Prof. Dr. Dr. h.c. Ingo Kolboom (Frankreichstudien und Frankophonie)
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Lehrveranstaltungen 1994-2012
Abschlussarbeiten
Publikationen (Stand: März 2023)
Weitere Informationen zu seiner Person und zu seinem Schaffen bis heute finden Sie unter: www.kolboomskulturkontor.de.
AKTUELLES
Zweiter Ehrendoktor für den Dresdner Romanisten Ingo Kolboom
Ingo Kolboom, von 1994-2012 Professor für Geschichte, Politik und Kultur der französischsprachigen Welt mit Schwerpunkt Frankreich und Kanada am Institut für Romanistik der TU Dresden, wurde 2022 von der kanadischen Universität Moncton die Ehrendoktorwürde verliehen.
Mit der Verleihung werden die Verdienste Ingo Kolbooms um die Forschung und Vermittlung der Geschichte und Kultur der französischsprachigen „akadischen“ Minderheit in den atlantischen Provinzen in Kanada außerhalb Québecs und, wie es in der Begründung heißt, für „die außergewöhnliche Qualität“ seines Beitrags zu seinem „Berufsstand und der Gesellschaft“ gewürdigt. Es ist der zweite Ehrendoktor, den Professor Kolboom von einer kanadischen Universität erhält (2004 Montréal).
Der Romanist, Historiker und Politikwissenschaftler Kolboom war mehr als zehn Jahre deutsch-französischer Programmdirektor in der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) und Gastprofessor für deutsche und französische Politik und Geschichte an der Universität von Montréal in Québec. Während seiner Dienstzeit in Dresden gründete Kolboom das Centrum für interdisziplinäre franko-kanadische und franko-amerikanische Forschungen/Québec-Sachsen (CIFRAQS), aus dem das heutige Centrum Frankreich | Frankophonie (CFF) an der TUD hervorgegangen ist.
Die Ernennung Ingo Kolbooms zum Ehrendoktor wurde vom Akademischen Senat der Universität von Moncton im November 2021 bekannt gegeben. Die offizielle Übergabe der Insignien hat im Mai 2022 in Moncton stattgefunden.
Kurzvita
Berufliches
- 1968-1975: Studium der Geschichte, Romanistik, Politik und Germanistik an den Universitäten Saarbrücken, Paris III (Sorbonne Nouvelle) und Westberlin (FU und TU). Abschlüsse Licence ès Lettres, Staatsexamen für das Höhere Lehramt (Geschichte, Französisch), Promotion zum Dr. phil. (Geschichtswissenschaften)
- 1975-1984: Wissenschaftlicher Assistent bzw. Lehrbeauftragter für Französische Landeswissenschaften und Politik an der TU Berlin, FU Berlin und Universität Hamburg
- 1983-1994: Wissenschaftlicher Referent/Senior Research Fellow im Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Bonn, daselbst Gründungsdirektor der Arbeitsstelle Frankreich und Leiter des Ständigen Gesprächskreises Deutsch-Französische Beziehungen
- 1986: Visiting scholar, University of Harvard, Cambridge, Mass.: Harvard German Workshop on American Politics
- 1992/93: Gastprofessor am Institut für Geschichte der Université de Montréal (Kanada/Québec)
- 1994 bis März 2012: Professor für Frankreichstudien und Frankophonie am Institut für Romanistik der TU Dresden, daselbst Gründungsdirektor des Centrums für interdisziplinäre franko-kanadische und franko-amerikanische Forschungen / Québec-Sachsen (CIFRAQS)
- 1999-2012 Assoziierter Professor am Institut für Geschichte der Université de Montréal
- Seit 2012 Assoziierter Forscher an der Chaire de recherche du Canada en études québécoises et canadiennes (CRÉQC), Université du Québec à Montréal (UQAM)
Auszeichnungen
- 1988: Prix Strasbourg/Straßburg-Preis (Universität Straßburg/ Stiftung FVS)
- 1990: Prix France-Allemagne (franz. Senat)
- 1992: Ritter im Ordre National du Mérite (Französische Republik)
- 1995: Deutsch-Französischer Journalistenpreis
- 2000: Prix franco-allemand du 22 janvier
- 2004: Ehrendoktor der Université du Québec à Montréal (UQÀM)
- 2004: Offizier im Ordre des Palmes Académiques (Französische Republik)
- 2005: Ritter im Ordre National du Québec (Regierung von Québec)
- 2008: Prix Marguerite-Maillet (Verband franko-kanadischer und akadischer Literaturwissenschafter)
- 2009: Offizier im Ordre National du Mérite (Französische Republik)
- 2010: Ordre des francophones d’Amérique (Oberster Rat für Französische Sprache, Québec)
- 2012: Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
Andere Funktionen u.a.
