Interdisziplinärer Austausch zu aktuellen Themen der Schichtarbeitsforschung
Interdisziplinärer Austausch zu aktuellen Themen der Schichtarbeitsforschung
Working Time Workshop am IPA in Bochum am 12.04.2018
Zu einem internationalen „Working Time Workshop“ trafen sich insgesamt 22 Wissenschaftler am 12. April 2018 in Bochum, um über aktuelle Forschungsergebnisse und wichtige Fragestellungen zum Thema Schichtarbeit zu diskutieren. Das von der Arbeitsgruppe „Epidemiologie in der Arbeitswelt“ (DGEpi, GMDS, DGSMP, und DGAUM) in Zusammenarbeit mit dem IPA veranstaltete Symposium brachte Epidemiologen, Arbeitsmediziner, Psychologen und Chronobiologen zusammen, um die drängenden Fragen für zukünftige Forschung zu diskutieren und sich über neue Ideen auszutauschen.
Zu Beginn des eintägigen Treffens hielt Prof. Kristan Aronson, PhD vom Queen's Cancer Research Institut in Kingston (Ontario, Kanada) die Keynote Lecture zum Thema Schichtarbeit. Die als Krebs-Epidemiologin an verschiedenen Monographien der Internationalen Krebsagentur beteiligte Expertin, erforscht seit einigen Jahren die Rolle von Umwelt und genetischen Risikofaktoren für die Krebsentstehung und hat zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema Schichtarbeit und Gesundheit publiziert. Sie stellte verschiedenste neue Forschungsergebnisse zu Schichtarbeit und Brustkrebs sowie Biomarkern vor. In diesem Zusammenhang wurde auch die Rolle von Maßzahlen wie Population Attributable Risks der Epidemiologie und deren Bedeutung für die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Praxis diskutiert.
In zwei Vortrags-Sessions wurden darauf sowohl aktuelle Ergebnisse aus abgeschlossenen Projekten diskutiert als auch zukünftige Forschungsansätze und Konzepte von noch laufenden Studien vorgestellt. So wurden Möglichkeiten zur umfassenderen Erhebung circadianer Störungen durch Einbindung des Chronotyps von Dr. Valerie Gross, MPH und Prof. Dr. Thomas Erren, MPH vorgebracht. Frau Groß fokussierte sich dabei insbesondere auf die Möglichkeiten un Herausforderungen den Chronotyp mit kurzen Fragen auch in epidemiologischen Studien zu erheben. Herr Erren fokussierte die Problematik, dass circadiane Störungen nicht nur an Arbeitstagen sondern auch an freien Tagen relevant sein könnten und stellte Möglichkeiten zur Diskussion, wie dies zukünftig in Studien gelöst werden könne. Dr. Grit Müller stellte eine aktuell in Zusammenarbeit mit dem IPA aktuell laufende Studie zu Dauernacht vor. In diesem Kontext wurde insbesondere auch der Umgang mit Widerständen bei Schichtumstellungen diskutiert. Dr. Janice Hegewald, MSc. stellte eine Forschungsidee für zukünftige Interventionsstudien zum Thema Schichtarbeit und Blaulicht vor, die sehr positiv aufgenommen und diskutiert wurde. Dr. Thomas Kantermann erläuterte mögliche Ansätze für die Untersuchung der individuellen Schichtarbeits-Toleranz in zukünftigen Studien, die intensiv diskutiert wurden.
Gleich zwei Vorträge beinhalteten neueste Ergebnisse aus der IPA Feldstudie zu Schichtarbeit am BG Klinikum Bergmannsheil in Bochum. Dr. Martin Lehnert stellte die kürzlich veröffentlichte Studie zu Vitamin D Levels bei Schichtarbeiterinnen vor. Dr. Sylvia Rabstein, Dipl.-Stat. zeigte aktuelle Ergebnisse zu 24-Stunden-Blaulichtprofilen und möglichen Beeinträchtigungen der Melatonin-Freisetzung in der Nacht und erläuterte die inhaltlichen Kernfragen für die Analyse von melanopisch wirksamen Lichtexpositionen. Katharina Wichert zeigte erste Ergebnisse einer IPA-Studie zu potentiellen Assoziationen zwischen genetischen Polymorphismen in Genen der Melatonin-Biosynthese und Signalwege und Brustkrebs. Dieses anhand der umfangreichen Datensammlung des Internationalen Brustkrebs Konsortiums (BCAC) durchgeführte Projekt hat zum Ziel, die potentielle Rolle von Melatonin in der Brustkrebsentstehung eingehender zu untersuchten.
Fazit: Das Programm des Workshops, war durch eine angeregte und konstruktive Diskussion zwischen den verschiedenen Fachgebieten Arbeitsmedizin, Epidemiologie, Psychologie und Chronobiolgie geprägt. Die potenziellen Auswirkungen von arbeitszeitbezogenen Faktoren auf die Gesundheit, insbesondere für Nachtarbeiterinnen und Nachtarbeiter, sind sehr vielfältig. Eine Vertiefung der Untersuchungsverfahren wie beispielsweise bei der Erhebung der circadianen Störungen oder auch der Lichtexpositionen in den nächsten Jahren sind notwendig, um in die Praxis umsetzbare Ergebnisse zu erhalten.
Autorin: Sylvia Rabstein (Mitarbeiterin im IPA in Bochum)