30.09.2023
Weniger Plastikmüll im Labor
Plastikverschwendung macht auch vor der Forschung keinen Halt. Damit alles steril ist und schnell geht, sind viele Laborutensilien aus Plastik nur zur einmaligen Verwendung bestimmt. Prof.in Stefanie Schirmeier der TU Dresden hat ein Konzept eingeführt, um der Plastikverschwendung in ihrem Labor entgegenzuwirken und motiviert damit auch andere Gruppen.
Prof.in Schirmeier und ihre Arbeitsgruppe forschen an der Fruchtfliege Drosophila melanogaster. Im Gegensatz zur lästigen Fruchtfliege in der Küche, leben die Fliegen im Labor allerdings nicht auf dem Obstkorb, sondern in 10cm großen Röhrchen mit einem speziellen Futtergemisch am Boden. Diese Röhrchen bestehen aus Glas oder Plastik und werden mit einem Schaumstoffstopfen verschlossen. Am häufigsten wird zur Plastikversion gegriffen, die nach dem Versuch entsorgt wird. Und da kann so einiges zusammenkommen. „Allein in unseren 3 Forschungsgruppen, die hier an der Fakultät Biologie mit Fliegen arbeiten, verwenden wir bis zu 10.000 Fliegenröhrchen pro Monat“, erklärt Professorin Schirmeier. Sie ist seit 2021 Professorin für Zoologie und Tierphysiologie an der TU Dresden. Mit ihrer neuen Stelle wollte sie auch etwas gegen die Plastikverschwendung tun. Das Konzept zur Wiederverwendung der Röhrchen kannte sie aus der Gruppe von Prof. Klämbt aus Münster und etabliert es nun auch in Dresden.
„An sich ist es recht simpel“, meint Prof.in Schirmeier. „Die größte Hürde ist die Anschaffung einer Industriespülmaschine. Die ist so teuer, dass es sich für meine Forschungsgruppe allein nicht lohnt. Deshalb habe ich mich mit Prof. Reinhardt und Prof. Dahmann zusammengetan.“
Zunächst werden die Röhrchen nach Benutzung gesammelt und für 48h eingefroren. Dabei sterben die Larven ab, die sich noch im Futter befinden. Das ist wichtig, damit gentechnisch veränderte Organismen nicht aus dem Labor in die Umwelt gelangen. Nach 48h werden die Röhrchen wieder aufgetaut und die Futterreste grob ausgespült. Dann kommt die teure Spülmaschine zum Einsatz. In einem 5-minütigen Spülprogramm werden die Röhrchen vom Schmutz befreit und wieder einsatzfähig gemacht.
„So können wir die Röhrchen mindestens 10-mal verwenden und produzieren 90% weniger Müll.“ Für die Schaumstoffstopfen gibt es extra eine Waschmaschine, sodass auch diese ca. 20-mal verwendet werden können.
Erledigt wird die Reinigung von studentischen Hilfskräften, die von der Kommission Umwelt der TU Dresden gefördert sind. Ziel ist es, dass noch mehr Forschungsgruppen die nun bestehende Reinigungsinfrastruktur nutzen und motiviert werden weniger Plastik zu verbrauchen.
Issue 16 (PDF)
Nele Kheim, Helen Rothfuß