Industrialisierung in Oberschlesien im ‚Zeitalter der Extreme‘. Eine Kulturgeschichte der Wirtschaft am Beispiel des Ballestrem-Konzerns ca. 1890-1950
Abschlusstagung | Dresden | 1. - 2. Juni 2023
Auf der Abschlusstagung des Forschungsprojektes stellen wir bisherige Forschungsergebnisse zur Diskussion
Programm und weitere Informationen
Projektlaufzeit: 05/2021-12/2024
Kein Prozess prägte die „Verwandlung der Welt“ im 19. Jahrhundert stärker als die Industrialisierung Europas, die sich zunächst nur in einzelnen Regionen der Textil- oder Schwerindustrie vollzog. Oberschlesien war eine Pionierregion der Industrialisierung, in der die rapide wachsende industrielle Produktion die zuvor überwiegend agrarisch genutzte Landschaft durch die Errichtung von Gruben- und Hüttenanlagen, Arbeitersiedlungen und ihre Verbindung mit Eisenbahnlinien transformierte. Der Grenzraum der deutschen, russischen und österreich-ungarischen Kaiserreiche prägte die ethnische Zusammensetzung der Arbeiterschaft ebenso wie die ökonomischen Praktiken der oberschlesischen Unternehmerdynastien, die aus dem großgrundbesitzenden Adel hervorgingen. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert war die Region entscheidend für die Schwerindustrie- und Rüstungsproduktion. Mit den Teilungen und Grenzverschiebungen im Zuge beider Weltkriege, der Staatsgründung Polens, dem Überfall des nationalsozialistischen Deutschlands und dem sich nach Kriegsende formenden Staatssozialismus erlebte die Region massive ethnische Verschiebungen und mit der Verstaatlichung des Hüttenwesens und der Schwerindustrie auch das Ende der unternehmerischen Tätigkeit der großen Industriemagnaten.
Das Projekt fokussiert die Industrieregion Oberschlesien anhand des Fallbeispiels des Ballestrem-Konzerns, der innerhalb des Untersuchungszeitraums zu einem gewichtigen Akteur der Montan- und Schwerindustrie aufstieg und die Industrielandschaft der Region entschieden mitprägte, und verschränkt wirtschaftsgeschichtliche mit kulturhistorischen Perspektiven und Methoden. Ein internationales Forscher:innenteam untersucht beispielhaft die ganze Bandbreite der unternehmerischen Tätigkeit. In den Blick genommen werden die kommunikativen, repräsentativen, erzieherischen und traditionsstiftenden Dimensionen der Arbeiterwohlfahrt, der Kirchen-, Siedlungs- und Firmensitzarchitektur, Sammlungstätigkeiten und Mäzenatentum ebenso wie die Erschließung von Rohstoffen und Absatzmärkten, technische Innovationen, die Nutzung von Zwangsarbeit oder der Umgang mit Umweltzerstörung.
Die Untersuchung von ökonomischer Resilienz und Krisenrobustheit, internationaler Netzwerkbildung, politischem Engagement und Anpassung in sich verändernden politischen und wirtschaftlichen Kontexten sollen Wandel und Kontinuitäten adligen Führungsanspruchs im „Zeitalter der Extreme“ anschaulich werden lassen.
Umsetzung und Projektergebnisse
Entlang drei thematischer Schwerpunkte der Unternehmensgeschichte, Industriekultur und dem regionalen Gedächtnis entwickelt ein internationales Forscher:innenteam ein Typoskript. Die Projektergebnisse werden im Anschluss hybrid publiziert.
Das Forschungsprojekt ist Teil eines übergeordneten Projektes, welches als unabhängiges Modul ein mehrdimensionales Themenportals zur Geschichte der Industrieregion Oberschlesien entwickelt.
Veranstaltungsarchiv
Abschlusstagung | Dresden | 1. - 2. Juni 2023
Auf der Abschlusstagung des Forschungsprojektes stellen wir bisherige Forschungsergebnisse zur Diskussion
Call for Papers - deutsch
Call for Papers - english
Deadline: 15. März 2023
Exkursion und Workshop | Zabrze | 20. - 22. April 2022
Im April 2022 haben fünfzehn Historiker*innen Orte des Ballestremschen Wirkens in Zabrze, Gleiwitz und Pławniowice, Ruda und Rokitnica besucht. Die Mitglieder der Projektgruppe erläuterten Aspekte der ökonomischen Entwicklung, der Netzwerke und Beziehungen, der Arbeiterwohlfahrt und des Baus von Arbeiterkolonien sowie des Stiftungswerkes insbesondere von Kirchenbauten an den historischen Orten.
Programm Workshop Zabrze - deutsch
Auftaktworkshop | Digital | 13. – 15. Oktober 2021
Das Programm des Auftaktworkshops finden Sie hier | [DE] / letztes Update 7.10.2021
Call for Articles | Einreichungsfrist: 31.07.2021 | [DE] [EN] [PL]
Partner:innen
- Museum für Kohle-Bergbau in Zabrze (https://muzeumgornictwa.pl/)
- Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) e.V. (https://www.leibniz-gwzo.de/de)
- Schlesisches Institut Oppeln (https://instytutslaski.pl/)
- Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung (https://www.herder-institut.de/startseite.html)
Weiterführende Informationen und Links
- Ballestrem Firmen- und Familienarchiv (http://www.ballestrem.de/)
- Digitalisierte Fotoalben auf den Seiten des Herder-Instituts (https://www.herder-institut.de/bildkatalog/sml/ballestrem)
Wissenschaftliche Mitarbeiter:innen am ZMOE
Steffen Heidrich, M.A.
E-Mail:
Tel.: +49 (0)351 463 31663
Fax: +49 (0)351 463 37769