Mit Wissen, Erfahrung, Kontakten – und Ausdauer – zum Traumjob.
(befragt im Jahr 2023)
Thomas Scheufler
Dr. Caroline Försters beruflicher Parcours begann mit dem Wunsch, Geschichtsdokumentationen zu drehen. Als Geschäftsführerin des Dresdner Geschichtsvereins beherrscht die promovierte Historikerin und Kommunikationswissenschaftlerin heute virtuos den Dreiklang aus Geschichte, Wissenschaft und Medien.
Profil von | Dr. Caroline Förster |
Studiengang | Kommunikationswissenschaft / Neuere und Neueste Geschichte |
Fakultät | Philosophische Fakultät |
Studienzeit | Magisterabschluss 2008 / Promotionsabschluss 2015 |
Aktuelle Tätigkeit | Geschäftsführerin des Dresdner Geschichtsvereins e. V. |
Warum haben Sie sich für ein Studium an der TU Dresden entschieden?
Kommunikationswissenschaft gab es in Dresden in der Kombination mit Geschichte. Das wollte ich sehr gern.
Wieso haben Sie gerade diese Studienrichtung gewählt?
Ich hatte beim Radio gearbeitet und wollte unbedingt noch studieren. Medien und Geschichte, das fand ich damals spannend, und wollte gern wie Guido Knopp fürs ZDF Geschichtsdokus machen. Später wollte ich immer noch Geschichte vermitteln, so z.B. Filme drehen, aber nicht mehr wie bei ZDF History. Wissenschaftskommunikation wurde bereits im Studium meine große Leidenschaft.
Wer aus Forschung und Lehre hat Sie in Ihrer Studienzeit am meisten geprägt?
Prof. Thomas Hänseroth, Prof. Josef Matzerath sind beide ganz wichtige Lehrpersonen gewesen, denen ich heute sehr, sehr dankbar bin. Beide haben mich auf ganz unterschiedliche Weise inspiriert, geprägt und weitergebildet.
Wo sind Sie heute beschäftigt, und in welcher Verantwortung?
Ich bin heute Geschäftsführerin des Dresdner Geschichtsvereins und gebe in dieser Funktion die Dresdner Hefte heraus. Der Verein hat über 250 Mitglieder, ist 1869 gegründet und seit 1991 wieder fest in der Stadtgesellschaft verankert. Mit unseren Dresdner Heften, den Veranstaltungen, unserem Netzwerk und unserer Expertise sind wir ein wichtiger Player der Regionalgeschichte und Erinnerungskultur in der Stadt. Die meisten Dresdner kennen die Dresdner Hefte, die viermal in Jahr erscheinen; mittlerweile sind wir bei 153 Heften. Meine Verbindungen zur TUD und ihren Einrichtungen ist weiterhin eng, denn sowohl mit den jeweiligen Professuren als auch Institutionen gibt es über die Dresdner Hefte, rein thematisch, aber natürlich auch über unseren Redaktionsbeirat ganz enge Verknüpfungen. Mit unserem Veranstaltungsangebot richten wir uns auch an Studierende. Gerade gibt es auch eine Zusammenarbeit mit Frau Professor Susanne Schötz und einer kleinen Gruppe von Studierenden zum Thema 1848/1849. Mit der SLUB sind wir über unsere digitalen Projekte für den Verein im Bereich CitizienScience eng verbunden. Hier transkribieren wir in der Wikisource Vereinspubliaktionen, so dass diese findbar und durchsuchbar sind. Das ist eine kleine lustige Truppe an Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen, die Spaß an digitaler Geschichte haben. Meiner Radioleidenschaft konnte ich übrigens auch wieder fröhnen. Für den Podcast „Mit Herz und Haltung“ der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen habe ich zwei Folgen zur Stadtgeschichte produziert. Wieder im Studio sitzen, sprechen und die Aufnahmen schneiden, hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich darüber nachdenke ein eigenes Format zu entwickeln.
Was würden Sie Studienanfängerinnen/-anfängern mit auf den Weg geben?
Ich plädiere dafür, nicht nur den reinen Stoff abzuarbeiten, sondern auch ein bisschen rechts und links des Weges zu schauen, mal ehrenamtliche Projekte mitmachen, nicht nur Credits sammeln, über das geforderte Maß hinaus sich ein bisschen auzuprobieren. Man lernt dabei meist tolle Leute kennen und macht wichtige Erfahrungen. Genau dafür ist das Studium da.
Woran erinnern Sie sich besonders gern in Ihrer Studienzeit?
An die Zeit! Herrlich. Versinken in ein Thema. So lange man will lesen, dann noch mit Leuten treffen, diskutieren, feiern. Gut. Vielleicht male ich es auch zu rosig, aber die freie Zeiteinteilung und das Studieren im besten Sinn. Erschließen neuer Welten als Hauptaufgabe! Ein Traum.
Wo war Ihr Lieblingsort an der Uni?
