Teilprojekt G: Frühneuzeitliche Geschichte

"Pamphlete, Pasquille und Parolen. Invektive Dynamiken frühneuzeitlicher Öffentlichkeit"

Die Geschichte der Öffentlichkeit am Beginn der Neuzeit, so die Ausgangsüberlegung des Teilprojektes, ist ohne ihre invektiven Kommunikationsformen nicht angemessen zu rekonstruieren. Im Zeitalter nach Gutenberg und in der Epoche der Glaubensspaltung befeuerten sprachliche und symbolische Herabsetzungen die sozialen, politischen und religiösen Debatten. Das Invektive prägte auf unterschiedlichen Kommunikationsebenen und über verschiedene Medien, Arenen und Praktiken hinweg das Sprechen bzw. Schreiben mit-, über- und gegeneinander und konstituierte eine Öffentlichkeit neuer Qualität.

Weitere Informationen zum Teilprojekt:

Arbeitsbereiche

Frühneuzeitliche Druckgraphik: Zwei Handwerker die eine Papstbulle mit enblöstem Hintern und visualisiertem Furz abwehren

Kategorisierung und Kontrolle des Invektiven in ,lingua‘-Texten (Schwerhoff)

Das Projekt erarbeitet anhand der Begriffs- und Realgeschichte des ‚Pasquills‘ die Bedeutung von Texten, die sich dieses Etiketts als Gattungsbezeichnung bedienten und an der Schnittstelle von Anwesenheits- und Medienkommunikation angesiedelt waren. Mehr erfahren

frühneuzeitliche Druckgrafik: Innenansicht einer Druckwerkstatt

Invektive Dynamiken der frühen Reformation in der Stadt (Kästner)

Das Projekt untersucht die invektiven Dynamiken der frühreformatorischen Öffentlichkeit am Beispiel von Konflikten im Erzgebirge, ca. 1519–1524. Im Zentrum steht die Frage nach intermedialen Bezügen insbesondere von Briefen, Schmähzetteln, Flugschriften und „Aktionen“. Mehr erfahren

Frühneuzeitliche Druckgraphik: Schmähende Darstellung Herzog Heinrichs von Braunschweig Wolfenbüttel nach einer verlorenen Schlacht.

„Hans Worst“. Schmähkampagnen um Herzog Heinrich II. seit 1538 (Beckert)

Der Arbeitsbereich fokussiert anhand eines druckmedialen Konflikts hochadliger Herrschaftsträger in der Zeit der „Systemkrise“ (LUTTENBERGER) der 1540er Jahre wie Druckschriften gezielt im politischen Konflikt genutzt, Öffentlichkeit mobilisiert und über herabsetzende öffentliche Kommunikation Weltdeutungsmuster, ständische Positionen und Ehrvorstellungen verfestigt und angegriffen wurden. Mehr erfahren

Frühneuzeitliche Druckgraphik: Anschlagen und Verlesen einer Nachricht in einer städtischen Umgebung

Umgang von Zensur und Strafjustiz mit dem Invektiven (Siegemund)

Der Arbeitsbereich interessiert sich für Schmähschriften als Mittel des Konfliktaustrags. Welche Funktion erfüllte die situative Herstellung von Öffentlichkeit? Welche Strukturen frühneuzeitlicher Öffentlichkeit werden in diesen „Glühmomenten“ sichtbar? Und welche Normen legten die Akteur*innen an die Praxis des „Libellierens“ an? Mehr erfahren

frühneuzeitlicher Druckschrift: Luther - Wider die himmlischen Propheten

Invektivität in der Flugpublizistik im 16. Jahrhundert (Voigt)

Der Arbeitsbereich untersucht Öffentlichkeit in der frühen Reformationszeit anhand politisch-religiöser Konflikte (1521-1525) im Spiegel ihrer flugpublizistischen Aufarbeitung und Inszenierung. Ob und inwiefern diese Konflikte in einem grundlegend invektiven Modus ausgetragen wurden, und welche Auswirkungen dies für Genese und Charakter dieser Öffentlichkeit hatte, sind zentrale Leitfragen. Mehr erfahren