 70 (2020), 1: "Invektive Spaltungen? Dynamiken der Schmähung von der Antike bis zur Gegenwart“
Darin erschienen:
Dagmar Ellerbrock / Gerd Schwerhoff: "Spaltung, die zusammenhält? Invektivität als produktive Kraft in der Geschichte"
Saeculum 70 (2020), 1, S. 3-22.
Leitung Teilprojekt H
NameProf. Dr. Dagmar Ellerbrock
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Sonderforschungsbereich 1285: "Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung"
Sonderforschungsbereich 1285: "Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung"
Unter dem Neologismus „Invektivität“ werden Phänomene der Schmähung, Beleidigung und Beschämung in einen gemeinsamen analytischen Horizont gerückt. Invektive Kommunikationsakte eint ihr Potential zur Herabsetzung; sie sind geeignet, Bewertungen von Personen oder Gruppen zu transportieren, ihre soziale Position zu verändern, sie zu diskriminieren oder zu exkludieren. Invektivität prägt auf diese Weise ganz wesentlich gesellschaftliche Ordnungen, sie kann diese dynamisieren und irritieren, ebenso jedoch auch stabilisieren. Denn die Effekte invektiver Kommunikationsakte sind keinesfalls durch die Intentionen der ‚Sender‘ vorgezeichnet, sondern ergeben sich erst durch die Anschlusskommunikation zwischen den Akteuren und dem jeweiligen Publikum.
Leitung Teilprojekt G
NameProf. Dr. Gerd Schwerhoff
Sprecher des SFB 1285
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Sonderforschungsbereich 1285: "Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung"
Sonderforschungsbereich 1285: "Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung"
Der Aufsatz beschäftigt sich mit den – häufig emotional bestimmten – Dynamiken invektiver Kommunikation, mit ihren historischen Konstellationen und mit ihrer Prägekraft für die gesellschaftliche Ordnung. Er analysiert die Verbindungslinie zu anderen geistes- und sozialwissenschaftlichen Konzepten. Besonderes Augenmerk wird auf die produktive Seite von Schmähungen, auf ihre mobilisierenden und gruppenbildenden Potentiale gerichtet. Damit – so argumentiert der Artikel – handelt es sich bei Invektivität um ein Phänomen, das grundlegend für die Genese und Veränderung jeder sozialen Ordnung ist und damit einschlägig für historische und kulturwissenschaftliche Analysen aller Epochen und differenter Weltregionen, wie dies im folgenden Heft exemplarisch erprobt wird.
Martin Jehne: "Die Dickfelligkeit der Elite und die Dünnhäutigkeit des Volkes. Invektivkonstellationen in römischen Volksversammlungen"
Saeculum 70 (2020), 1, S. 23-38.
Leitung Teilprojekt A
NameProf. Dr. Martin Jehne
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Im invektiven Schlagabtausch der Römer hatte das Volk als politische Größe, die in den Versammlungen das Staatsvolk verkörperte, eine besondere Stellung, denn das Staatsvolk durfte man als Inkarnation der res publica nicht beleidigen. Dagegen mussten sich die Senatoren, die adelsstolze Elite Roms, immer wieder invektiven Kränkungen aussetzen, auf die sie oft gar nicht oder nur zeitversetzt reagieren konnten. In diesem politischen System konnte man sich daher nur erfolgreich bewegen, wenn man sich einerseits invektiv zur Wehr zu setzen wusste, andererseits aber auch viele verbale Attacken auszuhalten verstand. Die aus dieser Kommunikation hervorgehenden Feindschaften mussten nicht für immer gelten: In einem politischen System ohne stabile Parteibildungen konnte man nur reüssieren, wenn man in der Lage war, sich zur Förderung eigener Interessen auch mit Leuten zu arrangieren, mit denen man vor nicht langer Zeit eine invektive Auseinandersetzung gehabt hatte.
Weitere Beiträge in der Ausgabe:
- Sita Steckel: "Rhetorische Spaltungen". Saeculum 70 (2020), 1, S. 39–74
- Andreas Pečar: "Schmähungen im kommunikativen Handeln aufgeklärter Philosophen". Saeculum 70 (2020), 1, S. 75–98
- Felix Brahm: "Beleidigung im Antikolonialismus". Saeculum 70 (2020), 1, S. 99–116
- Eva Giloi: "The Beauty of Blight: Creating Insiders and Outsiders through Aesthetic Invectives in 1960s Newark". Saeculum 70 (2020), 1, S. 117–146