Dec 19, 2021
Neuartiges Trommelfellimplantat
PIs/Dagmar Möbius
TUD-Forscher des Instituts für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik sowie der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde der Medizinischen Fakultät entwickelten ein innovatives Trommelfellimplantat.
Reißt oder platzt das Trommelfell, können Schallwellen nicht mehr (vollständig) umgewandelt und weitergegeben werden. Die Folge ist eine Hörminderung. Verursacht eine Mittelohrentzündung den Defekt, heilt er meistens von selbst. Anders beispielsweise bei Verletzungen durch Gewalteinwirkung: Um einen dauerhaften Hörverlust zu vermeiden, muss operiert werden.
Bisher wird zur Rekonstruktion des Trommelfells eine sogenannte Myringoplastik eingesetzt. Diese besteht aus körpereigener Knorpelhaut, Muskelhaut oder synthetischen Materialien. „Deren Materialeigenschaften entsprechen allerdings nicht denen des natürlichen Trommelfells. Die komplette Wiederherstellung der Trommelfell-Funktion ist deshalb nicht möglich“, erklärt Professor Marcus Neudert vom Ear Research Center Dresden der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum.
Innerhalb des IGF-Vorhabens „MyringoSeal“ entwickelten Dr. Dilbar Aibibu und Lukas Benecke vom Institut für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik (ITM) mit Prof. Marcus Neudert und Dr. Zhaoyu Chen von der HNO-Klinik der TU Dresden innerhalb von zwei Jahren ein biomimetisches langzeitresorbierbares künstliches Trommelfellimplantat. Dessen Schwingungseigenschaften und Druckstabilität sind mit denen eines menschlichen Trommelfells vergleichbar. Mit der innovativen Membran kann das Trommelfell dauerhaft und komplett wiederhergestellt werden. Aus der Elektrospinntechnologie kamen die Biomaterialien Seidenfibroin und Polycaprolacton zum Einsatz. Die Membranen fühlen sich natürlich an, sind schneidbar und können so passgenau operativ eingesetzt werden.
Was die Forscher, die Kooperationspartner und die Forschungsvereinigung DECHEMA Deutsche Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. begeistert und warum sie zu Recht zu den drei Finalisten des Otto-von-Guericke-Preises 2021 gehörten, erklären sie im 4-Minuten-Video.
Mit dem Otto-von-Guericke-Preis zeichnet die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V. (AiF) seit 1997 das IGF-Projekt aus. Die mit 10.000 Euro dotierte Ehrung würdigt herausragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF). Das AiF-Netzwerk ist industriegetragen und -finanziert. Im Jahr 2020 registrierte die IGF rund 25.000 Unternehmensbeteiligungen an 1.900 IGF-Projekten.
Das interdisziplinäre Forschungsteam der TUD möchte das biomimetische langzeitresorbierbare Trommelfellimplantat nun zur Marktreife führen.
Kontakt:
Uniklinikum Dresden
Prof. Marcus Neudert
Tel.: +49 351 458-3107
E-Mail
TU Dresden
Institut für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik
Dr.-Ing. Dilbar Aibibu
Tel.: +49 351 463-44040
E-Mail