Forschungsorientierte Lehre
Was heißt Forschungsorientierte Lehre an der TU Dresden?
Das Verständnis von forschungsorientierten Lehrveranstaltungen zeigt sich in aufeinander abgestimmten Lehrveranstaltungen, die die Studierenden aktiv an der Forschung beteiligen.
Durch das Lehreleitbild der TUD werden die Entwicklung von Forschungskompetenzen, eine aktive Teilnahme an Forschungsdebatten, aber auch die eigenständige Durchführung von Forschungsprojekten gefördert.
- Die TU Dresden fördert das Forschungsorientierte Lernen und Lehren durch die drei Programmlinien FOSTER – Funds for Student Research, Teaching Synergies Program (TSP) und Teaching Excellence Tracks (TET).
Wodurch zeichnet sich Lehre aus, die forschungsorientiert gestaltet ist?
Forschungsorientiertes Lernen und Lehren manifestiert sich in der Verbindung von Lehre und Forschung in der universitären Bildung.
Healey und Jenkins (2009) unterscheiden verschiedene Zugänge der Studierenden zur Forschung in der Lehre. So kann Forschung als Inhalt oder als Prozess thematisiert und von den Studierenden eher rezeptiv und als Publikum konsumiert oder durch aktive Teilnahme zugänglich gemacht werden. Aus der Kombination der beiden Achsen ergibt sich ein Vier-Quadranten-Schema, das vier unterschiedliche Zugänge zur Forschung in der Lehre systematisiert. Ziel an der TU Dresden ist, die Studierenden bis zum forschungsbasierten (research-based) Zugang zu entwickeln, bei dem sie lernen, eigene Forschung durchzuführen und zu kommunizieren.
Beim forschungsbasierten Lehren geht es darum, dass Studierende ein grundlegendes Verständnis davon entwickeln, was die Ausgangsfragen wissenschaftlicher (Forschungs-)Arbeiten sind. Sie setzen sich dabei aktiv mit Erkenntnisinteressen, wissenschaftstheoretischen Fragestellungen und Problemdefinitionen auseinander. Studierende reflektieren, wie wissenschaftliche Fragestellungen entstehen und was „gute Forschung“ ausmacht. Im Mittelpunkt stehen also theoretische Grundlagen und die Fähigkeit, wissenschaftliches Denken nachzuvollziehen.
Forschungsbasiertes Lehren legt das theoretische Fundament, auf dem später eigenständiges Forschen (z. B. im Forschenden Lernen) aufbauen kann.
Beispielhafte Lehr-Lernaktivitäten
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Diskussionen über wissenschaftliche Theorien oder Paradigmen
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Analyse und Vergleich von Forschungsansätzen
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Kritisches Hinterfragen von Studien
Beispielhafte Lehrformen
- Vorlesungen, u. a. Staffel- und Ringvorlesungen
- Exkursion zu Forschungseinrichtungen
- Journal Club
Beim forschungsorientierten Lernen und Lehren geht es darum, die Studierenden auf das eigenständige Forschen vorzubereiten. Ziel ist, dass sie die nötigen methodischen Kompetenzen erwerben, um selbstständig wissenschaftlich arbeiten zu können.
Im Mittelpunkt steht die Gestaltung des Forschungsprozesses: Welche Methoden eignen sich für welche Forschungsfrage(n)? Wie plane ich eine Untersuchung?
Forschungsorientiertes Lernen & Lehren befähigt Studierende methodisch und strukturell, damit sie im nächsten Schritt selbst forschend tätig werden können. Es ist ein Brückenschritt zwischen Theorie und Praxis der Forschung.
Beispielhafte Lehr-Lernaktivitäten
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Diskussionen über Vor- und Nachteile von versch. Forschungsmethoden
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Exemplarische Anwendung von versch. Forschungsmethoden
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Reflexion durchgeführter Forschungsprojekte in Hinblick auf verwendete Forschungsmethoden
- Durchführung von Laboraufgaben, Messungen oder Untersuchungen
- Feldstudien vorbereiten und durchführen
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Beispielhaftes Analysieren von Datensätzen
Beispielhafte Lehrformen
- Seminare zu Forschungsmethoden oder wissenschaftlichem Arbeiten
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Forschungsübungen oder Praktika (im Labor)
- Methodenworkshops, Schreibwerkstatt
Beim Forschenden Lernen stehen die Studierenden selbst aktiv im Mittelpunkt des Forschungsprozesses. Ziel ist es, dass sie – möglichst eigenständig – einen vollständigen Forschungszyklus durchlaufen: von der Entwicklung einer Fragestellung über die Datenerhebung bis hin zur Auswertung und Präsentation der Ergebnisse.
Forschendes Lernen ist ein selbstgesteuerter, erkenntnisgeleiteter Lernprozess, in dem Studierende durch eigenes Forschen neues Wissen generieren und reflektieren.
Forschendes Lernen nach Ludwig Huber (2009, S. 2)
"Forschendes Lernen zeichnet sich vor anderen Lernformen dadurch aus, dass die Lernenden den Prozess eines Forschungsvorhabens, das auf die Gewinnung von auch für Dritte interessanten Erkenntnissen gerichtet ist, in seinen wesentlichen Phasen – von der Entwicklung der Fragen und Hypothesen über die Wahl und Ausführung der Methoden bis zur Prüfung und Darstellung der Ergebnisse in selbstständiger Arbeit oder in aktiver Mitarbeit in einem übergreifenden Projekt – (mit)gestalten, erfahren und reflektieren."
