Forschungsarbeit: Umsetzungshürden des "Cultural Fit"-Konzeptes in KMU
„Fachkräftemangel“ … „Personalnot“ … „unbesetzte Stellen“…
… immer das selbe Lied. Die prekäre Lage auf dem Arbeitsmarkt bedarf eigentlich kaum einer Erwähnung, schließlich berichten fast 90% der deutschen KMU von Problemen bei der Personalsuche1, sind also selbst direkt betroffen. Hier in der Region, in den Landkreisen Görlitz und Bautzen, ist die Situation noch einmal zugespitzt: Bis 2030 – also innerhalb der nächsten sieben Jahre – werden ca. ein Viertel der Arbeitskräfte das Rentenalter erreichen und damit zu einem großen Teil aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden. Die Spitze des Eisberges steht also noch bevor – deshalb sollten Unternehmen dem Thema Personalgewinnung und -bindung jetzt eine hohe Priorität einräumen.
Ziel der Untersuchung
Wir haben eine Untersuchung zu den praktischen Herausforderungen und Möglichkeiten der Umsetzung des sogenannten „Cultural Fit“-Ansatzes – der Übereinstimmung der Wer-te von Mitarbeiter/Bewerber und Unternehmen – konkret für regionale KMU durchgeführt. Hier haben wir mit Unternehmen und einem Vertreter der IHK das „Cultural Fit“-Konzept (d.h. eine bedürfnisorientierte Personalarbeit), als Lösungsansatz für die sich zuspitzende Personalsituation diskutiert und konkrete Anforderungen an die Weiterbildungen des Projektes herausgearbeitet.
Welchen Stellenwert die Thematik Personal hat, zeigte sich bereits in der großen Bereitschaft für die Teilnahme an den Interviews – vielen Dank allen Gesprächspartnern an dieser Stelle noch einmal für die offenen informativen Gespräche und für den tiefen Einblick in Ihre Lebens- und Arbeitswelt!
Ergebnisse
Als Ergebnis der Untersuchung halten wir nun eine umfassende Übersicht in den Händen: Zum einen welche Aspekte des Konzeptes für KMU besonders geeignet sind, aber auch, welchen Herausforderungen die Unternehmen hier in der Region gegenüberstehen, wenn sie sich mit der Anwendung bedürfnisorientierter Personalpolitik befassen möchten. An diesen Punkten werden wir uns bei der Konzeption unserer Weiterbildungen orientieren.
Auszüge aus den Interviews
Sämtliche Interviewpartner hoben die Aktualität und zentrale Bedeutung des Handlungsfeldes „Personal“ hervor:
„Das Thema Fachkräftegewinnung, Fachkräftesicherung ist momentan hier das insgesamt beherrschende - für alle Unternehmen und über alle Regionen.“
Angesichts der Entwicklungen von Demografie und Arbeitsmarkt unterstrich der Vertreter der IHK mehrfach die Bedeutung des Aktivwerdens seitens der Unternehmen:
„Letztendlich reden wir ja über das Thema: Bin ich in den nächsten fünf Jahren noch in der Lage, Leistung am Markt zu erbringen? – Das ist, wenn Sie so wollen, auch eine Krisensituation, wenn man sich dem Thema Fachkräftesicherung widmet!“
Alle Gesprächspartner waren sich einig, dass ein zentrales Thema, dem sich die Unternehmen in ihrer Personalarbeit widmen müssen, die Unternehmenskultur ist. Deshalb steht der Cultural Fit Ansatz im Zentrum unseres Projektes.
Als wertebasiertes, strategisches Personalmanagementkonzept bietet der Cultural Fit-Ansatz (eine bedürfnisorientierte Personalarbeit) Lösungspotenziale, weil er auf die Etablierung langfristiger und fruchtbarer Arbeitsbeziehungen abzielt. Diese sind unter den Entwicklungen des Arbeitsmarktes der Dreh- und Angelpunkt für die Sicherung des Personalbestandes und damit langfristig auch des Unternehmenserfolges.
Die Interviews zeigten aber auch auf, warum trotz allem die Beschäftigung mit diesem Thema derzeit so eine große Herausforderung für die Unternehmen ist:
„Es gab ganz viele Themen, die dieses Zukunftsthema verdrängt haben. Und sich mit der Zukunft befassen bedeutet: ich habe Freiräume, gedankliche drei Räume, mich mit Strategien, Zukunfts-Denken zu beschäftigen. Das bedeutet, ich habe Luft im Tagesgeschäft.“
Und dennoch gilt:
„Das ist eigentlich das drängendste Problem: sich um die Mitarbeiter zu kümmern. […] Unter den Wettbewerbs- oder unter den Rahmenbedingungen ist, dass Mitarbeiter sich wohlfühlen im Unternehmen, einer der wichtigsten Aspekte.“
Um die hiesigen Unternehmen hierbei erfolgreich unterstützen zu können, wird unser Weiterbildungsangebot sich konsequent an den Bedingungen der unternehmerischen Praxis orientieren.
Fußnoten
-
Quelle: DIHK-Report Fachkräfte (2021)