Ein Elektronik-Technologe vernetzt internationale Sicherheitssysteme
(porträtiert im Jahr 2020)
Dagmar Möbius
Paulos Gorfu Abraha hatte das äthiopische Abitur mit Auszeichnung absolviert und kam nach Dresden, um an der TU Dresden Elektronik-Technologie zu studieren. Vorbild war sein älterer Bruder, der ein Elektronik-/Elektrotechnik-Studium absolviert hatte. Nach verantwortungsvollen Positionen in Äthiopien arbeitet Abraha heute bei einem global tätigen Sicherheitsunternehmen in Bayern.
„Regionalbotschafter vorgestellt" heißt diese Rubrik, in der internationale Absolventen porträtiert werden. Mehr als 450 TUD-Alumni weltweit engagieren sich als Regionalbotschafter für die TU Dresden. Sie erleichtern TUD-Studierenden den Einstieg in ihren Heimatländern und stehen bei Anfragen zu Verfügung – einfach per E-Mail über die Absolventenwebsite. Einer von ihnen ist Paulos Gorfu Abraha.
1982 hatte Paulos Gorfu Abraha das äthiopische Abitur mit Auszeichnung absolviert. Aufgrund eines Abkommens zwischen seinem Heimatland und der DDR kam er 20-jährig mit einem Stipendium nach Dresden, um an der TUD Elektronik-Technologie zu studieren. Vorbild war sein älterer Bruder, der ein Elektronik-/Elektrotechnik-Studium absolviert hatte. Nach vielen Jahren in verantwortungsvollen Positionen in Äthiopien arbeitet Abraha heute bei einem global tätigen Sicherheitsunternehmen in Bayern. Die Vita des 58-Jährigen ist mehrere Seiten lang. Dabei beschränkt sie sich nur auf berufliche Stationen, Projekte, Trainings und Veröffentlichungen. In einem Satz: Dr. Paulos Gorfu Abraha verfügt über knapp drei Jahrzehnte Erfahrung mit IT-Projekten: Von der Analyse über die Implementierung bis zum täglichen Management von 24 x 7 laufenden nationalen IT-Systemen.
Sein Studium der Fachrichtung Elektronik-Technologie an der Sektion Informationstechnik der Fakultät Elektrotechnik schloss er 1988 als Diplomingenieur mit Auszeichnung ab. Das Thema seiner Diplomarbeit: „Röntgenfluoreszenzanalyse mit der Gerätekombination Rasterelektronenmikroskop/Energiedispersives Röntgenspektrometer“. Die Promotion am Institut für Halbleiter- und Mikrosystemtechnik schloss sich an. Die Dissertation zum Thema „Untersuchung von Dünnschichtsystemen mittels Elektronenstrahl-Mikroanalyse" wurde mit „cum laude“ („Gut“) bewertet.
Zurück in seiner Heimat betreute Paulos Gorfu ab 1993 zahlreiche Projekte, programmierte und schulte Personal. Eine – im wahrsten Sinn des Wortes – Jahrhundertaufgabe löste er 1999. Bei dem „Y2K-Projekt“ musste das gleichnamige Problem vor dem Wechsel ins neue Jahrtausend im System der äthiopischen Einwanderungsbehörde behoben werden. Zwischenzeitlich lehrte er am Admas College und am New Generation College in Addis Abeba Programmieren.
Über zehn Jahre, bis 2009, war der Informationssystemtechniker Technischer Manager und Stellvertretender Direktor des Projekts IICIS „Integrated Immigration Control Information System IICIS“. Das Ziel bestand darin, Vorgänge wie das Registrieren der Passbesitzer mit Foto und Fingerabdrücken, die Ausgabe eines maschinenlesbaren Reisepasses sowie die Passkontrolle an den Grenzübergangsstellen zu automatisieren. Dr. Paulos Gorfu konzipierte, analysierte, realisierte und integrierte die Systemkomponenten. Anschließend leitete der Experte die IT-Abteilung in der Hauptabteilung für Auswanderungs- und Nationalitätenangelegenheiten des Ministeriums des Innern Äthiopiens.
Seit 2014 hat Dr. Paulos Gorfu einen deutschen Arbeitgeber: Für die Mühlbauer ID Services GmbH mit Hauptsitz in Roding, Bayern, ist er als Senior Bid Manager tätig. Zu seinen Aufgaben gehören die Ausarbeitung von Angeboten für internationale Ausschreibungen im Bereich Identity Document Solutions (ID Smart Cards, Passports, Banking Cards) sowie Identity Document Production/Personalization Machinery inklusive Identity Datenerfassung, Frontend- und Backend-IT-Systeme sowie die Automatisierung von Grenzübergangspasskontrollen besonders an internationalen Flughäfen, meist für Regierungen.
„Ich habe zwar nicht direkt im gleichen Bereich gearbeitet, den ich studiert habe. Aber die Methoden und Techniken, die ich im Studium erworben habe, brachten mich im Berufsleben viel weiter“, blickt Paulos Gorfu zurück. „So hatte ich zum Beispiel im Studium und während der Promotion viel mit Software und Hardware zu tun. Das konnte ich später weiter nutzen.“
Er gehört der großen Alumni-Organisation der Äthiopier an: Association of Ethiopians Educated in Germany (AEEG). Diese versorgt er regelmäßig mit Informationen von und zur TU Dresden.
An Ausflüge und Weihnachtsfeiern mit der Seminargruppe erinnert er sich gern. Weniger gern denkt er an die „nach der Wende in den neuen Bundesländern ausgebrochene Ausländerfeindlichkeit“. Dass er während seines Studiums zwei Auszeichnungen erhielt, erwähnt er ganz zuletzt. So ehrte ihn das DDR-Bildungsministerium 1986 mit dem Salvador-Allende-Stipendium und 1988 verlieh ihm der Senat der TU Dresden die Wilhelm-Gotthelf-Lohrmann-Medaille für hervorragende Leistungen im Studium.
Dr. Paulos Gorfu gehört zu den 470 Regionalbotschaftern der TU Dresden. „Ich wollte neuen Studenten, die sich aus Äthiopien bei der TU Dresden bewerben wollen, Informationen geben können“, erklärt er. In seiner Heimat gab es eine Organisation von ehemaligen äthiopischen Studenten, die in Deutschland studierten. „Dort haben wir uns getroffen und Verbindungen zu Deutschland gepflegt“, erzählt er. Zudem initiierte die Organisation einige Hilfsprojekte aus Deutschland für Äthiopien. Paulos Gorfu spricht Deutsch, Englisch, Amharisch und Tigrinja, jeweils verhandlungssicher.
Kontakt:
Paulos Gorfu Abraha
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