Was auch immer ihr tut – tut es mit ganzer Hingabe!
(befragt im Jahr 2023)
Thomas Scheufler
Ob mit Blumen, Bäumen oder Rhododendren, für Fleurop, IGA oder Kommunen – die Everts sind seit vier Generationen Gärtner aus Leidenschaft. In ihrer Arbeit verschmelzen Kunst und Können, Natur und Fantasie auf einzigartige Weise und das Schöne daran ist: „Sie ist nie fertig, sondern führt ein Eigenleben, blüht mit den Jahren auf und wandelt sich immer neu“.
Profil von | Dierk Evert |
Studiengang | Landschaftsarchitektur |
Fakultät | Architektur (damals Sektion Architektur, Fachstudienrichtung Landschaftsarchitektur) |
Studienzeit | 1968 – 1972 |
Aktuelle Tätigkeit | selbständig |
Profil von | Johannes Evert |
Studiengang | Landschaftsarchitektur (Diplom) |
Fakultät | Architektur |
Studienzeit | 2007 – 2013 |
Aktuelle Tätigkeit |
selbständig |
Warum haben Sie sich für ein Studium an der TU Dresden entschieden?
Dierk Evert: Durch mein Elternhaus – mein Vater, Friedrich-Karl Evert, war Garten- und Landschaftsarchitekt (er hatte sein Studium 1929 in Berlin-Dahlem absolviert) und meine Mutter gelernte Staudengärtnerin. Sie waren in der Garten- und Landschaftsgestaltung tätig und züchteten Baumschul- und Staudenkulturen. Indem ich nicht nur die Planung, sondern auch Anzucht von Pflanzen und den Bau von Grünanlagen erlebte, war ich früh schon von dem Beruf begeistert und habe 1968 an der Humboldt-Universität in Berlin das Studium der Gartenarchitektur aufgenommen. Durch die 2. Sozialistische Hochschulreform der DDR wurde 1970 das Studium von der Humboldt-Uni Berlin an die TU Dresden verlegt. Das war damals die einzige Hochschulausbildung für Landschaftsarchitekten.
Johannes Evert: Für mich kamen in Dresden viele Faktoren zusammen. Zum einen fand ich die Stadt mit ihrer Größe, Geschichte und Bedeutung interessant. Zum anderen wollte ich an einer Uni studieren. An der TUD wurden mit ca. 60 Erstsemestlern nur relativ wenige Studierende immatrikuliert. Eine kleinere Kursgröße war für mich attraktiv. Zu guter Letzt hatte der Studiengang in Dresden einen guten Ruf und auch die familiäre Verknüpfung zum Studienort meines Vaters gefiel mir, auch wenn dies nicht den Ausschlag bei meiner Entscheidung gab.
Wieso haben Sie gerade diese Studienrichtung gewählt?
D.E. : Aus der Berufstätigkeit meines Vaters als Garten- und Landschaftsarchitekt in Rostock war mir der Beruf bekannt und entsprach meinen Neigungen.
J.E.: Von Kindesbeinen an habe ich meinen Vater in seiner Berufsausübung verfolgt. Der Groschen fiel bei mir aber erst im Alter von 17 Jahren. Landschaftsarchitektur verbindet ein sehr breites Spektrum von Anforderungen und Tätigkeiten. Da ist einerseits das Kreative, mit dem wir gestalterischen Anspruch mit nutzungsbedingten Notwendigkeiten zusammenbringen müssen. Auch der ingenieurtechnische Teil, mit dem wir unsere Ideen dann umsetzen, gefällt mir sehr gut. Außerdem arbeiten wir sowohl im Büro als auch draußen, kommunizieren mit Kollegen und Fachplanern, aber auch unseren Bauherrn und auch mit Bürgern und späteren Nutzern, was unseren Alltag abwechslungsreich macht. Was uns als eine der bauenden Zünfte aber klar abgrenzt, ist der Baustoff Pflanze. Dieser ist für meine Familie traditionell besonders wichtig. Mit Pflanzen können wir nicht nur saisonal, sondern über Jahre hinweg unterschiedliche Eindrücke erzeugen und planen somit auch immer mit dem Faktor Zeit.
Wer aus Forschung und Lehre hat Sie in Ihrer Studienzeit am meisten geprägt?
