10.09.2016
Prof. Lasagni nimmt Berthold-Leibinger-Innovationspreis entgegen
Mit 700 Gästen feierte die Berthold Leibinger Stiftung am 9.9.2016 die neunte Preisverleihung ihrer Laserpreise. Vier Innovationspreise vergab die Jury und Professor Gérard Mourou empfing den Berthold Leibinger Zukunftspreis. Die Preise sind mit 30.000 Euro für den Zukunftspreis und den 1. Preis, je 20.000 Euro für die 2. Preise und 30.000 Euro für den 3. Preis dotiert.
Der Stifter und ehemalige Geschäftsführende Gesellschafter der TRUMPF Gruppe, Professor Berthold Leibinger, eröffnete die Veranstaltung. Er freute sich über den bis auf den letzten Platz gefüllten Saal: „Der Berthold Leibinger Innovationspreis ist die wichtigste Aktivität der Stiftung, ich bin dankbar, dass die Preisverleihung auch in der Öffentlichkeit eine so große Beachtung findet.“ Nach ihm ging Elisabeth Rogan, Geschäftsführerin der OSA The Optical Society, durch die Geschichte der Innovationen in Optik und Photonik der letzten 100 Jahren. Den Festvortrag hielt Professor Friedemann Schrenk, Sektionsleiter Paläoanthropologie der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt. In seinem Vortrag „Ursprünge, Umbrüche, Umwege: 6 Millionen Jahre Mensch“ berichtete er von den neuesten Erkenntnissen über die Entwicklung der frühen Menschen. Für die Zuhörer hatte er eine überraschende Botschaft: Die Differenzierung des Ur-Menschen von seinen Vorfahren erfolgte nicht erst durch die Nutzung von Werkzeugen, sondern aufgrund der Fähigkeit zu sozialer Kooperation. Auch auf das Thema Migration kam er zu sprechen. Mehrere Migrationswellen über den gesamten Globus prägten seither die Menschheit und führten zu dessen Weiterentwicklung. „Im anthropologischen Zeitmaßstab gibt es keine Migrationsbarrieren, für die Menschheit gibt es nur eine gemeinsame Entwicklung,“ so Schrenk.
Die Verleihung der Preise begann wie in den Vorjahren mit filmischen Porträts der Preisträger und deren Arbeiten, gefolgt von der Laudatio durch einen Juror. Die Auswahl der Preisträger erfolgte bereits in der Jury-Sitzung im vergangenen Mai. Vier der acht Finalisten konnten die Jury überzeugen, sie vergab zwei 2. Preise.
Der Berthold Leibinger Zukunftspreis zeichnet seit 2006 einen Forscher für herausragende Beiträge zur angewandten Lasertechnologie aus. 2016 geht diese Ehre an den Franzosen Professor Gérard Mourou von der École Polytechnique. Mit der Erfindung des „Chirped Pulse Amplification“ (CPA) an der University of Rochester, NY, zusammen mit seiner Studentin Donna Strickland, gilt Mourou als „Vater“ elektromagnetischer Felder hoher und höchster Intensität, begründete Laudatorin Ursula Keller die Auswahl der Jury. Die Technologie erlaubt eine Verstärkung kurzer Laserpulse auf extrem hohe Pulsspitzenleistungen. Mit CPA eröffnete Mourou das Gebiet der Femtosekunden-Ophtalmologie, mit heute mehr als einer Million Patienten im Jahr, und er revolutionierte das Gebiet der Hochintensitätslaser. Zuletzt initiierte er Europas Extreme Light Infrastructure ELI in Tschechien, Ungarn und Rumänien.
Den ersten Preis des Innovationspreises bekam der Schweizer Dr. Balthasar Fischer von Professor Wolfgang Marquardt überreicht. Fischer entwickelte an der Technischen Universität Wien ein membranloses Mikrofon, das mit Licht hören kann. Anwendung findet es inzwischen als Produkt von Fischers Unternehmen Xarion Laser Acoustics in der zerstörungsfreien Messtechnik und der Prozessüberwachung von Werkzeugmaschinen. Auch in der Biomedizintechnik ist das Mikrofon ein idealer Sensor für die optoakustische Bildgebung.
Ein zweiter Preis ging an die Gründer der Firma Crystal Mirror Solutions, Dr. Garret Cole aus Santa Barbara, Kalifornien, und Dr. Markus Aspelmeyer, Professor an der Universität Wien. Zusammen entwickelten sie kristalline Halbleiterbeschichtungen für Spiegel, die zum Beispiel die Genauigkeit von optischen Atomuhren um Größenordnungen verbessern können. Ihre Spiegel revolutionieren die Welt der optischen Höchstpräzisionsmesstechnik. Dafür überreichte ihnen Professor Theodor Hänsch, Physiknobelpreisträger von 2005, einen der beiden 2. Preise.
Ein weiterer 2. Preis ging an insgesamt zwölf Wissenschaftler aus Saarbrücken und Dresden, angeführt von Professor Frank Mücklich und Professor Andrés-Fabián Lasagni. Mücklichs Arbeitsgruppe an der Universität des Saarlandes sowie dem Steinbeis Forschungszentrum Material Engineering Center Saarland und Lasagnis Arbeitsgruppen am Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik und an der Technischen Universität Dresden erforschten und entwickelten die Verfahren und die Lasersysteme um mittels dem Effekt der Laserinterferenz winzige Mikro- und Nanostrukturen schnell und wirtschaftlich zu erzeugen. Die so funktionalisierten Oberflächen reduzieren Reibung um ein Vielfaches oder können Bakterien abtöten und so die Übertragung von Keimen reduzieren. Auch die Zuverlässigkeit von elektrischen Steckkontakten, etwa im Automobil, sollen mit ihrer Technik noch zuverlässiger werden.
Insgesamt 33 Entwickler der Laser Guide Star Alliance zählen zu den Preisträgern des dritten Preises, den Professor H. Jeffrey Kimble überreichte. Ihr Hochleistungs-Lasersystem ist einer der Schlüssel zum Bau moderner Großteleskope auf der Erde. Auf der Grundlage früherer patentierter Arbeiten und Prototypen der ESO, hat das internationale Industriekonsortium von Toptica in Garching und MPB Communications in Montreal, Kanada, gemeinsam ein neuartiges Laserkonzept entwickelt. Auch die Verfolgung von Satelliten, das Aufspüren von Weltraumschrott und weitere Anwendungen können profitieren. Die Leitung der jeweiligen Gruppen hatten Dr. Wilhelm Kaenders bei Toptica, Dr. Wallace Clements bei MPB und Dr. Domenico Bonaccini Calia bei der ESO.
Nach dem Festakt begann der gesellschaftliche Teil der Veranstaltung. Die bunte Mischung von Gästen aus Gesellschaft und Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, Laserfirmen und Laseranwendern feierte mit den Preisträgern und konnte neben dem Austausch mit Bekannten auch neue Kontakte knüpfen.
Die nächste Preisverleihung findet wieder in zwei Jahren statt, 2018 am dritten Freitag im September. Bewerbungen für den Innovationspreis können bis zum 31.12.2017 eingereicht werden.