Psychoakustik
Als ein Zweig der Psychophysik, welche das Verhältnis zwischen physikalischen Reizen und der Wahrnehmung von Stimuli untersucht, versucht die Psychoakustik eine Brücke zwischen physikalischen akustischen Ereignissen und wahrnehmbaren auditorischen Ereignissen zu bilden. Darüber hinaus ist die Informationsverarbeitung im auditorischen System eines der Hauptthemen der Psychoakustik, mit anderen Worten, um zu verstehen, wie unsere Ohren im Klangwahrnehmungsprozess als gekoppeltes System mit unserem Gehirn arbeiten.
Um diese Wahrnehmungsdomäne zu verstehen, werden häufig Hörversuche unter kontrollierten Bedingungen mit Probanden durchgeführt. Hörversuche stellen experimentelle Untersuchungen dar, bei denen akustische Stimuli präsentiert werden und von Probanden mit vorheriger Instruktion hinsichtlich bestimmter Fragestellungen beurteilt werden. Schwellenmessungen, grade noch wahrnehmbare Unterschiede (just noticibale differences) oder komplexe Wahrnehmungsphänomene z.B. Lästigkeit können mittels Hörversuche ermittelt werden. Für unterschiedliche Absichten bzw. Fragestellungen sind eine Vielzahl verschiedener psychoakustischer Messmethoden (z.B. Semantisches Differential, BTL-Skalierung, Magnitude Estimation, Kategorienskalierung, etc.) verfügbar.
Das Verständnis der Grundkonzepte der Psychoakustik, wie z.b. die Maskierung, die psychoakustischen Parameter wie Lautheit, Schärfe, Rauigkeit, Tonalität und Schwankungsstärke erlauben uns eine wahrnehmungsbasierte Entwicklung in realen Anwendungen.
Durch den Vergleich von physikalisch und psychoakustisch messbaren und berechenbaren Parametern mit den subjektiven Ergebnissen ermittelt durch Hörversuche, besteht die Möglichkeit ein Indexing-Tool zu entwickeln, um Sound-Quality Beurteilungen vorherzusagen. Solche Indexing-Tools können am Ende hilfreich sein, um den Herstellern ein frühes Eingreifen in der Designphase der Produktentwicklung zu ermöglichen und somit die Sound-Qualität eines Produktes bzw. dessen Wahrnehmung frühzeitig zu verbessern. Dadurch können der Gesellschaft weniger störende, dafür aber angenehmere Produkte angeboten werden.
Die Psychoakustik findet viele verschiedene Anwendungsgebiete:
In der Fahrzeugakustik kann die Psychoakustik z.B. dabei unterstützen, ein Fahrzeug klanglich sportlicher auszulegen und das Geräusch im Fahrzeuginnenraum angenehmer zu gestalten. Um die Sicherheit vor allem für schwächere Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten, bedient sich das Sounddesign häufig an psychoakustischen Parametern, um die künstlich erzeugten Außengeräusche, welche zukünftig in der Elektromobilität verwendet werden, zu generieren.
Psychoakustik spielt ebenfalls eine wesentliche Rolle bei der Vermeidung von Lästigkeit. So findet sie ebenfalls bei der Haushaltsgeräteakustik anklang, um die Qualitätsempfindung dieser zu verbessern.
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NameHerr Dr.-Ing. Serkan Atamer
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Professur für Akustik und Haptik
Professur für Akustik und Haptik
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