- seit 1984 Mitglied im Verwaltungsrat des Deutsch-Französischen Studienkomitees (CERFA), Institut français des relations internationales (IFRI), Paris
- seit 1990 Mitherausgeber des „Frankreich-Jahrbuch“ des Deutsch-Französischen Instituts, Ludwigsburg
- 1995-2009 Mitglied im Deutsch-Französischen Kulturrat
- seit 2000 Herausgeber der CIFRAQS-Reihe (franko-amerikanische Studien) im Verlag Synchron Publishers, Heidelberg
- 1999-2004 Präsident der Internationalen Vereinigung für Québec-Studien (AIÉQ), Québec-City
- seit 2006 Präsident der Sächsisch-Bretonischen Gesellschaft e.V., Dresden
- seit 2010 Mitglied der Deutsch-Französischen Akademie für internationale Beziehungen, Bordeaux
Profil und Forschungsschwerpunkte
Die Professur Frankreichstudien und Frankophonie (französischsprachige Welt), ursprünglich nur als Professur für Frankreichstudien ausgeschrieben, wurde zum 30. März 1994 erstmals besetzt und nimmt Aufgaben der Lehre und Forschung im Bereich der Landes- und Kulturstudien französischsprachiger Länder und Regionen wahr. Diese Studien sind nicht nur gegenwartsbezogen, sondern schließen die historische Entwicklung der frankophonen Kulturräume ein. Dies als unverzichtbare Voraussetzung auch für gegenwartsbezogene, selbst angewandte Landes- und Kulturstudien. Dies ist - zusammen mit einigen wenigen Ausnahmen - in der deutschen Romanistik eine in dieser Breite herausragende Definition im Bereich der Landesstudien/wissenschaften. Erster Inhaber der Professur ist seit dem 30. März 1994 Prof. Dr. Ingo Kolboom, bis dahin Forschungsdirektor und Leiter der Arbeitsstelle "Frankreich/deutsch-französische Beziehungen" im Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) e.V., Bonn, seit 1995 Mitglied im Deutsch-Französischen Kulturrat.
Im Bereich der "Frankreich-Studien" geht es nicht nur um Frankreich als isolierten Forschungs- und Lehrgegenstand (Geschichte, Gesellschaft, Politik, Kultur und Wirtschaft). Es soll auch der prägenden Rolle Frankreichs in der europäischen Geschichte und Gegenwart sowie in der internationalen Gemeinschaft französischsprachiger Staaten (Frankophonie) und in der internationalen Politik Rechnung getragen werden. Darüber hinaus soll das besondere nachbarschaftliche Verhältnis Frankreich-Deutschland und dessen Bedeutung für die Gestaltung europäischer Politik und Identität(en) unterstrichen werden. Der Standort Dresden legt dabei eine zusätzliche Berücksichtigung der sächsisch-französischen Beziehungen in Geschichte und Gegenwart sowie der mittel- und osteuropäischen Perspektive nahe.
Über diese Dimensionen hinaus gilt das besondere Augenmerk dieser Professur der gesamten französischsprachigen Welt (Frankophonie), also dem kolonialen Erbe Frankreichs und Belgiens in der Welt. Im Vordergrund stehen dabei die Frankophonie als strukturierte Gemeinschaft französischsprachiger bzw. partiell französischsprachiger Länder und Regionen, ihre kulturellen und politischen Strategien. Der Aufbau eines französischsprachigen Commonwealth als Teil- oder Subsystem der internationalen Beziehungen ist neu und findet erst seit einigen Jahren in der Forschung und Politikbeobachtung Beachtung. Die Dresdner Romanistik versteht sich hier als Schnittstelle mehrerer Disziplinen, die diesem Phänomen auf Grund von Sprachbarrieren und Kulturmauern sowie einseitige Orientierung auf die englischsprachige Welt und Forschung zu wenig Beachtung schenken. Ausgewiesene regionale Schwerpunkte sind neben der europäischen Frankophonie, den überseeischen Gebieten Frankreichs und dem frankophonen Nord- und Schwarzafrika insbesondere das frankophone Nordamerika mit seinem politisch-sprachlichen Zentrum in Kanada bzw. Québec.
Die zusätzliche Ausrichtung auf die Franko-Kanadistik liegt nicht nur im Eigenwert der nordamerikanischen Frankophonie seit dem 17./18. Jahrhundert als Teil der "Neuen Romania" begründet (und soll damit auch das von der Anglophonie bestimmte Nordamerikabild relativieren). Sie soll auch dem besonderen Stellenwert Quebecs in der Verbindung Frankreich/Europa-Amerika Rechnung tragen und damit die Frankophonie in Nordamerika als Teil der französischen und europäischen Geschichte in Erinnerung rufen. Im Sinne interregionaler Beziehungen soll darüber hinaus ein besonderes Verhältnis zwischen der französischsprachigen Provinz Québec und dem frankophilen Freistaat Sachsen gepflegt werden. Daher wurde zusammen mit zwei Kollegen am Institut für Romanistik (Prof. Dr. Maria Lieber, Sprachwissenschaften, und Prof. Dr. Edward Reichel, Literaturwissenschaft) im Juli 1994 das "Centrum für interdisziplinäre frankokanadische Forschungen/Quebec-Sachsen" (CIFRAQS) gegründet.