Machen Sie sich klar, was Ihre Stärken sind!
(befragt im Jahr 2023)
Thomas Scheufler
Dr. Matthäus Mittasch studierte Nanobiophysik. Heute forscht er an „small molecule drugs“ – neuartigen Medikamenten auf der Basis biomolekularer Kondensate zur Behandlung von Zivilisationskrankheiten.
Profil von | Dr. Matthäus Mittasch |
Studiengang | M. Sc. in Nanobiophysik und Dr. rer. nat. Physik |
Fakultät | Biotechnologisches Zentrum (M. Sc.), Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik und Fakultät für Physik (PhD) |
Studienzeit | Okt. 2010 – April 2013 (M. Sc. Nanobiophysik) Apr. 2014 – März 2018 (Dr. rer. nat. Physik) |
Aktuelle Tätigkeit | Leitender Wissenschaftler bei Dewpoint Therapeutics GmbH |
Warum haben Sie sich für ein Studium an der TU Dresden entschieden?
Einer der Hauptgründe, nach Dresden zu kommen, war mein Wunsch, in einem internationalen Masterstudiengang zu studieren. Zur damaligen Zeit war der Studiengang Nanobiophysik an der TU Dresden einer der wenigen interdisziplinären Studiengänge, die komplett in englischer Sprache angeboten wurden. Außerdem fand ich die starke Verzahnung von praktischer Forschung in eng miteinander verbundenen Forschungsgruppen und theoretischen Kursen sehr spannend. Für meine Promotion war ich an den International Max Planck Research Schools und der Fakultät für Physik eingeschrieben, meine Doktorarbeit habe ich am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG) in Dresden verfasst.
Wieso haben Sie gerade diese Studienrichtung gewählt?
Da ich aus dem Ingenieurwesen komme, wollte ich in meinem Masterstudium tiefer in die Grundlagenforschung eintauchen und habe mich deshalb für den Studiengang Nanobiophysik entschieden. Ich war ehrlich gesagt etwas nervös, als ich mich für einen Physikkurs eingeschrieben habe, aber da der Kurs speziell für Studierende mit unterschiedlichen Hintergründen konzipiert war, war ich mir ziemlich sicher, dass ich es schaffen würde. Außerdem fand ich die Kombination aus Physik, Materialwissenschaft und Biologie sehr inspirierend.
Wer aus Forschung und Lehre hat Sie in Ihrer Studienzeit am meisten geprägt?
Es gab viele Leute, und es tut mir sehr leid, dass ich nicht alle nennen kann. Angefangen hat es mit meiner Bachelorarbeit, die ich am Fachbereich Medizinische Physik an der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus durchgeführt habe. Es waren Prof. Edmund Koch und Peter Cimalla, die meinen innigen Wunsch nach Forschung geweckt haben. Während meiner gesamten Masterzeit habe ich im Labor von Prof. Stefan Diez gearbeitet, das gesamte Team war äußerst nett und ich habe gelernt, was es heißt, sehr gute Wissenschaft zu betreiben. Für die Zeit meiner Promotion muss ich dem gesamten MPI-CBG für sein inspirierendes und motivierendes Umfeld danken, insbesondere Moritz
Kreysig, Peter Groß, Anatol Fritsch und meinem Doktorvater Prof. Frank Jülicher.
Wo sind Sie heute beschäftigt, und in welcher Verantwortung?
Zurzeit arbeite ich bei Dewpoint Therapeutics, einem internationalen Biotech-Start-up-Unternehmen, das ursprünglich in Dresden und Boston gegründet wurde und mittlerweile noch weitere Standorte hat. Wir sind ein Pharma-Forschungsunternehmen, das Spitzenforschung auf der Grundlage von biomolekularen Kondensaten betreibt, einer wissenschaftlichen Revolution, die im Labor von Prof. Tony Hyman am MPI-CBG in Dresden ihren Anfang genommen hat. Ich leite eine Gruppe für fortgeschrittene Bildgebung, wir kombinieren hochauflösende Mikroskopie, Bildverarbeitung und komplexe Datenanalyse, um neue Prüfverfahren für die Erforschung biomolekularer
Kondensate für Arzneimittel zu entwickeln, mit dem Ziel, lebensbedrohliche Krankheiten zu heilen.