Schwer zu sagen: Ich hatte oft in der August-Bebel-Straße Vorlesungen, da war alles sehr hässlich und die Toiletten stanken damals zum Himmel. Die Alte Mensa war schick, aber weit weg vom ABS; der BZW neu, aber unpersönlich. Wenn ich an einem Ort Vorlesung hatte, wo ich sonst nie war, zum Beispiel mitten im Campus im Görges-Bau, fand ich das sehr interessant, weil es sich altehrwürdig anfühlte, aber dabei irgendwie exklusiv für die Ingenieure blieb. Das Café im Grünen hatte frühzeitig die besten Kaffeespezialitäten, man saß auch gemütlich, aber da es mal ein Gefängnis war, hatte es auch kein Zeug zum Lieblingsort. Bleibt der Lesesaal der SLUB, ruhig und zeitlos, er kann dann wohl als Lieblingsort zählen.
Wovon profitieren Sie noch heute/ hätten Sie sich mehr gewünscht?
Das gesamte Studium war eine sehr gute Vorbereitung auf mein Berufsleben. Es gab viele Möglichkeiten, die ich allerdings auch aktiv genutzt habe. Gerade in der Kommunikationswissenschaft hatten wir mit den berufspraktischen Übungen konkrete Praxiseinblicke, die mir sehr viel Spaß gemacht und Handwerkszeug vermittelt haben. Genauso war das mit den Übungen, Seminaren und Vorlesungen in der Geschichte, in denen wir uns mit Konzepten, aber auch konkreten Quellen beschäftigt haben. Was ich gern noch gelernt hätte, wäre etwas BWL gewesen. Das gehört zu jeder Führungsverantwortung dazu und war im Studium überhaupt kein Thema. Ich habe es dann auf anderem Weg erlernt.
Wie gelingt ein guter Berufseinstieg in Ihrer Branche?
Mein Berufseinstieg erfolgte ja praktisch schon während des Studiums: Ich war studentische Hilfskraft sowohl in der Geschichte als auch bei den Kommunikationswissenschaftlern. Hinzu kam, dass ich nebenbei im Theater gearbeitet habe und trotz Stipendium bin ich 2006 als Honorarkraft in die Wissenschaftskommunikation eingestiegen. Nach dem Magisterabschluss habe ich einfach weiter neben der Promotion freiberuflich gearbeitet: an einem Buch- und einem Austellungsprojekt und als Wissenschaftskommunikatorin für das Koordinationsbüro der Langen Nacht der Wissenschaften. Diese Erfahrungen und die Kontakte haben mich immer weitergebracht. Mit Abschluss der Promotion bin ich direkt in ein befristetes Angestelltenverhältnis gewechselt, habe auch nebenbei freiberuflich weitergerabeitet und das war gut so. Grundsätzlich kommt es beim Einstieg in die Berufswelt natürlich auf das Handwerkszeug an. Je mehr man hier schon Erfahrung mitbringt, desto besser. In der Wissenschaftskommunikation, aber natürlich auch jetzt in meinem Job als Geschäftsführerin, ist dieses Handwerkzeug: Schnelle Aufassungsgabe, Konzepte erstellen, Projektkoordination, Schreiben, Texten, Medienerfahrung, Kalkulationen. Dafür braucht es analytisches Denken mit einem gehörigen Schuss Praxiserfahrung und Pragmatismus. Das habe ich im Studium, mehr aber noch in meinen vielen Jobs und Projekten gelernt. Ich wiederhole mich: aber Praktika, Nebenjobs, kleine Projekte, sich ausprobieren ist so wichtig! Frühzeitig Kontakte in den Bereich knüpfen, sei das in Agenturen oder Institutionen. Damit erschließt man sich Wissen, Erfahrungen und Kontakte und auch eine Vorstellung, wie konkret das Arbeiten in dem avisierten Beruf aussieht.
Was verbindet Sie heute mit der TU Dresden?
Sehr viel. Ich habe hier studiert, promoviert und gearbeitet. Auch in meinem jetzigen Job bin ich über Projekte mit der Alma Mater und Studierenden eng verbunden. Das spezielle Angebot des Dresdner Geschichtsvereins für junge Menschen, Studierende, heißt #FetzigesGeschichtszeugs. Hier bieten wir regelmäßig Veranstaltungen, Führungen und Austausch an. Da kommen natürlich auch Studierende der TUD. Um mitzumachen muss man aber nicht Mitglied im Verein sein. (Das lohnt sich aber, denn für nur 15 Euro bekommt man auch alle vier Dresdner Hefte zur Stadtgeschichte.) Gerade ist die Verbindung zur Uni sehr eng, denn im Heft 154 werden erstmals nur Studierende über Dresdner Stadtgeschichte schreiben. Das ist ganz neu, und eben: #FetzigesGeschichtszeugs.
Kontakt:
Dr. Caroline Förster
Geschäftsführerin des Dresdner Geschichtsvereins e.V.