D.E.: Das waren seinerzeit Prof. Harald Linke (Landschaftsarchitektur et al), Dr. Siegfried Sommer (Pflanzenkunde), Prof. János Brenner ( Städtebau), Prof. Karl-Franz Busch (Wasserbau), Karl Foerster, bei dem ich noch 1967 ein Praktikum absolvieren konnte und ihn manchmal im abendlichen Besuch erleben durfte, oder beim Sonntagsdienst bei seinen gefürchteten Visiten in der Abteilung Züchtung unter dem damaligen Obergärtner Paul Bolz. Auch ich musste erleben, dass er von mir verlangte, eine in der Züchtung stehende Chrysanthemensorte – noch ohne Namen – herauszureißen, weil sie ihm nicht mehr gefallen hatte. Mir blieb nicht anders als die Pflanze schnell hinter dem nächsten Sichtschutzz wieder einzupflanzen und am Montag mit Dr. Konrad Näser den Fall zu besprechen. Hier war das Urteil von Karl Foerster aber richtig und maßgebend, denn die Neuzüchtung taugte nichts!
J.E.: Hier gibt es viele Menschen, die mich nachträglich beeindruckt haben und denen ich für ihr vermitteltes Wissen sehr dankbar bin. Dazu gehören alle Mitarbeiter des Fachgebiets für Pflanzenverwendung, für das ich viele Jahre lang tätig war. Nennen möchte ich hier Heiner Luz, Alexander von Birgelen, Barbara Kroll, Jonas Reif, Yvonne Störer und Franziska Hunger. Auch meine Professorin für Landschaftsbau, Frau Irene Lohaus, bei der ich diplomiert habe, hat mir fachlich sehr viel mit auf den Weg gegeben. Gleiches gilt für unsere damalige Institutsdirektorin und heutige Prodekanin Frau Prof. Catrin Schmidt, deren Vorlesungen in Landschaftsplanung ich aufgrund ihres hervorragenden Vortragsstils und Ihrer Zugewandtheit uns Studenten gegenüber sehr gern besucht habe, selbst wenn mich andere Fächer thematisch mehr interessiert haben. Auch Vorlesungen bei Professoren der Architektur und anderer Fakuläten waren äußerst gut! Gern nennen möchte ich hier Herrn Prof. Niels-Christian Fritsche (Darstellungslehre), Herrn Prof. Jürgen Roloff (Botanik) und Herrn Prof. Hans-Georg Lippert (Baugeschichte). Auch das Seminar „Architekturfotografie“ bei Till Schuster hat mich sehr geprägt.
Zu guter Letzt möchte ich aber ein paar Institutsangestellte nennen, die meist viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Ohne Liane Löser, Ilka Werblow und Angela Hendel, die Sekretärinnen unserer Fachrichtungen, hätte nichts funktioniert. Für Fragen hatten Sie immer ein offenes Ohr, wofür ich Ihnen immer noch dankbar bin! Sicher habe ich einige wichtige Menschen vergessen, es waren einfach so viele!
Wo sind Sie heute beschäftigt, und in welcher Verantwortung?
D.E.: Ich bin Freier Landschaftsarchitekt mit Wirkungskreis in Norddeutschland, (zwischen Berlin, Hamburg und Rügen) und seit 2023 mit meinem Sohn, Dipl. Ing. Johannes Evert, als PartG mbB im Generationenwechsel begriffen.
J.E.: Inzwischen arbeite ich selbstständig an der Seite meines Vaters in Rostock. Seit vier Jahren nun arbeiten wir zusammen in einem inzwischen seit mehr als 30 Jahren bestehenden Unternehmen und planen unterschiedliche Freianlagen für viele unterschiedliche Bauherren.
Was würden Sie den heutigen Studienanfängerinnen und -anfängern mit auf den Weg geben?
D.E.: Was Du auch immer tust, tue es mit ganzer Hingabe, freue Dich auf den Umgang mit dem lebenden Werkstoff „Pflanze“. Dies war ein Satz, den mir Karl Foerster bei einen der abendlichen „Audienzen“ eingeprägt hatte!
J.E.: Verliert nie die Freude an eurem Studienfach. Es gibt harte Zeiten, in denen man vor lauter Abgaben, Übungen, Vorlesungen und anderen Verpflichtungen nicht weiß, wo einem der Kopf steht. Gleichzeitig bekommt man viele Chancen geboten und sehr viel Wissen vermittelt. Dies sollte man nutzen. Versucht, etwas aus all dem zu machen. Es erwartet euch ein spannender und vielseitiger Beruf!
Woran erinnern Sie sich besonders gern in Ihrer Studienzeit?
D.E.: An die Exkursionen am Ende des Studienjahres, zusammen mit den anderen Semestern – hier vor allem noch in der Berliner Zeit.
J.E.: Die Exkursionen nach Italien, England und Frankreich bsw. waren sehr bereichernd. So viel Input in so wenig Zeit, gepaart mit dem geballten Fachwissen der mitreisenden Professoren erlebt man selten. Dresden als Stadt ist einfach wunderschön und lebenswert. Gleiches gilt für das Umland. Nach wie vor kehre ich gern dorthin zurück.
