13.11.2024
Kick-off des ersten Ethik-Zertifikatskurses an der TU Dresden: Ein spannender Start in die Vertiefung des Ethikunterrichts für Grundschulen

Fr. Cimander (Ethik-Lehrerin im Hochschuldienst am ZLSB) eröffnet den Kick-off des ersten berufsbegleitenden Ethik-Zertifikatskurses an der TU Dresden
Am 7.10.2024 wurde an der Technischen Universität Dresden ein bedeutendes Kapitel aufgeschlagen: Der erste Ethik-Zertifikatskurs speziell für Lehrkräfte, die den Ethikunterricht an Grundschulen vertiefen möchten, feierte seinen Kick-off. Dieser innovative Kurs richtet sich an Lehrkräfte aus der Region, die das Fach Ethik an Grundschulen zukünftig stärker in den Mittelpunkt rücken wollen. Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Chemnitz, Leipzig und Dresden kamen zusammen, um sich auf eine gemeinsame Reise der professionellen Weiterbildung zu begeben. Dabei standen nicht nur fachliche Inhalte im Fokus, sondern auch der persönliche Austausch und die Entwicklung eines Netzwerks engagierter Ethiklehrkräfte.
Der Auftakt des Kurses bot nicht nur Raum für organisatorische Details, sondern ermöglichte auch ein erstes Kennenlernen der vielfältigen Lehrkräfte. Das Technikteam der TU Dresden sowie die persönliche Unterstützung von Peggy Germer, sorgten für eine konstruktive und einladende Atmosphäre.
Ein herausragender Programmpunkt des Kick-offs war die Einführung durch Anna Karakaj, eine ausgebildete Grundschullehrkraft im Fach Ethik, die den Teilnehmenden fundierte Einblicke in den Lehrplan der Grundschule im Fach Ethik sowie die zentralen inhaltlichen Schwerpunkte des Kurses gewährte. Dabei setzte Frau Karakaj den Fokus auf eine praxisorientierte Ausgestaltung des Ethikunterrichts und unterstrich die Relevanz einer altersgerechten Vermittlung komplexer ethischer Themen. In einer einleitenden Rede skizzierte sie wesentliche Inhalte wie Gerechtigkeit, Verantwortung und das Erkennen moralischer Dilemmata – Themen, die insbesondere im 1.Modul umfassend vertieft und methodisch aufgearbeitet werden. Diese Einführung bot den Teilnehmenden einen wertvollen Ausblick auf die anspruchsvollen und vielschichtigen Themenfelder, die den weiteren Kursverlauf prägen werden.
Neben den theoretischen und praktischen Inhalten spielte das persönliche Kennenlernen eine zentrale Rolle. Es zeigte sich schnell, dass die Gruppe der Lehrkräfte eine enorme Bandbreite an Erfahrung und Expertise mitbrachte. Eine digitale Umfrage zu Beginn des Kurses offenbarte, dass die berufliche Erfahrung der Teilnehmenden stark variiert: Einige blicken auf über fünf Jahre Unterrichtserfahrung im Fach Ethik zurück, während andere bisher noch keine Erfahrungen im Ethikunterrichten gesammelt haben. Diese Vielfalt wurde von den Organisatoren des Kurses als große Chance gesehen, da die unterschiedlichen Perspektiven und Hintergründe der Lehrkräfte einen bereichernden Austausch ermöglichen und das Lernen voneinander fördern.
Die Lehrkräfte selbst zeigten sich begeistert von der Möglichkeit, sich in einem so wichtigen Bereich wie dem Ethikunterricht weiterzubilden. Mit dem Kick-off des Ethik-Zertifikatskurses wurde dementsprechend ein wichtiger Schritt in Richtung einer zukunftsweisenden Ethikausbildung realisiert. Die Lehrkräfte, die an diesem Kurs teilnehmen, werden in den kommenden Monaten intensiv daran arbeiten, ihre fachlichen und pädagogischen Kompetenzen zu erweitern, um die ethische Bildung von Grundschulkindern auf ein neues Niveau zu heben. Der Auftakt hat gezeigt, dass der Weg dafür geebnet ist – und dass alle Beteiligten hochmotiviert sind, diesen Weg gemeinsam zu gehen.
Der erste Tag endete mit dem Gefühl, dass hier eine engagierte und zukunftsorientierte Gemeinschaft von Lehrkräften entsteht, die den Ethikunterricht mit Leidenschaft und Sachverstand weiterentwickeln wollen. Der spannende Start verspricht einen ebenso spannenden weiteren Verlauf des Kurses.
