"Invektive Gattungen. Formen und Medien der Herabsetzung"
Eine interdisziplinäre Tagung des TP E unter Leitung von Prof. Marina Münkler
19. bis 21. Februar 2020
Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Klemperer-Saal (1. OG).
Phänomene der Schmähung und Herabwürdigung, die der SFB 1285 unter dem Begriff der Invektivität fasst, treten in medialer, politischer, sozialer und ästhetischer Hinsicht in komplexen, historisch variablen Konstellationen auf. Daher stellt sich immer wieder neu die Frage nach den kommunikativen Formen und Mustern, in denen Invektivität sich realisiert.
Das Formenspektrum der Invektivität lässt sich mit traditionellen Gattungstaxonomien freilich nicht hinreichend beschreiben. Die Tagung fokussierte deshalb das Schnittfeld von rhetorischen und literarischen sowie kommunikativen Gattungen im Sinne mehr oder minder fest etablierter Sprachgebrauchsmuster. Grundsätzlich wurde danach gefragt, welche Bedeutung einerseits Gattungen für die Performanz, Redundanz und Varianz invektiver Rede zukommt und welche Rolle invektive Kommunikation andererseits für die Transformation und Genese von Gattungen spielt.
Die Tagung fragte darüber hinaus nach dem Verhältnis der unterschiedlichen invektiven Formen und Muster zueinander: Wie etwa ist die Beziehung von etablierten Gattungen, die Modalitäten der Herabsetzung bereits implizieren, zu anderen, neuen Formen des Invektiven zu denken? Welche Gattungen erweisen sich als besonders anschlussfähig für invektive Akte? Welche Rolle spielen dabei invektive Schreibweisen wie das Satirische, Sarkastische und Ironische?
Mit Blick auf die medialen Konstellationen und Bedingungen wurde auch diskutiert, wie sich bildliche und sprachliche Modi unterscheiden und wo sie sich in intermedialen Arrangements überschneiden. Erweisen sich bestimmte mediale Formate als besonders invektivitätsaffin?
In der Zusammenschau konnten die Beiträge schließlich Aufschluss über den Formenwandel des Invektiven geben, etwa über das Verhältnis zwischen vormodernen, modernen und aktuellen invektiven Gattungen sowie ihren unterschiedlichen Funktionsweisen.
Zum Tagungsbericht bei H-SOZ-KULT.