SWK-Gutachten betont Rolle der Universitäten in der Lehrkräftefortbildung
Die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) veröffentlichte 2023 ein Gutachten zur Lehrkräftegewinnung und Lehrkräftebildung, in dem 11 Empfehlungen zur Zielerreichung formuliert sind. Ein Kapitel widmet sich der „Organisation und Gestaltung einer forschungsbasierten Fort- und Weiterbildung für eine kontinuierliche Kompetenzentwicklung von Lehrkräften“ (ebd., S.90). Die Definition von 'Fortbildung' unterscheidet sich je nach Perspektive: Für die Politik und Bildungsadministration ist es ein Instrument, z.B. für Qualitätsentwicklung, wohingegen Schulleitungen eher 'Personalmanagement' mit Fortbildungen assoziieren (vgl. ebd., S.90). Als fester Bestandteil der Professionalisierung von Lehrkräften existiert in Deutschland eine Fortbildungspflicht, die z.B. durch schulinterne Fortbildungen erfüllt werden kann. Das Thema 'Fortbildung' ist von Unterschiedlichkeit gekennzeichnet, was das Gutachten deutlich zu Tage bringt: Allein im ersten Abschnitt „Angebotsplanung“ taucht das Adjektiv „unterschiedlich“ drei Mal auf. Insgesamt bezieht sich die ausgeprägte Vielseitigkeit nicht nur auf die Fortbildungsgestaltung, sondern auch auf die Finanzierung von schulinternen Fortbildungen (ebd., S.91 f.) sowie auf das Ausmaß an Zielvereinbarungen von Lehrkräftefortbildungen (ebd., S.93). Die beiden letzteren können dabei als Faktoren gesehen werden, die die Qualität von Fortbildungen beeinflussen. So beschreibt das SWK die „Fortbildungsverpflichtung und ihre Umsetzung“ als „wenig verbindlich gehandhabt“ (ebd., S.91). Deutliche Defizite wurden vom SWK in der „Übersichtsdarstellung aller Länder“ (ebd., S.92), in der „Berichtslegung zur Lehrkräftefortbildung“ in Deutschland (ebd., S.94) sowie in dem „fehlende[n] Angebot an wissenschaftsbasierten Weiterbildungen“ (ebd., S.100) konstatiert. Dünnbesiedelt ist nach Angaben der SWK ebenfalls die Evidenzlage „zur effektiven Gestaltung von Weiterbildungen für Leitungsfunktionen“ und zu „Evaluationsbefunde[n] zum Kompetenzerwerb und zur Qualität dieser Qualifizierungsmaßnahmen“ (ebd., S.107). Positiv sind jedoch die Initiativen der einzelnen Bundesländer mit ihren jeweiligen Landesinstituten für Lehrkräftebildungen sowie der Vielzahl an sonstigen Trägern von Angeboten (vgl. ebd., S.92) anzusehen, die sich trotz fehlenden rechtlichen Rahmenvorgaben und begrenzten Ressourcen um Lehrkräftegewinnung und Lehrkräftebildung bemühen. Universitäten werden explizit in die Verantwortung von „wissenschaftsbasierte[n] Fort- und Weiterbildungen“ gestellt (ebd., S.109).
„Im Bereich der Lehrkräftebildung wäre insbesondere die Entwicklung gemeinsamer Angebote von Universitäten und Landesinstituten bzw. die Anrechnung von Weiterbildungsangeboten der Landesinstituten durch Universitäten von großem Interesse. Damit könnte die Steuerung von Weiterbildung von Lehrkräften auf eine neue Grundlage gestellt werden“ (ebd., S.109).
Die Notwendigkeit von implementierten Strukturen im Bereich Fort- und Weiterbildung wird anhand der Situationsanalyse des SWK (2023) deutlich. Da Fortbildungen ausschließlich dem Erhalt und der Aktualisierung vorhandener Kompetenzen dienen, liegen die Potentiale im Hinblick auf Lehrkräftegewinnung v.a. im Bereich 'Weiterbildung', die der Erschließung neuer bzw. zusätzlicher Kompetenzen dient. Besonders an dieser Stelle können sich Universitäten als entscheidende Akteure zur Erweiterung beruflicher Entwicklungsmöglichkeiten für Lehrkräfte erweisen.