16.07.2024
Tierisch Reich: Kaviar, das schwarze Gold
Austern, Trüffel, Kaviar: Luxuslebensmittel sind beliebt und sehr profitabel. Weltweit wird der Markt für Luxusessen im Jahr 2020 auf 268 Milliarden US-Dollar geschätzt. Den größten Anteil daran haben besondere Meeresfrüchte wie Austern und Kaviar. Sie machen 30 % des Luxuslebensmittelmarktes und damit geschätzte 80,4 Milliarden US-Dollar aus1. Diese Lebensmittel sind nicht nur Nahrungsmittel, sondern vor allem Statussymbole. Kaviar etwa wird auch als „schwarzes Gold“ bezeichnet2.
Unter Kaviar versteht man in Salz eingelegte, unbefruchtete Eier (Rogen) von Stören3. Im Jahr 2018 wurden davon etwa 380 t produziert4. Die moderne Kaviarproduktion stützt sich fast vollständig auf Störe, die in Aquakulturen gezüchtet werden5. Die häufigsten Arten sind Sibirische, der Russische und der Weiße Stör4, 6,7, 8. Weniger häufig gezüchtet und deutlich teurer ist der Kaviar des Beluga-Störs4, 7.
Pro Kilo kostet Beluga-Kaviar 5.000 - 10.000 US$9, Kaviar vom russischen Stör zwischen 1.500 - 4.000 US$10, 11 und Kaviar vom sibirischen Stör zwischen 950 - 3.000 US$12. Aus den Kilopreisen und der Menge an produziertem Kaviar im Jahr 2018, ergibt sich damit ein möglicher Gesamtwert des weltweit produzierten Kaviars 361 Millionen bis 3,8 Milliarden US-Dollar. Schließt man den Wert des teuersten und am wenigsten gezüchteten Beluga-Stör aus der Berechnung aus, lässt sich der Umsatz etwas realistischer auf 361 Millionen bis 1,52 Milliarden US-Dollar schätzen.
Weibliche Störe und legen beim Ablaichen eine beachtliche Menge an Eiern ab, die 10 bis 30 Prozent ihres Körpergewichts ausmacht8. Beim Beluga Stör sind das 15-20 kg, bei russischen Weibchen 5-20 kg Kaviar und bei sibirischen Weibchen 5 - 8 kg Kaviar8. Je nach Störart, kann der von einem einzigen Weibchen produzierte Kaviar daher im Einzelhandel etwa 4.750 bis 200.000 US$ wert sein. In der Regel werden Störe nach dem ersten Laichen getötet, daher erhöht sich der Wert des Kaviars pro Weibchen nach der ersten Eiablage nicht weiter4.
Wie hoch der Gesamtumsatz und der wirtschaftliche Wert eines einzelnen Störweibchens ist, lässt sich hier zwar nur grob schätzen, klar scheint dennoch, das Geschäft mit den Fischeiern ist sehr profitabel. Die große Preisspanne bei Kaviar wird durch die Verwendung verschiedener Störarten und anderen Faktoren wie das Zuchtland und die Dauer der Aufzucht bis zur Eiablage beeinflusst4, 13, 14. Die Zucht der Störe ist langwierig, bis zur Kaviarernte dauert es mehrere Jahre. Die Weibchen werden nämlich erst nach 6-20 Jahren geschlechtsreif. Hinzu kommt, dass kaviarproduzierende Störe sehr selten geworden sind, durch Überfischung sind sie beinahe ausgestorben. Aufwändige Produktion und Seltenheit machen Kaviar zum wertvollsten Fischrogenprodukt weltweit4, 6, 15. Seit 1998 wird der Handel von Stören und deren Rogen im Rahmen von CITES (Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten) geregelt4, 6. Das soll vor allem die legale und illegale Überfischung und die Zerstörung von Lebensräumen bekämpfen. Trotz der bestehenden Artenschutzbestimmungen gibt es aber einen großen, lukrativen, illegalen Kaviarmarkt, der Schätzungen zufolge den legalen Markt um das Vier- bis Zehnfache übersteigt2, 7.
Kaviar spielt eine wichtige Rolle auf dem Markt für Luxuslebensmittel. Durch die vermehrte Zucht von Stören in Aquakulturen wird der Kaviarmarkt wahrscheinlich expandieren, da das Produkt günstiger und daher für die Mittelschicht leichter zugänglich ist13. Als Zeichen von Wohlstand wird traditionell gewonnener Wildkaviar aber weiterhin gefragt sein13 . Verstöße gegen den Artenschutz konnten bisher häufig mit dem Kaviargeschäft in Verbindung gebracht werden. Wenn die Nachfrage weiterhin steigt, sollte der Schutz der Störe also zukünftig weiterhin gewährleistet und vielleicht sogar verschärft werden.
Lilli Kratzer, Übersetzung Nele Kheim
Issue 25 (PDF)