Der Biomediziner Dr. Carlos Chacón Martínez im Gespräch
„Give Me Five+!” – Und erfahren Sie, was Sie schon immer über unsere TUD-Alumni wissen wollten. Wir haben sie gebeten, im neuen „2 x 5 Fragen”-Format zu erzählen, wie sie zur TUD gekommen sind, welche Erfahrungen sie auf dem Campus gemacht haben und wo/mit welcher Verantwortung sie heute arbeiten. Heute: Dr. Carlos Chacón Martínez, CEO und Gründer von Niostem.
Profil von | Carlos Chacón Martínez |
Studiengang: | Promotion in Zellbiologie (Programm für Regenerative Medizin) |
Fakultät | Medizinische Fakultät, MTZ |
Studienzeit | Nov 2007 bis April 2012 |
Aktuelle Tätigkeit | CEO und Mitgründer von Niostem |
Warum haben Sie sich für ein Studium an der TU Dresden entschieden?
Die TU Dresden verfügt über ein Zentrum für biomedizinische Grundlagenforschung und angewandte Forschung von Weltrang, das sowohl die Universität selbst umfasst (Naturwissenschaften und Medizinische Fakultät) als auch renommierte Institute wie das Max-Planck-Institut CBG, das CRTD, das MTZ, das Biotec (Biotechnologisches Zentrum der TU Dresden) und das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, um nur einige zu nennen. Ebenso wichtig ist es, dass diese Einrichtungen zusammenarbeiten und in der interdisziplinären Forschung Synergien auf höchstem Niveau bilden. Die Professor:innen sind international bekannt, Promotionsprogramme wie das DIPP ziehen exzellente Talente an und die Infrastruktur und Ausstattung gehören zu den besten in Deutschland. All dies macht die TU Dresden und Dresden selbst zu einem der wichtigsten Zentren für die biomedizinische Forschung weltweit. Dass ich dort promovieren konnte, war ein Privileg.
Wieso haben Sie gerade diese Studienrichtung gewählt?
Ich wollte mit dem was ich tue schon immer einen direkten Einfluss auf die Menschen haben – ich helfe Menschen gern bei der Lösung von Problemen. Ich begeistere mich für Biotechnologie und Medizin, weil diese einen enormen Einfluss auf die Gesundheit und die Lebensqualität der Menschen haben. Biowissenschaften und regenerative Medizin sind von grundlegender Bedeutung für das Verständnis, die Weiterentwicklung und die Lösung von Problemen in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden, daher ist das Arbeiten in diesen Bereichen sehr erfüllend für mich. Im Moment bin ich in der privilegierten Lage, dass ich meine Forschung mit dem von mir gegründeten Startup Niostem in ein echtes Produkt umsetzen kann.
Wer aus Forschung und Lehre hat Sie in Ihrer Studienzeit am meisten geprägt?
Den größten Einfluss hatte mein Doktorvater, Prof. Dr. Rolf Jessberger. Rolf ist ein wunderbarer Mensch und ein brillanter Wissenschaftler. Er hat mir extrem viel beigebracht, indem er mir genügend Freiraum, Orientierung und Unterstützung gegeben hat, um meiner Neugier zu folgen, meine Ideen zu verwirklichen und sie weiterzuentwickeln. Als Wissenschaftler kann ich mich äußerst glücklich schätzen, einen so fantastischen Mentor gehabt zu haben. Auch die Mitarbeiter:innen des Labors von Prof. Jessberger und der benachbarten Labore hatten alle einen Einfluss auf meine Forschung und mein persönliches Wachstum, von den Professor:innen über die technischen Assistent:innen und Postdocs bis hin zu den anderen Doktorand:innen – diese Vielfalt an Menschen hat meine Zeit an der TU Dresden zu einer der besten meines Lebens gemacht.
Wo sind Sie heute beschäftigt, und in welcher Verantwortung?