Das erste Modul wurde von Romy Cimander, Lehrerin im Hochschuldienst, und Frau Philipp, der SHK der Fachdidaktik Ethik/Philosophie, durchgeführt. Beide gaben einen fundierten Einblick in die Theorie des Unterrichtens und verbanden diese mit konkreten Unterrichtsanregungen. Dabei wurden erste Unterrichtsentwürfe zu zentralen Themen des Ethikunterrichts in der Grundschule vorgestellt und diskutiert. Den Teilnehmenden wurde damit u.a. die Möglichkeit gegeben, in die Welt der Bilderbücher und anderer Materialien und dessen Einsatz hineinzuschnuppern. So wurde eine Brücke zwischen Theorie und Praxis geschlagen, und die Teilnehmer ermutigt, diese zu überqueren und eigene kreative Wege, also eigene Brücken im Ethikunterricht zu bauen und zu begehen.
Ergänzt wurde dieses Modul durch fundierte theoretische Grundlagen zum Philosophieren mit Kindern in dem Modul von Herrn. Prof. Tiedemann. Damit wurde das Fundament der Bedeutung des Philosophierens mit Kindern gelegt, wobei bereits deutlich wird, dass es dabei nicht um fertige Antworten, sondern um das gemeinsame Fragenstellen, Nachdenken und Reflektieren geht. Kinder haben eine natürliche Neugier und ein großes Bedürfnis, die Welt um sich herum zu verstehen: Der Ethikunterricht bietet ihnen den Raum, ihre Gedanken auszudrücken und in den Dialog mit anderen zu treten.
Besonders die sokratische Gesprächsführung nach Martens wurde als bewährte Methode diskutiert, um Kinder zum eigenständigen Denken anzuregen, während Bussmanns Modell die gezielte Impulssetzung durch Lehrkräfte in den Fokus rückt. Deutlich wurde, dass die Rolle der Lehrperson dabei nicht die eines Wissensvermittlers, sondern eines Moderators ist, der die Diskussion lenkt, ohne sie in eine bestimmte Richtung zu drängen. Die Teilnehmenden reflektierten intensiv, wie sich diese Konzepte im schulischen Alltag umsetzen lassen und welche Herausforderungen dabei auftreten können, etwa, wenn Kinder in ihren Argumentationen auf Widersprüche stoßen oder kontroverse Themen aufkommen.
Nach dieser theoretischen Einführung wurde das Seminar im dritten Modul durch eine praxisnahe Herangehensweise ergänzt. Frau Dr. Reichel-Wehnert nahm die Gruppe mit auf eine Reise in das praktische Anwendungsfeld des Philosophierens mit Kindern. Besonders eindrucksvoll war die Verknüpfung mit einem außerschulischen Lernort in Dresden, dem Japanischen Palais, bei dem Kunst und Kultur als Inspiration für philosophische Gespräche dienen. Hier wurde deutlich, wie sich abstrakte Konzepte wie Gerechtigkeit, Freundschaft oder Wahrheit durch kreative Methoden spielerisch erfahrbar machen lassen.
Ein zentrales Element der praktischen Umsetzung war der Einsatz von Bilderbüchern im Ethikunterricht. Ein oft genutztes Medium, dass durch offene oder mehrdeutige Enden nicht nur zum Nachdenken anregt, sondern auch verschiedene Perspektiven ermöglicht. Die Teilnehmenden entwickelten gezielt Fragen, um solche Geschichten als Diskussionsimpulse im Unterricht einzusetzen und erlebten, wie lebendig philosophische Themen durch narrative Elemente werden. Ebenso eindrucksvoll war die Arbeit mit szenischen Darstellungen und Standbildern. Eine interaktive Übung, die nicht nur für die Teilnehmenden einprägsam war, sondern ebenso eine Inspirationsquelle für den eigenen Unterricht darstellte. Erfahrungsberichte aus dem Schulalltag rundeten das Modul ab und gaben wertvolle Einblicke in die eigene, persönliche (Unterrichts-)Praxis.
Deutlich wurde: Philosophieren mit Kindern ist weit mehr als eine Methode. Es fördert kritisches Denken, regt zur Reflexion an und prägt die eigene Haltung nachhaltig. Mit neuen Perspektiven und kreativen Impulsen im Gepäck war die Begeisterung groß, das Gelernte im eigenen Unterricht umzusetzen. Die perfekte Grundlage für die kommenden Module.