Was würden Sie den heutigen Studienanfängerinnen und -anfängern mit
auf den Weg geben?
Haben Sie Spaß und Freude am Lernen, seien Sie offen und schauen Sie sich um, was Sie wirklich inspiriert, belegen Sie vielleicht auch Kurse, die nicht Teil Ihres offiziellen Lehrplans sind, wenn Sie von Ihren Mitstudierenden wissen, dass diese super sind. Machen Sie sich ruhig mal die Hände schmutzig, ich habe immer am meisten gelernt, wenn ich gearbeitet habe. Versuchen Sie also, so früh wie möglich eine Stelle im Labor zu bekommen, das wird Ihnen enorm helfen, das Gelernte anzuwenden, und es wird Ihnen die Tür öffnen, um für Ihre Abschlussarbeit und darüber hinaus in die besten Labore zu kommen.
Woran erinnern Sie sich besonders gern in Ihrer Studienzeit?
Es war eine sehr gute Zeit, in der ich die Gelegenheit hatte, junge, tatkräftige Fachleute aus der ganzen Welt auf genau dem Gebiet zu treffen, das mich so sehr interessiert. Studieren ist ein Privileg, das leider nicht jeder hat, von daher ist es auch eine gute Zeit, sozial aktiv zu werden und etwas für andere Menschen zu tun. Und nicht zu vergessen, neben dem Studium kann man bei guter Schneelage Skifahren gehen, von Dresden aus ist es nur etwa eine Stunde in die Berge, oder man kann wandern gehen. Das ist schwieriger, wenn man einmal in einem professionellen Arbeitsumfeld ist, also genießt eure Zeit.
Wo war Ihr Lieblingsort an der Uni?
Ich mag Bibliotheken sehr, die SLUB war allerdings immer sehr voll und es war sehr schwer, einen Platz zu bekommen, deshalb bin ich ziemlich oft nach Leipzig gefahren, um in der Albertina für meine Prüfungen zu lernen. Aber ich habe auch den Charme der historischen Hörsäle des Fachbereichs Mathematik und Physik genossen, in denen theoretische Vorlesungen mit Kreidetafeln gehalten wurden, auf die gute alte, klassische Art.
Wovon profitieren Sie noch heute/ hätten Sie sich mehr gewünscht?
Ich profitiere immer noch sehr von meinem Netzwerk, das ich während meines Masterstudiums und meiner Promotion aufgebaut habe. Dresden hat eine sehr gut vernetzte wissenschaftliche Gemeinschaft, das ist fantastisch.
Wie gelingt ein guter Berufseinstieg in Ihrer Branche?
Ich denke, dass es am schwierigsten ist, die erste Stelle in der Branche zu bekommen. Frühere Erfahrungen, wie z.B. ein dreimonatiges Sommerpraktikum, helfen ungemein, die anfängliche große Hürde bei der Einstellung zu überwinden. Machen Sie sich klar, was Ihre Stärken sind, und suchen Sie nach Stellen, die diesen Fähigkeiten entsprechen. Auch möglichst früh ein Netzwerk aufzubauen, ist sehr nützlich, denn so können Sie Erfahrungen austauschen und miteinander diskutieren. Wenn Sie einen Informatik-Hintergrund haben, ist das Ihre Zeit, denn die gesamte Biotech-Branche sucht händeringend nach Data Sciencists.
Was verbindet Sie heute mit der TU Dresden?
Ich bin auch heute noch sehr mit der TU Dresden verbunden. Es ist fantastisch, dass ich zum Beispiel über die BioDip-Plattform Zugang zu modernsten Mikroskopie-Technologien habe. Da Dresden ein wichtiger Standort für die Erforschung biomolekularer Kondensate ist, stehe ich in engem Kontakt mit zahlreichen Forschungsgruppen.
Info:
https://www.laborjournal.de/editorials/1706.php
Kontakt:
Dr. Matthäus Mittasch
Principal Scientist Dewpoint Therapeutics GmbH
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