Im Grunde ist das Besondere aber wohl die Kombination aus allem, aus Studium, Stadt und den Menschen. Das hat mich geprägt und das bleibt.
Wo war Ihr Lieblingsort an der Uni?
D.E.: Der war im Schumann-Bau, Hängeboden 5. OG, oder aber am Sonntag auch am Carolaschlößchen im Großen Garten, wenn das Stipendium noch dafür reichte, zusammen mit den Kommilitonen und Zimmerbewohnern unseres Wohnheims in der Tiergartenallee.
J.E.: Den einen Ort gab es nicht. Viel zu komplex und vielseitig ist der Campus. Ob nun die Mensen, die Höfe am Barkhausen- und am Hülsse-Bau, besonders schöne Hörsäle, Arbeitsräume von Kommilitonen, die Bierstube oder der noch nicht sanierte Fritz-Foerster-Bau während des Seminars Architekturfotografie – so viele Orte und noch mehr verbinde ich mit besonderen Erlebnissen.
Wovon profitieren Sie noch heute/ hätten Sie sich mehr gewünscht?
D.E.: Vor allem von den gemeinsamen Vorlesungen mit den Architekten und Förstern in Tharandt. Zum Thema Naturschutz und Umweltschutz hätte ich gern mehr gehört, und auch an mehr internationalen Exkursionen teilgenommen, was zu dieser Zeit leider schlecht möglich war.
J.E.: Sehr positiv empfinde ich die Verknüpfung mit den Studierenden der Architektur, der Forstwissenschaften, Geografen usw., mit denen wir teilweise gemeinsam Vorlesungen und Übungen besucht haben. Auch in Bezug auf unser Institut habe ich schon früh im Berufsalltag gemerkt, wie vielseitig unsere Ausbildung war und wir gut wir fachlich für unseren Arbeitsalltag ausgebildet wurden. Kritisch habe ich die Arbeitsbelastung in einigen Semestern in Erinnerung. Ich bin selbst Freund eines fordernden Stunden- und Aufgabenplans, aber einige an uns gestellte Anforderungen waren in der Menge einfach zu viel. Einige Kommilitonen hatten große Probleme und haben das Studium teilweise sogar abgebrochen. Auch ich hatte abschnittsweise mit Rückenproblemen, als Indikator für unsere Belastung zu kämpfen. Über die Jahre habe ich gelernt, mit dem Druck umzugehen. In meinem späteren Alltag genützt hat diese Erfahrung mir aber nicht. Ich hoffe, dass dies sich inzwischen zum Positiven verändert hat.
Wie gelingt ein guter Berufseinstieg in Ihrer Branche?
D.E.: Durch Praktika in guten Betrieben mit Pflanzenumgang und Tätigkeitsbeginn in renomierten, zunächst kleineren Büros, in denen man auch an der Bauleitung beteiligt wird. Gerade hier lernt man den praktischen Bezug der planerischen Tätigkeit, und man ist manchmal in der Lage, erkannte Fehler oder fehlende Detailplanung noch auf der Baustelle zu regulieren.
J.E.: Das Studium bietet hierfür eine sehr gute, fachliche Grundlage. Zwar musste ich als Berufseinsteiger im Büro viele Dinge komplett neu lernen bzw. festigen – wie beispielsweise die konkrete Projektabwicklung und die Kommunikation mit Kunden – fachlich und inhaltlich fühlte ich mich aber sehr gut vorbereitet. Auch im Vergleich zu Kollegen von anderen Hochschulen hatte ich immer den Eindruck, dass mein Studium sehr gut war. Kein Absolvent der TUD muss sich darüber ernsthaft Gedanken machen.
Was verbindet Sie heute mit der TU Dresden?
D.E.: Das Interesse an einer guten Wissensvermittlung durch erfolgreiche Hochschullehrer; zu wissen, dass dort im nationalen Vergleich kenntnisreiche Absolventen hervorgehen; aber auch der Stolz, 1972 zum ersten Diplom-Jahrgang der Landschaftsarchitektur der TU Dresden zu gehören.
J.E.: Vieles. Ohne Dresden und die TUD mit all dem, was ich dort lernen und erleben durfte, wäre ich nicht dort, wo mich mein Weg heute hingeführt hat. Ich habe durch ganz unterschiedliche Lehrveranstaltungen, Übungen, Exkursionen und vor allem die damit verbundenen Menschen viele Einblicke in unser Fachgebiet erhalten dürfen, die mich heute noch in meiner Herangehensweise an Projekte prägen. Das Studium kann einem nicht alles beibringen, aber sollte möglichst breite Grundlagen legen, auf denen man aufbauen kann. Genau diese habe ich an der TU Dresden erhalten.
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