Radelnde Allrounderin für das Klima
(porträtiert im Jahr 2012)
Dagmar Möbius
Etwas aufmöbeln, Schönes bewahren oder neu definieren. Tischlerin und Möbelrestaurateurin – so malte sich Ina Helzig noch kurz vor dem Abitur ihre Zukunft aus. Kreativität und Naturliebe ausleben wollte sie auf jeden Fall. „Doch den rauen Tischlerberuf ließ ich mir ausreden", lacht die 29-Jährige.
Ihre Ziele blieben: Vorhandenes nutzen, aufwerten, verändern. Ein Geographie-Studium rückte in den Fokus. Nach einem überzeugenden Schnupperstudientag mit Vorlesung an der TU Dresden (TUD) war klar: das ist es. Ab 2000 studierte die im sächsischen Hainichen Aufgewachsene Geographie im Hauptfach und Rechtswissenschaft sowie Stadt-, Regional- und Landesplanung in den Nebenfächern, zusätzlich Landschafts- und Freiraumplanung. Exkursionen und Praktika in verschiedenen Planungsbüros der Region lockerten den manchmal trockenen Studienalltag auf. Ina Helzig wollte Stadtplanerin werden. Doch nach Studienende, 2006, sahen die Aussichten für eine Stelle trüb aus. Die Diplom-Geographin entschied sich, ein Aufbaustudium für Umweltschutz und Raumordnung anzuschließen. Sie wollte zusätzlich zu ihrem Diplom-Abschluss als Naturwissenschaftlerin einen Ingenieursabschluss erwerben. Nicht unerheblich: „Ich wollte wegen meines großen Freundeskreises in Dresden bleiben."
Parallel zum Aufbaustudium an der TUD arbeitete sie in einem Berliner Planungsbüro, in der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Meißen und als Stadtplanerin bei der STEG Stadtentwicklung Dresden. „Damit hatte sich mein Berufswunsch erfüllt", resümiert sie. Zudem erschloss sich ihr ein neues Feld: der Klimaschutz in Kommunen. Mehr als das. Als die Landeshauptstadt Dresden eine Stelle für „eine/n Leiter/in Klimaschutzbüro" ausschrieb, bewarb sich Ina Helzig. Seit Oktober 2010 fungiert sie nun als solche. Parallel dazu stellte sie die Diplomarbeit für ihr Aufbaustudium fertig. Ihr Thema: „Energie und Klimaschutz in sächsischen Kommunen. Rahmenbedingungen – Instrumente – Anwendbarkeit". Konkret untersuchte sie, wie Energieeinsparpotenziale erschlossen werden können, wie sich eine zukunftsfähige Energieversorgung auf- und ausbauen lässt und wie damit der Klimaschutz verbessert werden kann.
Dass die Geographie eine Querschnittsorientierung bot, empfand sie beim Einarbeiten in neue Themenfelder stets vorteilhaft. Schwieriger dagegen fiel es ihr, anderen das Berufsbild zu vermitteln. Was zeichnet einen Geographen aus und in welche Berufe kann er sein Fachwissen einbringen? Stellenanzeigen „Geograph gesucht"? Fehlanzeige. Mitbewerber punkteten oft mit einer spezifischeren, auf den ersten Blick passenderen Ausbildung. „Als vorteilhaft erwiesen sich dagegen Kenntnisse der wissenschaftlichen Methoden und wie man an Raumansprüche herangeht", schätzt Ina Helzig ein. Nachteilig war mitunter fehlendes Praxiswissen. „Mit Geoinformationsprogrammen, dem Handwerkszeug für Geographen, setzten wir uns fast ausschließlich im Frontalunterricht und in Vorlesungen auseinander. Wie man Karten anfertigt, brachten wir uns dann selbst und gegenseitig bei." Auch „Geschichte und Rechtsgrundlagen der Bauleitplanung" wurde während des Studiums sehr theoretisch gelehrt – einen eigenen Bebauungsplan erstellte Ina Helzig zum ersten Mal, als sie bereits arbeitete.
Dass Geographen Allrounder sind, die sich schnell in neue komplexe Aufgaben einarbeiten können, sei allerdings ein ganz klares Plus. In ihrer Aufgabe als Leiterin des Dresdner Klimaschutzbüros kann das Ina Helzig regelmäßig beweisen. Im Vorjahr motivierte sie die Dresdner erstmalig zum Stadtradeln. Bei dem deutschlandweiten Wettbewerb sollten möglichst viele Menschen möglichst viele Kilometer mit dem Fahrrad zurücklegen und damit der Umwelt Lärm und Schadstoffe ersparen. „Rund 140 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer spart ein Radfahrer im Vergleich zum Autofahrer", erklärt die Expertin, „zudem schont er seinen Geldbeutel, bleibt fit und kommt im Stadtverkehr oft schneller ans Ziel."
Mehr als 2000 Dresdner beteiligten sich am Stadtradeln 2011 und traten 452.826 Kilometer in die Pedale. Dabei sparten sie nicht nur 65.207 Kilogramm Kohlendioxid ein, sondern erkämpften bundesweit den ersten Platz. Mit großem Abstand vor Tübingen, Leipzig und München. Dresden kann seitdem stolz darauf sein, die „fahrradaktivste Stadt mit den meisten Radkilometern" zu sein. „Mein schönstes Erlebnis", freut sich Ina Helzig. Auch 2012 wird Dresden wieder an der Aktion teilnehmen.
Die Verwaltung soll Vorbild für die Bürger zu sein, findet die Leiterin des Klimaschutzbüros. Das kritische Prüfen beschlossener Aufgaben und neuer Projekte gehört dazu. Aber auch die Kontrolle darüber, wie die Stadt ihre klimapolitischen Ziele erfüllt. Um Energie effizient einzusetzen und erneuerbare Energien zu fördern, schaffte die Landeshauptstadt Dresden im Vorjahr mehrere Elektromobile an. Ihr erklärtes Ziel ist, die Treibhausgasemissionen etappenweise zu reduzieren. „Gegenwärtig verursacht jeder Dresdner etwa 9,8 Tonnen Treibhausgas pro Jahr", erläutert Ina Helzig. Bis 2025 sollen es nur noch höchstens 7,5 Tonnen pro Einwohner sein. Um die Treibgasemission alle fünf Jahre um zehn Prozent zu reduzieren, bedarf es vieler Abstimmungen. „Mein Arbeitsalltag ist von viel Projektarbeit geprägt", berichtet Ina Helzig. Sie motiviert, überzeugt und gewinnt Partner. Auch an der TUD, wo sie regelmäßig Gastvorträge hält.
Kontaktdaten:
Landeshauptstadt Dresden, Geschäftsbereich Wirtschaft, Klimaschutzbüro
Leiterin Ina Helzig
An der Kreuzkirche 6
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6. Etage, Raum 6
Tel.: 0351 4 88 22 30
Fax: 0351 4 88 22 05
E-Mail: Ina Helzig