Beispielhafte Lehrformen
- Seminare nach dem Konzept 'Forschendes Lernen'
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Forschungsmodul
- Forschungskolloquium (begleitend zu Abschlussarbeiten)
Wodurch zeichnet sich Forschendes Lernen aus?
„Forschendes Lernen ist ein hochschuldidaktisches Prinzip [und Makromethode], das auf die Selbstständigkeit von Studierenden setzt: Lernen durch eigenes Forschen“ (Mieg, 2014, S.15).
Die Studierenden folgen in dieser Lehr-Lernform einer selbst entwickelten Fragestellung und durchlaufen den gesamten Forschungsprozess (oder nur Teile davon) (Sonntag et al. (2018). Forschendes Lernen im Seminar. Ein Leitfaden für Lehrende). Sie erwerben durch ihre Forschungsaktivität fachspezifische Kompetenzen, die in Bezug auf ein Thema oder im Hinblick auf die wissenschaftliche Ausbildung zentral sind (Klöber, 2020).
Zentral sind beim Forschenden Lernen folgende Aspekte (Huber, 2009):
- selbstständiges Forschen der Studierenden
- ein Forschungsvorhaben, das auch für „Dritte“ interessant ist
- ein vollständiges (oder auch teilweises) Durchlaufen des Forschungszyklus
© Leuphana Universität Lüneburg
Der Forschungszyklus, den die Studierenden ganz oder teilweise durchlaufen, kann idealtypisch wie folgt dargestellt werden:
Forschendes Lernen in der universitären Lehre erfordert einerseits einen großen Gestaltungsspielraum, birgt aber andererseits auch die Gefahr des Scheiterns. Es werden daher fünf Grundpfeiler für die Gestaltung der Lehre vorgeschlagen, die den Studierenden Sicherheit bei der Durchführung des Forschungsprozesses geben.
Warum Forschen und Lehre verbinden?
Die Umsetzung des Forschenden Lernens ist in verschiedenen Aspekten begründet (Huber, 2012):
- In der Bildung durch Wissenschaft steht das eigene Suchen und Finden, Problematisieren, Einsehen, Erstaunen, Untersuchen, Mitteilen im Mittelpunkt.
- Es werden allgemeinen Kompetenzen entwickelt, die über bloßes Fachwissen hinaus gehen. Dazu zählen: Kommunikations- und Teamfähigkeit, Präsentationstechniken, der Umgang mit modernen Informationstechnologien, interkulturelle Kompetenzen und Fremdsprachenkenntnisse, die Fähigkeit, Wissen und Informationen zu verdichten und zu strukturieren, sowie eigenverantwortlich weiter zu lernen (Wissenschaftsrat, 2000, S.21f).
- Die konstruktivistische Sicht auf Lernen geht davon aus, dass die Eigentätigkeit der Lernenden zu lebendigem Können führt statt zu trägem Wissen. Dazu müssen die Lernsituationen komplex gestaltet sein und anhand authentischer Probleme die Möglichkeit bieten, in sozialen Kontexten zu lernen. (Mandl & Reinmann-Rothmeier, 1998)
- „Tiefes“ Lernen setzt ein, wenn Wissen selbst organisiert, elaboriert und kritisch reflektiert wird. Voraussetzung dafür sind authentische Probleme, Offenheit und Komplexität von Aufgaben aber auch zeitliche Spielräume.
Healy, M.J. & Jenkins, A. (2009). Developing undergraduate research and inquiry. Higher Education Academy.
Huber, L. (2012). Warum Forschendes Lernen nötig und möglich ist. In J. Brockmann, J.-H. Dietrich & A. Pilnoik (Hrsg.), Methoden des Lernens in der Rechtswissenschaft (S.59–89). Nomos Verlag.
Mandl, H. & Reinmann-Rothmeier, G. (1998). Auf dem Weg zu einer neuen Kultur des Lehrens und Lernens. In G. Dörr & K.L. Jüngst (Hrsg.), Lernen mit Medien: Ergebnisse und Perspektiven zu medial vermittelten Lehr- und Lernprozessen. (S.193-206). Beltz.
Mieg, H. (2017). Forschendes Lernen – erste Bilanz. In H. Mieg & J. Lehmann (Hrsg.), Forschendes Lernen: Wie die Lehre der Universität und Fachhochschule erneuert werden kann. (S.15–31). Campus Verlag.
Klöber, R. (2020). Charakteristika und Möglichkeiten forschenden Lehrens und Lernens. Scholarship of Teaching and Learning an der Universität Heidelberg. Heidelberg Inspirations for Innovative Teaching. 1(1), 11-26. https://doi.org/10.11588/hint.2020.1.77682
Sonntag, M.; Rueß, J.; Ebert, C.; Friederici, K.; Schilow, L. & Deicke, W. (2017). Forschendes Lernen im Seminar. Ein Leitfaden für Lehrende. Neue Lehre- Neues Lernen. Bologna.Lab.
Wildt, J. (2009). Forschendes Lernen: Lernen im „Format“ der Forschung. Journal Hochschuldidaktik, 20(2), 4-7.
Wissenschaftsrat (2000, 01 21). Empfehlungen zur Einführung neuer Studienstrukturen und –abschlüsse (Baccalaureus/Bachelor – Magister/Master) in Deutschland. Wissenschaftsrat. https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/4418-00.pdf?__blob=publicationFile&v=1