Vor vier Jahren habe ich mein eigenes Startup Niostem gegründet, nachdem ich meine Postdoc-Forschung am Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns in Köln abgeschlossen hatte, wo ich nach meiner Promotion tätig war. Niostem setzt regenerative, am Körper tragbare Technologien ein, um den weit verbreiteten Haarausfall zu beheben. Als CEO von Niostem, einem wagnisfinanzierten Tech-Startup in Köln, bin ich unter anderem für den Aufbau und die Leitung eines Teams aus talentierten Mitarbeiter:innen zuständig, darunter Ingenieur:innen und Designer:innen sowie Marketing- und Wirtschaftsfachleute. Außerdem bin ich für die wissenschaftliche Entwicklung und die Produktentwicklung bei Niostem verantwortlich und kümmere mich darum, dass das Unternehmen am Laufen bleibt.
Was geben Sie heutigen Studienanfängerinnen/-anfängern mit auf den Weg?
Den Doktorand:innen im ersten Jahr würde ich raten, sehr offen, kommunikativ, kollegial und experimentierfreudig zu sein, denn das macht die Wissenschaft und die Forschung wesentlich besser und sinnvoller. Nutzen Sie jede Gelegenheit, die sich Ihnen bietet, um Kontakte zu knüpfen, mit Fachfremden zu sprechen und sich mit Menschen aus anderen Disziplinen auszutauschen. Lernen Sie, in Teams zu arbeiten und genießen Sie die Vielfalt.
Woran erinnern Sie sich besonders gern in Ihrer Studienzeit?
Als Doktorand des internationalen Promotionsprogramms erinnere ich mich vor allem an den sozialen und wissenschaftlichen Austausch mit meinen Kommiliton:innen, aber auch mit anderen Student:innen auf dem Campus. In der Wissenschaft hatte ich das Gefühl, dass es keine Hindernisse für meine Forschung gab, da es immer irgendjemanden auf dem Campus gab, der über das Wissen, die Ausstattung oder die Verbindungen verfügte, die ich brauchte, ich musste nur danach fragen, und zwar auf eine sehr informelle und kollegiale Art und Weise. Das ist für die Wissenschaft fantastisch. In sozialer Hinsicht habe ich die Vielfalt und all die Aktivitäten geliebt, die ich mit meinen Laborkolleg:innen und all den Leuten auf dem Campus unternommen habe, z. B. die „Bioolympics“ , eine Art Olympiade zwischen den Instituten, oder die freitäglichen Bierrunden im MTZ, MPI CBG, Biotec oder CRTD. Das waren tolle Momente, um Leute kennen zu lernen, und mit vielen von ihnen habe ich auch nach fast zehn Jahren noch Kontakt! Ein tolles Familiengefühl.
Wo war Ihr Lieblingsort an der Uni?
Das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus mit seinen vielen schönen Plätzen zum Spazierengehen und Entspannen, insbesondere das MTZ (Medizinisch-Theoretisches Zentrum) und dessen Umgebung.
Wovon profitieren Sie noch heute/ hätten Sie sich mehr gewünscht?
100% von dem Netzwerk, das ich während meiner fünf Jahre an der TU Dresden aufgebaut habe, von Kommiliton:innen bis hin zu Professor:innen. Ich bin noch immer in Kontakt mit meinem Doktorvater und Mentor!
Wie gelingt ein guter Berufseinstieg in Ihrer Branche?
Nach einem Doktortitel in Biowissenschaften gibt es viele Möglichkeiten, von der Wissenschaft und Forschung bis hin zum Schreiben oder zur Gründung eines eigenen Startups! Ich glaube, dass nicht jeder darauf warten sollte, in die „Industrie“ einzusteigen, sondern lieber eine Industrie gründen, Innovationen schaffen und den Status quo aufbrechen sollte. Es ist besser, einen Start zu haben, als nur über einen „guten Start“ nachzudenken. Als frischgebackene:r Absolvent:in sollte man darüber nachdenken, was einen glücklich macht, was die eigenen Ambitionen erfüllt, sich dann Ziele setzen, einen Plan machen, wie man dorthin kommt, und diesen umsetzen. Die Umsetzung ist das Wichtigste, denn ein guter Wunsch ist nichts wert, wenn man nicht hart dafür arbeitet.
Was verbindet Sie heute mit der TU Dresden?
Ich bin noch immer in Kontakt mit meinem Doktorvater und Mentor. Außerdem arbeiten auch viele meiner Bekannten nach wie vor an der Universität oder in Dresden. Mit anderen Worten: Die Menschen sind das Wertvollste, was die Universität zu bieten hat.
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